« Uhren zahlreicher Serien mit Carbon-Gehäuse umgesetzt »
Ganz gleich ob im Rennsport, in der Raumfahrt oder in der Medizintechnik: Carbon zählt in sämtlichen Anwendungsbereichen zu den vielseitigsten Werkstoffen und punktet mit enormer Festigkeit bei geringem Gewicht. Wie die Tag Heuer Carbon Collection unter Beweis stellt, hat das überragende Material inzwischen auch in der Uhrenindustrie einen festen Platz. Grund genug also, einen genaueren Blick auf die sportlichen Masterpieces und ihren außergewöhnlichen Rohstoff zu werfen.
Was genau sind Carbonfasern eigentlich?
Bei Carbonfasern, häufig auch als Kohlenstofffasern bezeichnet, handelt es sich um industriell produzierte Fasern aus organischen Ausgangsmaterialien. Zu diesen zählen beispielsweise Viskosefasern oder Polyacrylnitril (PAN).
In einem mehrstufigen Erhitzungs-Verfahren, dem sogenannten Pyrolyseprozess, werden sämtliche Bestandteile dieser Ausgangsmaterialien abgespalten, sodass am Ende nur noch reiner Kohlenstoff übrigbleibt. Weitere, teils sehr aufwendige Behandlungen verleihen dem Material seine typische Struktur und sind für den hohen Preis des Werkstoffes verantwortlich. Um die Carbonfasern nutzbar zu machen, beispielsweise für die Verarbeitung zu einem Uhrgehäuse, werden sie in sogenannte Faserverbundwerkstoffe eingearbeitet. Diese bestehen meist aus zwei Hauptkomponenten: Den Kohlenstofffasern und Kunststoff.
Das Endergebnis kann man sich als ein äußerst stabiles Geflecht dieser beiden Bestandteile vorstellen. Es ist dank seiner geringen Dichte sehr leicht, zeichnet sich durch eine hohe Resistenz gegenüber Hitze aus und verfügt über eine außerordentliche mechanische Belastbarkeit. Somit ist es Stahl, aber auch Aluminium in sämtlichen Belangen überlegen.
Jedes Meisterstück ein Unikat
Nach einer etwas technischen Einleitung ist es nun höchste Zeit, den Fokus auf die neue Tag Heuer Carbon Collection zu lenken. Obwohl man es aufgrund ihres Namens vermuten könnte, umfasst diese Reihe keine völlig neuen Modelle: Stattdessen erscheinen die bekannten Serien Carrera, Aquaracer und Monaco in neuem Gewand.
Alle Editionen bestehen aus einem dunklen Kohlenstoff-Gehäuse, das den sportlich-expressiven Look im Vergleich zu den Standardmodellen noch verstärkt und hervorragend zur maskulinen Reputation des Schweizer Herstellers passt.
Die Spitze der Kollektion bildet die Carrera Carbon: Ihr skelettiertes Zifferblatt, das Calibre Heuer 02-Manufakturwerk und ein optionales Tourbillon auf 6 Uhr machen sie zu einer wahrlich kompromisslosen Erscheinung. Zur Wahl stehen drei Ausführungen, zu denen neben der komplett schwarzen Tourbillon-Variante auch ein Modell mit Gold- sowie eines mit silber-blauen Applikationen zählen.
Alle Modelle vermitteln dabei die Aura eines ungezähmten Rennwagens, der nahezu hungrig auf seine nächste Runde wartet. Und auch in puncto Individualität macht der Carrera Carbon so schnell niemand etwas vor, denn jedes Exemplar besitzt seine ganz eigene Kohlenstoff-Struktur und ist somit ein waschechtes Unikat.
Dunkel, schonungslos und eigensinnig
Einzelstücke sind auch die Aquaracer Carbon Editionen. Sie punkten mit einer stattlichen Wasserdichtigkeit bis 300 Meter Tiefe und sind ebenfalls in drei Varianten erhältlich: Während dezent-goldene oder blaue Verzierungen für einen verhältnismäßig zurückhaltenden Auftritt sorgen, garantieren strahlend-gelbe Applikationen die volle Präsenz. Insgesamt wirken Tag Heuer Aquaracer Carbon Modelle aber deutlich zivilisierter als die Zeitanzeiger aus der Carrera-Serie: Statt einem skelettierten Zifferblatt wartet hier eine übersichtliche Datumsanzeige auf 3 Uhr auf.
Auch die Ausmaße sind bescheidener, beläuft sich der Durchmesser der Aquaracer auf 41 statt der 43 oder 45 mm bei der Carrera. Im Innern schlägt ein zuverlässiges Calibre-5-Automatikwerk mit einer Gangreserve von 38 Stunden. Und dann gibt es ja noch die Monaco. Wer Tag Heuer Uhren kennt, weiß um den Kultstatus dieser kantigen Uhr, die bereits im Jahr 1969 erschien und ihrem Stil bis heute treu geblieben ist.
Dementsprechend halten sich die Modifikationen der Monaco Carbon in Grenzen: Zwar schlüpft sie wie ihre Familienmitglieder Carrera und Aquaracer in eine dunkle Kohlenstoff-Hülle, erlaubt jedoch keine großen Eingriffe ins Zifferblatt – es bleibt klassisch-schwarz mit blauen Markierungen.
Ihr schlanker Durchmesser von 39 mm, eine betont flache Bauweise und das vornehme Alligatorlederarmband verleihen der Monaco einen exklusiven Touch und lassen sie weniger aggressiv erscheinen als ihre Brüder.
Nur ein Trend oder doch die Zukunft?
Mit seiner Carbonfaser-Kollektion beweist Tag Heuer die Kompatibilität des beliebten Werkstoffes mit der Uhrenindustrie. So erweisen sich die Stabilität und der individuelle Look einer jeden Uhr als schlagkräftige Argumente für den Einsatz des Materials. Doch wie sieht es eigentlich bei anderen Herstellern aus?
Bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass neben Tag Heuer Anbieter aller Preisklassen auf die dunklen Kohlenstoff-Modelle setzen. Beispielsweise verwendet Union Glashütte bei seinem Belisar Chronograph eine vergleichsweise dezente Carbon-Lünette, während Hublot eine ganze Reihe ausdrucksstarker Carbonfaser-Editionen führt. Zu diesen zählt beispielsweise die Big Bang Unico, die das typische Muster der Fasern sehr deutlich erkennen lässt. Aber auch Oris und Bell & Ross zählen zu den Marken, die sich an den verheißungsvollen Werkstoff gewagt haben.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Werden unsere Armgelenke zukünftig von Kohlenstoff anstelle von Edelstahl oder Gold verziert? Wohl kaum. Denn obwohl das Verbundmaterial mit seiner Stabilität und individuellen Erscheinung klare Vorteile besitzt, kann es den stählernen Glanz, das goldene Schimmern einer klassischen Uhr nicht ersetzen. Nichtsdestotrotz unterliegt der Werkstoff einer steigenden Beliebtheit und dürfte in den folgenden Jahren einen respektablen Teil der Uhrenliebhaber für sich gewinnen. Vielleicht sehen wir die Carbonfasern demnächst ja öfter, als man es heute noch glauben mag.