« Willkommen in der Uhrenwerkstatt »
Wer sich eine Luxusuhr kauft und lange Freude daran haben möchte, sollte sie regelmäßig überprüfen und warten lassen. Für diesen Beitrag haben wir uns angesehen, was zu einem fachgerechten Uhrenservice alles dazugehört und worauf es bei den einzelnen Schritten ankommt.
Warum ist der Uhrenservice notwendig?
Jedes technische Gerät unterliegt Verschleiß, Verschmutzung und Alterungserscheinungen. Und je komplizierter der Aufbau, desto größer ist die Anfälligkeit gegenüber Störungen, die durch diese Einflüsse verursacht werden können. Das gilt in besonderem Maße für mechanische Uhren.
Bei ihnen handelt es sich um höchst aufwendige, komplexe Systeme, die aus kleinsten Zeilen zusammengesetzt sind. Hier braucht es nicht erst den sprichwörtlichen “Sand im Getriebe”, um Störungen der normalen Funktion zu verursachen. Vielmehr können schon kleine Staubablagerungen oder ein paar verfestigte Schmiermittelreste ausreichen, um die Ganggenauigkeit ernsthaft zu beeinträchtigen.
Darüber hinaus verlieren Dichtungen im Laufe der Zeit ihre Elastizität und damit auch ihre Funktion.
Dann kann es durchaus geschehen, dass eine eigentlich 200 – 300 Meter wasserdichte Taucheruhr durch eindringendes Wasser beschädigt wird, obwohl ihr Träger sie gar nicht beim Tauchen, sondern nur beim Duschen oder Händewaschen getragen hat.
Welches ist die richtige Uhrenwerkstatt für den Uhrenservice?
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass ein so hochwertiges Produkt wie eine Luxusuhr nicht in irgendeiner beliebigen Uhrenwerkstatt gewartet werden sollte, sondern ausschließlich beim Hersteller selbst beziehungsweise bei einem von diesem autorisierten Fachbetrieb. Einen teuren Wagen der Oberklasse würde schließlich auch niemand zum nächsten erreichbaren Automechaniker bringen, sondern nur zu einer Werkstatt der betreffenden Marke.
Der erste Ansprechpartner bei Fragen zum Thema Uhrenservice sollte daher der nächstgelegene Konzessionär sein, sofern sich nicht bereits in den zusammen mit der Uhr beim Kauf erhaltenen Dokumenten entsprechende Hinweise finden. Eigene Reparatur- und Wartungsversuche sollten ebenso unterlassen werden wie Arbeiten in einer nicht autorisierten Werkstatt, denn beides kann dazu führen, dass Garantien des Herstellers erlöschen und die Kosten für die Behebung eventueller Defekte vom Besitzer selbst zu tragen sind.
Wie oft geht der Liebhaber zum Uhrenservice?
Moderne mechanische Luxusuhren sind weitaus robuster als Exemplare, die bereits vor einigen Jahrzehnten produziert worden sind. Sie sind weniger stoßempfindlich, oft gegen störende magnetische Einflüsse abgeschirmt und weisen in vielen Fällen eine bemerkenswerte Dichtheit gegen eindringendes Wasser auf. Gründe dafür sind die Weiterentwicklung der Uhrentechnik, der Einsatz neuer Materialien und vor allem auch die Verwendung von modernen Schmiermitteln.
Dennoch arbeiten hochwertige Uhren nicht völlig wartungsfrei und sollten regelmäßig einer fachkundigen Prüfung unterzogen werden. In welchem Turnus das geschehen sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen schreiben viele Hersteller genau vor, in welchen Abständen die Sammlerstücke gewartet werden müssen, um den Garantieanspruch nicht zu verlieren. Zum anderen sollten dabei auch die Art und die Intensität der Nutzung berücksichtigt werden. Bei einer im Wechsel mit anderen Uhren getragenen Dresswatch, die keinen besonderen Belastungen ausgesetzt ist, reichen die vorgegebenen Wartungsintervalle sicherlich aus.
Wer dagegen eine Taucheruhr besitzt und diese auch regelmäßig beim Tauchen verwendet, sollte diese mindestens jährlich, wenn nicht sogar halbjährlich, auf Dichtheit prüfen lassen.
Insbesondere das Tauchen im Meer stellt für Uhren eine besondere Belastung dar, weil das Salzwasser das Material der Dichtungen angreifen kann. Vor dem Aufbruch zu einem längeren Tauchurlaub kann es deshalb durchaus sinnvoll sein, seine Uhr auch einmal außerplanmäßig warten und auf Dichtheit prüfen zu lassen.
Wie läuft der Uhrenservice in der Praxis ab?
In der Regel ist die erste Station auf dem Weg zum Uhrenservice der nächstgelegene Konzessionär. Dieser nimmt den Auftrag entgegen und kümmert sich dann um den Versand an den Hersteller beziehungsweise an die von diesem beauftragte Uhrenwerkstatt. Ein direkter Postversand an den Hersteller ist in vielen Fällen auch möglich, doch sollte dabei unbedingt auf eine ausreichende Versicherung gegen Verluste und Beschädigungen auf dem Postweg geachtet werden. Ist die Uhr in der Werkstatt angekommen, werden zunächst einmal ihre Gangwerte ermittelt.
Hoch qualifizierte und auf die Uhren der jeweiligen Marke spezialisierte Uhrmacher, die in der Regel eine jahrelange Ausbildung durchlaufen haben, zerlegen die zu wartende Uhr anschließend, um alle Einzelteile sorgfältig reinigen zu können. Unterdessen arbeitet ein Polisseur das Uhrengehäuse und, sofern dieses aus Metall besteht, auch das Armband auf, sodass die Metalloberflächen wieder wie neu aussehen.
Montage mit Präzision und Fingerspitzengefühl
Im nächsten Schritt wird die Uhr wieder zusammengesetzt. Dabei sind Fingerspitzengefühl und höchste Präzision gefragt. Alle Abstände zwischen den einzelnen Komponenten müssen exakt eingehalten werden, und bei jeder noch so kleinen Schraube ist darauf zu achten, dass sie mit dem richtigen Drehmoment angezogen wird. Im Zuge der Montage werden zudem neue Schmierungen gesetzt und schadhafte oder verschlissene Teile durch neue ersetzt.
Besonders wichtig ist das Ersetzen von Dichtungselementen, wenn diese im Laufe der Zeit spröde geworden sind. Je nachdem, wie komplex das Uhrwerk aufgebaut ist, kann ein Uhrenservice inklusive Prüfung durchaus ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen, zumindest aber erfordert er mehrere Stunden.
Sorgfältige Prüfung aller Funktionen
Nach dem Zusammensetzen folgt eine gründliche Prüfung ihrer Funktionen. Dabei analysiert der Uhrmacher das Gangverhalten und die Schaltvorgänge ebenso wie die Wasserdichtigkeit und eventuelle Zusatzfunktionen.
Haben die Uhrmacher nach etwa einer Woche alle erforderlichen Messwerte ermittelt und liegen diese in den vom Hersteller vorgeschriebenen Normbereichen, kann die Uhr zur Endkontrolle gegeben und dann an den Eigentümer beziehungsweise an den Konzessionär zurückgesandt werden.
Sofern sich Abweichungen ergeben haben, wird noch einmal justiert und reguliert, bevor die Uhr einer erneuten Prüfung unterzogen wird.
Somit ist sichergestellt, dass der Besitzer nach dem Abschluss des Uhrenservices eine beinahe wie neu aussehende Uhr in den Händen hält, die für weitere Jahre zuverlässig ihren Dienst verrichtet.