« Das Deutsche Uhrenmuseum feiert eine Dekade im Dienste von Uhrenfans aus aller Welt »
Das Uhrenmuseum Glashütte ist ein lohnendes Ziel für alle Liebhaber mechanischer Uhren. Anhand von zahlreichen Exponaten lässt sich hier nicht nur die Geschichte der Uhrentechnik, sondern auch die Entwicklung Glashüttes zu einem der führenden Standorte der Uhrenherstellung in Deutschland nachvollziehen. Die ersten 10 Jahre seines Bestehens nehmen wir zum Anlass, die Leserinnen und Leser unseres Magazins zu einem virtuellen Museumsbesuch einzuladen.
Klein, aber fein – ein exklusives Museum für eine exklusive Zielgruppe
Im Laufe der 10 Jahre, die das Glashütter Uhrenmuseum mittlerweile existiert, haben insgesamt rund 365.000 Besucher den Weg dorthin gefunden. Im nahen Dresden, dessen weltberühmte Kunstsammlungen Jahr für Jahr mehr als zwei Millionen Besucher anziehen, mag man über derartige Zahlen nur lächeln.
Doch ein Durchschnitt von 36.500 Besuchern pro Jahr ist gar nicht so wenig für ein Museum, das nicht in einer der großen Metropolen liegt und zudem ganz auf ein so spezielles Fachgebiet wie die Horologie fokussiert ist.
Klein, aber fein – so lässt sich das Glashütter Ausstellungszentrum charakterisieren. Und für dessen Zielgruppe gilt dies ebenso. Dass es dem Uhrenmuseum Glashütte ungeachtet seiner starken thematischen Fokussierung keineswegs an weltweiter Ausstrahlung fehlt, zeigt ein Blick auf die Herkunft der Besucher der letzten 10 Jahre. Diese stammten immerhin aus 114 verschiedenen Nationen und von allen fünf bewohnten Kontinenten der Erde.
Umfangreiche Angebote für alle Besuchergruppen
Diejenigen, die den Weg in das Glashütter Museum gefunden haben, bekommen hier einiges geboten. Das historische Gebäude mitten im Zentrum des kleinen sächsischen Uhrmacherstädtchens bietet insgesamt rund 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche.
Präsentiert werden zahlreiche Exponate zur Geschichte der Glashütter Uhrmacherei sowie der Uhrenmanufaktur Glashütte Original, darunter eine Reihe von wertvollen Unikaten. Entsprechend dem internationalen Profil des Publikums werden Führungen in mehreren Sprachen angeboten. Neben Deutsch werden dabei Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch angeboten.
Audio-Guides mit Informationen zur Dauerausstellung sind in Deutsch sowie auf Chinesisch, auf Englisch und auf Tschechisch verfügbar. Die Uhrenfans, die das Museum besuchen, sind zwar mehrheitlich Erwachsene, doch auch für Kinder und Jugendliche gibt es besondere Angebote. Zu diesem Zweck ist die Museumspädagogik seit 2014 ausgebaut worden, und seit 2016 können für Schulklassen unterschiedlicher Altersgruppen individuelle Erlebnis- und Lernpakete gebucht werden.
Hochkarätiger Festakt zum Jubiläum
Das zehnjährige Bestehen des Glashütter Uhrenmuseums wurde am 22. Mai 2018 mit einem Festakt begangen, der im Atrium der Manufaktur Glashütte Original stattfand. Diese empfahl sich nicht nur wegen ihrer Lage in unmittelbarer Nachbarschaft des Museums als Veranstaltungsort, sondern zählt auch zu den Mitbegründern der Stiftung “Deutsches Uhrenmuseum Glashütte – Nicolas G. Hayek”.
Insgesamt hatten sich zur Jubiläumsfeier mehr als 100 geladene Gäste eingefunden. Neben Vertretern der Politik und der Wirtschaft gehörten dazu verschiedene Leihgeber und Vertreter von Partnermuseen, Zeitzeugen der Glashütter Uhrengeschichte sowie Vertreter der im Ort ansässigen Uhrenfirmen.
Der Glashütter Bürgermeister Markus Dreßler, Museumsleiter Reinhard Reichel und Frank Knittel in seiner Doppelrolle als Stiftungsvorstand und Geschäftsführer der gastgebenden Manufaktur würdigten die Bedeutung, die das Deutsche Uhrenmuseum für den traditionsreichen sächsischen Uhrenstandort und für die Region, aber auch für die Uhrenindustrie Deutschlands hat. Zum Abschluss gab es auf dem Museumsplatz eine faszinierende Feuershow.
Darüber hinaus hatte die Stiftung Besucher der Stadt an einem Tag der Pfingstferien zu einem bunten Familientag eingeladen, um auf diese Weise “10 Jahre Uhrenmuseum Glashütte” zu feiern.
Eine Stiftung als kollektives Gedächtnis
Die nach Nicolas G. Hayek benannte Stiftung war 2006 von der Stadt und der Uhrenmanufaktur gemeinsam gegründet worden und soll als kollektives Gedächtnis der Uhrenstadt dienen. Das Deutsche Uhrenmuseum ist zwar mit Sicherheit das prominenteste, aber keineswegs das einzige Projekt der Stiftung. Vielmehr erstrecken sich deren Aktivitäten darüber hinaus auf das Betreiben einer Restaurierungswerkstatt, einer Fachbibliothek und eines umfassenden Archivs.
Im Rahmen verschiedener Projekte im In- und Ausland werden zudem wertvolle Dokumente und Kenntnisse für eine breitere Öffentlichkeit erschlossen und dabei zum Teil auch weltweit einmalige Ausstellungsstücke präsentiert.
Der CEO der Swatch Group und Sohn des Namenspatrons der Stiftung, Nick Hayek, sagte anlässlich seiner Gratulation zum ersten “runden Geburtstag” des Museums, 10 Jahre seien in der jahrhundertelangen Geschichte Glashüttes nur ein Wimpernschlag, für die nach seinem Vater benannte Stiftung jedoch ein Meilenstein. Die Geschichte werde kontinuierlich weitergeschrieben und das Glashütter Museum trage dazu bei, auch in Zukunft die Kunst der Zeitmessung zu bewahren.
Vielseitige Dauerausstellung und zahlreiche Sonderausstellungen zu interessanten Themenschwerpunkten
Ein Besuch des Glashütter Uhrenmuseums lohnt sich auch für jene, die es bereits von früheren Besuchen kennen. Denn neben der Dauerausstellung zur regionalen Wirtschaftsgeschichte und zur Tradition der sächsischen Uhrmacherkunst, die ganz nebenher zum Phänomen Zeit auch einen emotionalen Zugang ermöglichen möchte, gibt es immer wieder Sonderausstellungen zu bestimmten Themenschwerpunkten.
Die nach einem multimedialen Konzept angelegte Dauerausstellung umfasst eine chronologische Abfolge von “Historienräumen”, welche die technische Entwicklung veranschaulichen. Diese werden ergänzt durch mehrere “Zeiträume”, die technische und praktische Aspekte des Uhrmacherhandwerks thematisieren und dabei komplexe Sachverhalte auf eine Art und Weise vermitteln, die sie Kennern und Laien gleichermaßen zugänglich macht. Wechselnde Sonderausstellungen runden das Programm des Museums ab und ergänzen es. Sie widmen sich beispielsweise dem Leben und Wirken bedeutender Glashütter Persönlichkeiten, beleuchten besonders prägende Epochen der örtlichen Uhrenindustrie oder setzen sich mit besonderen Aspekten der Zeitmessung auseinander.
So war etwa die Zeitmessung im Sport Gegenstand der Sonderausstellung mit dem Titel “Wenn Bruchteile von Sekunden entscheiden”. Und unter dem Motto “Ausgerechnet!” hatte sich eine weitere Schau – organisiert in Partnerschaft mit dem Bonner Arithmeum – auf die eng mit der lokalen Uhrenindustrie verbundene Geschichte der Glashütter Rechenmaschinen fokussiert.
Ein lohnender Tipp für alle, die noch einen Tag mehr Zeit haben: der Mathematisch-physikalische Salon in Dresden
Wer “10 Jahre Uhrenmuseum” zum Anlass für eine Reise auf den Spuren der Glashütter Uhrenindustrie nehmen möchte und dabei noch etwas Zeit erübrigen kann, sollte diese unbedingt für einen Besuch im Dresdner Zwinger nutzen.
Denn dort befindet sich mit dem Mathematisch-Physikalischen Salon ein weiteres Museum, das für alle an Uhren und an der Geschichte der Zeit Interessierten eine Menge lohnender Exponate bereithält. Hier lässt sich die Entwicklung mechanischer Uhren, beginnend in der frühen Neuzeit, bis in die Zeit der ersten Glashütter Manufakturen im 19. Jahrhundert nachverfolgen.
Faszinierende Erd- und Himmelsgloben aus vergangenen Jahrhunderten, frühe Rechenmaschinen und kuriose Uhrenmodelle gehören ebenfalls zum Bestand dieser Sammlung.
Eines der vielleicht originellsten und verspieltesten Stücke dürfte wohl die Figur eines trommelnden Bären sein, die bereits im Jahr 1625 geschaffen wurde. Sie ist mit natürlichem Fell bezogen und trägt ein Zifferblatt auf der Brust. Das zugehörige Uhrwerk ist im Inneren des Bären verborgen, und solange dieses arbeitet, lässt der Bär seine Augen im Rhythmus des Tickens hin- und herrollen.