Die mechanische Armbanduhr – zukunftsträchtiges Konzept oder Relikt der Vergangenheit? Wer den immensen digitalen Fortschritt der letzten Jahrzehnte betrachtet, könnte den klassischen Zeitanzeiger mit guten Argumenten als obsolet bezeichnen. Glücklicherweise belehrt uns die Frankfurter Uhrenschmiede Sinn mit ihren Einsatzzeitmessern eines Besseren: Für härteste Bedingungen geschaffen, dienen sie Spezialkräften und Abenteurern täglich als unersetzliche Begleiter. Sehen wir uns die Vielfalt der innovativen Modelle einmal genauer an.
Im Fokus: Robustheit und Zuverlässigkeit
Die Geburtsstunde des Sinn EZM schlug vor mehr als 20 Jahren: Für die Spezialeinheiten der Bundespolizei und des deutschen Zolls entwickelt, zeigte sich die 1997 präsentierte EZM 1 in einem kompromisslos minimalistischen Design. Diese Zweckorientierung verlieh dem Chronographen nicht nur eine hervorragende Ablesbarkeit in allen Extremsituationen, sondern legte auch den Grundstein für eine ganze Reihe weiterer Spezialuhren.
Das heutige Portfolio der Frankfurter Einsatzzeitmesser bietet nicht nur Tauchern und Piloten, sondern auch Feuerwehrleuten, Rettungskräften und Eliteeinheiten wie der GSG 9 jeweils spezielle Zeitanzeiger für ihre Anforderungen. Charakterisiert durch ihre hohe Widerstandsfähigkeit und Funktionalität, zählen die Sinn EZM Editionen zu den technisch fortschrittlichsten Instrumenten der Uhrenbranche.
U-Boot-Stahl und Trockenhaltetechnik: Taucheruhren der Superlative
An einem Ort wird diese Innovationskraft mehr als irgendwo anders benötigt: Unter Wasser. Es verwundert also kaum, dass Diver einen wesentlichen Schwerpunkt des Spezialuhren-Herstellers markieren. Dabei fällt vor allem der EZM 13 ins Auge, dessen Stoppminute über eine 60er- statt der üblichen 30er-Teilung verfügt.
Dank dieses Features genügt ein Blick zur Erfassung aller Minuten, die sich im Rahmen einer Stunde bewegen. Dass Krone und Drücker auf der linken Gehäuseseite angeordnet sind, hat entgegen des erstmals fragwürdigen Eindrucks einen praktischen Hintergrund: Nur auf diese Weise kann das unangenehme Eindrücken dieser Komponenten in den Handrücken verhindert werden.
Die Reihe cleverer Lösungen setzt sich im Innern des Zeitanzeigers fort: Während die hauseigene und in zahlreichen weiteren Sinn Uhren verbaute Ar-Trockenhaltetechnik für eine Erhaltung der Öl-Qualität und damit für eine gesteigerte Verlässlichkeit sorgt, positionieren sich die 500 Meter Wasserdichtigkeit im deutlich überdurchschnittlichen Bereich. Wem das nicht genug ist, der findet mit der Sinn Taucheruhr EZM 5 eine noch radikalere Lösung.
Hier entschloss man sich, gleich das ganze Gehäuse aus U-Boot-Stahl zu fertigen und quasi nebenbei eine Wasserdichtigkeit bis 2.000 Meter zu realisieren. Glaubt man dem Ganzen angesichts dieser monströsen Zahlen nicht so recht, genügt ein Anruf bei der DNVGL: Die unabhängige Klassifikationsgesellschaft bestätigt seit 2005, dass die Frankfurter Spezialuhren die europäischen Tauchgerätenormen erfüllen.
Wenn Kratzer zur Nebensache werden
Eine weitere Entwicklung aus der Trickkiste der Sinn EZM stellt die sogenannte TEGIMENT-Technologie dar. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein spezielles Verfahren zur Oberflächenhärtung, das den Uhren eine bemerkenswerte Resistenz gegenüber Kratzern beschert. Nicht nur die EZM 5, sondern auch die EZM 15 bedient sich dieser nützlichen Technologie.
Letztere, die auch unter der Bezeichnung T2 vermarktet wird, taucht ebenfalls bis zu 2.000 Meter ab und besitzt aufgrund ihres matten Titangehäuses eine fast schon schüchterne Ausstrahlung. So sachlich, in manchen Augen vielleicht sogar brav der Zeitanzeiger auch wirken mag: Sein unverlierbarer Sicherheitsdrehring stellt sicher, dass selbst unter größter Gewalteinwirkung keine Merkzeiten verlorengehen.
Schwächen: Nicht erlaubt
Doch nicht nur im Wasser, sondern auch zu Lande und in der Luft scheinen die Einsatzzeitmesser unzerstörbar zu sein. Der EZM 7S, geschaffen für den täglichen Einsatz der Feuerwehr, liefert uns das wohl eindrucksvollste Beispiel dafür. So ist sein Drehring farblich kodiert, um das schnelle Einstellen und Ablesen der wichtigsten Einsatzzeiten für Atemschutzgeräteträger zu ermöglichen.
Limitiert auf 300 Exemplare, umfasst die instrumentelle Sinn Uhr neben einer zweiten Zeitzone auch den beinahe schon berühmten Magnetfeldschutz der hessischen Traditionsmarke – bis zu 80.000 A/m können gefahrlos auf den Zeitanzeiger einwirken. Im Feuerwehreinsatz wohl noch wichtiger ist die breite Temperaturspanne von -45 bis +80° C, in der die Spezialuhren ihre volle Funktionstüchtigkeit beibehalten.
Wer über EZM spricht, darf auch Sinn Fliegeruhren nicht unerwähnt lassen. Der EZM 10 TESTAF, dessen Eignung für den Lufteinsatz von der Fachhochschule Aachen bestätigt wurde, stellt uns mit der DIAPAL-Technologie eine weitere Leistung des Herstellers vor. Dabei handelt es sich um eine schmierstofffreie Ankerhemmung, bei der anstelle von Ölen besonders reibungslos zusammenwirkende Materialpaarungen genutzt werden. Angesichts dieser und der Vielzahl anderer ingenieurstechnischer Lösungen der Manufaktur wirkt es schon fast selbstverständlich, dass die Pilotenuhr vom Zifferblatt bis zur Ergonomie auf maximale Funktionalität abgestimmt ist.
Pioniergeist und die Leidenschaft am Fliegen
Von der kratzfesten TEGIMENT-Oberfläche über die extremen Wassertiefen der Diver bis hin zur Feuerwehruhr: Die Spezialuhren aus Frankfurt warten mit einer schier endlosen Vielfalt intelligenter Technologien auf. Eine Innovationskraft, die selbst viele Schweizer Manufakturen in den Schatten stellt.
Dabei begann alles sehr überschaubar: 1961 vom Piloten und Fluglehrer Helmut Sinn gegründet, spezialisierte sich der Hersteller zunächst auf Fliegeruhren und weitete sein Produktportfolio schrittweise aus.
Nicht nur die Umsetzung des Direktvertriebs zur Kostenreduktion und damit dem vergleichsweise günstigen Verkauf der Zeitanzeiger, sondern auch die stetige Priorität von praktischen anstelle von ästhetischen Erwägungen unterscheidet die Marke von der breiten Masse der Uhrenhersteller. Vielleicht ist es ja gerade letzterer Aspekt, der die technischen Leistungen des Unternehmens erst möglich gemacht hat. In jedem Fall können wir gespannt sein, mit welchen weiteren Ideen die Sinn EZM die Horologie der Zukunft bereichern werden.