« Die Trends der Luxusuhrenbranche 2018 »
Als eine der führenden Uhren- und Schmuckmessen der Welt ist die Baselworld jedes Jahr nicht nur die Gelegenheit, die neuesten Kreationen von Uhrenherstellern aus aller Welt zu bewundern, sondern zugleich auch ein guter Indikator für die Stimmung und die aktuellen Trends innerhalb der Branche. In unserem Baselworld Review haben wir für unsere Leser ein paar Impressionen eingefangen.
Der Branche geht es inzwischen besser als der Messe
In der Review waren für die Luxusuhrenbranche – insbesondere für die Schweizer Unternehmen – die vergangenen Jahre nicht leicht. Der Wechselkurs des Schweizer Franken und die schwächere Konjunktur in China waren Gründe dafür, dass Uhren von Rolex, Omega, Breitling, TAG Heuer und anderen renommierten Luxusuhrenmarken weniger stark gefragt waren als zuvor. So hatte sich bereits 2017 abgezeichnet, dass einige Hersteller ihre Messepräsenz reduzierten oder ganz auf eine Teilnahme verzichteten. Vor diesem Hintergrund wurde die Dauer der Messe 2018 bereits um einen Tag verkürzt, und die Zahl der Aussteller ging fast um die Hälfte zurück.
Brancheninsidern zufolge soll dies jedoch nicht nur an der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen gelegen haben, die von vielen Herstellern inzwischen wieder deutlich besser beurteilt wird, sondern auch an der Preispolitik der Messe. Diese veranlasste nicht nur einige Unternehmen, der Messe fernzubleiben, sondern führte zudem zu einem wachsenden Interesse am SIHH in Genf, der jedes Jahr bereits im Januar stattfindet und als Uhrenfachmesse den wohl wichtigsten Wettbewerber der Baseler Uhrenmesse darstellt.
So hatte Hermès bereits 2017 mit der Ankündigung Aufsehen erregt, seine Produkte 2018 nicht mehr in Basel, sondern auf dem SIHH in Genf zu präsentieren. Und von Nomos Glashütte sind inzwischen ebenfalls ähnliche Überlegungen bekannt. So verwundert es nicht, dass dieses Jahr in nahezu jedem Baselworld Review die Frage anklang, inwieweit die Messe künftig auf die Wünsche der Aussteller eingehen und ihr Preisgefüge möglicherweise auch etwas flexibilisieren wird. Fest steht jedenfalls schon heute, dass das künftige Konzept der Baseler Messe bei vielen Branchenvertretern, aber auch bei privaten Interessenten am Thema Uhren mit mindestens ebenso viel Spannung erwartet wird wie die neuen Uhrenmodelle des Jahres 2019.
Retro und Heritage bleiben im Trend
Was die Trends im Hinblick auf die Modellpolitik der Uhrenhersteller und das Design der Uhren betrifft, scheint – im Rückblick betrachtet – ein branchenübergreifender Konsens darüber zu bestehen, dass die Uhrenkäufer des Jahres 2018 eine ausgeprägte Vorliebe für Retro-Design haben.
In der Modellpalette der meisten Manufakturen spiegelt sich dies in entsprechenden Neuauflagen oder Modifikationen bereits am Markt befindlicher Modelle wider. Dabei fällt auf, dass insbesondere die großen namhaften Hersteller, die bereits auf eine entsprechend lange Unternehmensgeschichte zurückblicken können, häufig nicht einfach nur Uhrenmodelle mit einem an frühere Epochen erinnernden Design lancieren, sondern ganz bewusst Modelle, Designs und Bezeichnungen aus der eigenen Unternehmensgeschichte aufgreifen und zu neuem Leben erwecken.
Der Review auf das eigene Erbe klingt auch in den Bezeichnungen der Uhren und Modelllinien an, die häufig das Wort “Heritage” enthalten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Modellen aus den 1930er bis 1970er Jahren, die optisch mehr oder weniger modifiziert und häufig auch mit einem Innenleben auf dem neuesten Stand der Technik versehen werden.
Baselworld Review: Wohin steuern Rolex, Omega & Co.?
Rolex hat in diesem Jahr vor allem mit der neuen Pepsi-Version der GMT-Master II für Aufsehen gesorgt. Das 1954 erstmals öffentlich vorgestellte Modell ist nun mit einem Jubilé-Armband, einer rot-blauen Lünette und dem neuen Automatikkaliber 3285 erhältlich. Dass Letzteres weit mehr als nur eine leichte Modifikation eines bestehenden Kalibers ist, zeigt schon die Tatsache, dass Rolex zehn Patente auf seine Neuentwicklung angemeldet hat.
Omega hat mit seiner Seamaster 1948 Limited Edition ebenfalls ein Modell aus der eigenen Unternehmensgeschichte zu neuem Leben erweckt, das den Auftakt für eine Modelllinie bildete, die bis heute zu den wichtigsten und umfangreichsten der Marke gehört.
Breitling lancierte mit der Navitimer 8 zwar eine völlig neue Modelllinie mit fünf verschiedenen Modellen, doch auch hier finden sich historische Anleihen und Anspielungen auf frühere Modelle der Marke.
Weniger ist oft mehr: Baselworld Review zeigt Trend zum Downsizing und zu moderaten Preisen
Neben dem Retro- und Heritage-Trend zeichnete sich in den Messekollektionen eine Tendenz zu neuer Bescheidenheit ab. Schienen die Gehäuse von Armbanduhren in den vergangenen Jahren immer größer zu werden und die Preise in immer neue Höhen zu klettern, so scheint diese Entwicklung inzwischen gestoppt worden zu sein – oder zumindest differenzierter zu verlaufen.
Dass in diesem Jahr vermehrt Herrenuhren mit Gehäusedurchmessern von weniger als 40 Millimetern präsentiert wurden, hängt teils mit dem Retro-Trend zusammen, ist teils aber auch eine Gegenreaktion auf das beachtliche “Wachstum” der Uhren in den zurückliegenden Jahren.
Viele Baselworld-Neuheiten des Jahres 2018 lassen noch einen weiteren Trend erkennen: Das Downsizing ist häufig auch mit einer optischen “Entschlackung” der Zifferblätter verbunden, die der Ablesbarkeit zugutekommt. Dass weniger manchmal mehr sein kann, zeigt sich erfreulicherweise auch bei den Preisen. Mechanik-Fans, die sich in der Vergangenheit möglicherweise über die Preispolitik mancher Luxusmarken geärgert haben, dürften mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben, dass einige Baseler Novitäten durchaus zu moderaten Preisen angeboten werden.
So bietet TAG Heuer den mit dem neuen Manufakturkaliber ausgestatteten Chronographen Carrera Heuer 02 bereits für weniger als 5.000 Euro an, und Longines bleibt mit dem Jahreskalender-Modell der Master Collection, das von einem optimierten ETA-Automatikkaliber angetrieben wird, unterhalb der 2.000-Euro-Grenze. Ein absolutes Novum in unserer Review.
Skelettierte Modelle weiterhin beliebt
Last, but not least, sei noch auf die offensichtlich weiter anhaltende Nachfrage nach skelettierten Uhren hingewiesen, die sich bei mehreren Ausstellern in der Messekollektion fanden. Dies gilt für “Skelettuhren-Spezialisten” wie Hublot, in deren Sortiment regelmäßig neue skelettierte Modelle auftauchen, ebenso wie für jene Hersteller, die nur gelegentlich zu dieser Gestaltungslösung greifen.
Ein Beispiel dafür ist TAG Heuers neueste Kombination von Manufakturwerk und GMT-Funktion, mit der die Marke das 55-jährige Bestehen ihrer seit 1963 am Markt erfolgreichen Kollektion Carrera feiert und auch “von oben” interessante Einblicke in ihr mechanisches Innenleben gewährt.