« Uhrenpionier und Namensgeber »
Die Luxusuhrenmarke Graham begeistert ihre Fans immer wieder mit spektakulären Entwürfen und einem ausgesprochen avantgardistischen Design. Heute handelt es sich um eine Schweizer Marke, deren Wurzeln allerdings in England liegen und bis in das 17. Jahrhundert zurückreichen. Wir haben die Geschichte der Marke für unsere Leserinnen und Leser recherchiert.
“Uhrmacher seit 1695” – Reverenz an einen großen Namen der Uhrengeschichte
Schweizer Uhren der Marke Graham fallen meist schon allein durch ihre Größe und ihr markantes, avantgardistisches Design auf. Damit haben sie in den zurückliegenden Jahren bereits einige zehntausend Kunden überzeugt und sich einen festen Platz am Luxusuhrenmarkt erobert. Doch wie kommt die noch vergleichsweise junge Marke zu ihrem urenglisch klingenden Namen? Schon der Slogan der Marke – “Watchmakers since 1695” – weist darauf hin, dass sich ihr Schöpfer ganz bewusst in eine lange und ehrwürdige Tradition gestellt hat.
Denn als der Bieler Uhrmacher und Ingenieur Eric A. Loth im Jahr 2000 seine eigenen Uhrenkollektionen auf den Markt brachte, erfüllte er zu diesem Zweck zwei damals nicht mehr aktive, aber einst glanzvolle Marken mit neuem Leben. Er nannte sein im Schweizer Uhrenzentrum La Chaux-de-Fonds ansässiges Unternehmen The British Masters und vermarktete seine Uhren unter den beiden Markennamen Graham und Arnold & Son, die beide auf berühmte englische Uhrmacher zurückgehen.
Inspiriert vom Revival mechanischer Uhren
Inspirationen für sein Projekt hatte Loth bereits während der 1990er Jahre bekommen. Nach den bitteren Erfahrungen der Quarzkrise kehrte die Schweizer Uhrenindustrie damals immer stärker auf die Erfolgsspur zurück.
Mechanische Uhren wurden wieder stärker nachgefragt und galten schon bald als Statussymbol und Ausdruck stilvoller Lebensart.
Loth erlebte diese Zeit in verschiedenen leitenden Funktionen innerhalb der Swatch Group mit. Er sah, wie sein Kollege Jean-Claude Biver die traditionsreiche Marke Blancpain erfolgreich zu neuem Leben erweckte und wie sich im sächsischen Glashütte gleich eine ganze Reihe von historischen Uhrenmarken wieder neu am Markt positionieren konnten und schon bald zu alter Größe zurückfanden.
Diese Entwicklungen ermutigten ihn, gemeinsam mit mehreren Partnern und Geldgebern eigene Uhrenkollektionen zu kreieren und auf den Markt zu bringen und dabei die einst bedeutende Tradition englischer Uhrmacher wiederaufleben zu lassen. Dabei kam ihm die Tatsache zugute, dass etliche Markennamen von bedeutenden und innovativen britischen Uhrmachern des 17. und 18. Jahrhunderts nicht mehr genutzt wurden und von ihm erworben werden konnten, so zum Beispiel Arnold, Earnshaw , Graham, Mudge, Quare und Tompion.
Für einen Neustart dieser Marken in ihrem Heimatland – ähnlich wie bei den deutschen Marken in Glashütte – fehlte es dort allerdings an der erforderlichen Infrastruktur, weshalb Loth sich letztlich für die Schweiz entschied. Heute ist Graham die umsatzstärkste Marke von The British Masters, gefolgt von Arnold & Son. Die übrigen, erworbenen Marken werden dagegen zurzeit nicht aktiv genutzt.
George Graham – bedeutender Uhrmacher und Erfinder
Der am 7. Juli 1673 im englischen Horsgill geborene George Graham, dessen Name nun dank Loth wieder auf dem Uhrenmarkt präsent ist, gehört bis heute zu den bedeutenden Wegbereitern der modernen Uhrenindustrie und hat diese mit einer Reihe wichtiger Erfindungen maßgeblich vorangebracht. Nachdem er in London sieben Jahre lang bei Henry Aske das Uhrmacherhandwerk erlernt hatte, begann er 1695, für Thomas Tompion zu arbeiten. Im selben Jahr trat Graham der “Worshipful Company of Clockmakers” bei, die ihn 1722 zum Master ernennen sollte. Mit Tompion, der als „Vater der englischen Uhrmacher“ gilt, blieb er bis zu dessen Tod 1713 freundschaftlich verbunden. Er wurde sein Teilhaber und heiratete zudem Tompions Nichte.
Die enge Verbindung der beiden bedeutenden Uhrmacher hielt sogar über den Tod hinaus an: Nach seinem Tod am 16. November 1751 wurde George Graham in Tompions Grab in der Westminster Abbey bestattet. Zu den wegweisenden Erfindungen Grahams gehört der nach ihm benannte, erste ruhende Ankergang bei Pendeluhren von 1715. Fünf Jahre später folgte eine Zylinderhemmung auf Basis von Tompions Sautroghemmung. 1726 präsentierte er ein Uhrenpendel mit einem Quecksilber-Ausdehnungsgefäß, das eine Kompensation von Temperatureinflüssen ermöglichte und im folgenden Jahr vollendete er das Zenithteleskop, welches sich noch heute im Royal Observatory in Greenwich befindet.
Zu den Eigenschaften Grahams, der 1721 als Mitglied in die Royal Society aufgenommen wurde, gehörten eine tiefe Abneigung gegen Banken und eine bemerkenswerte Großzügigkeit.
Sein Geld verwahrte George Graham in seinen eigenen Räumen und lieh Freunden auch hohe Summen, ohne Zinsen dafür zu verlangen. Dank seinem guten Ruf gelang es ihm, eine Reihe begabter Mitarbeiter zu gewinnen. Einige davon gelangten später selbst zu hohem Ansehen, darunter beispielsweise Jonathan Sisson und John Bird.
Markante Uhren für Individualisten
Die Uhren, die heute Grahams Namen tragen, sind wahre Eyecatcher. Ihr außergewöhnliches Design und ihre beachtliche Größe ziehen die Blicke automatisch auf sich. Bei einigen Modellen fällt zudem eine markante Sperrklinke über der Krone auf der linken Seite auf.
Zu den bislang aufgelegten Modellreichen gehören die Chronofighter, die Chronofighter 1695, die Tourbillon Orrery, The Moon, Silverstone, Swordfish, Prodive sowie diverse weitere Chronographen. Die verwendeten Werke stammen überwiegend von La Joux-Perret und basieren auf dem Valjoux 7750. Vom Stil her zitieren die Kreationen zum Teil historische Uhren, Elemente des Steam Punk und moderne Designtrends, die zu einem beeindruckenden Mix kombiniert werden.