« Eine Legende damals und heute »
Es zählt wohl zum Standardwissen eines jeden Uhren-Enthusiasten, dass Omegas Speedmaster als Begleiter der Apollo-11-Mondlandung im Jahr 1969 Geschichte schrieb. Doch bereits sieben Jahre vor diesem Meilenstein prägte das legendäre Modell die NASA, als es im Rahmen des Mercury-Programms zur “First Omega in Space” wurde. 2012, zum 50-jährigen Jubiläum ihres ersten Raumfahrt-Abenteuers, präsentierte die Schweizer Luxusmarke eine originelle und seitdem äußerst populäre Neuauflage des bedeutsamen Klassikers.
Vom Privatkauf in den Weltraum – die Historie
Es ist eine Ironie der Geschichte: Die berühmte Moonwatch, bis heute als elegante Brücke zwischen Horologie und Raumfahrt verehrt, war ursprünglich nie für den Einsatz im All konzipiert. Als die erste Speedmaster im Jahr 1957 das Licht der Welt erblickte, lag ihre Inspiration bei formschönen Sportwagen wie dem Ferrari 355 S Spider Scaglietti, bei weltberühmten Rennstrecken wie Monza und Imola. Oder kurz gesagt: Das Modell wurde als waschechter Sportchronograph geboren.
Bis heute zeugen der simple Aufbau des Zifferblatts und die charakteristische Tachymeter-Skala auf der Lünette von der ursprünglichen Orientierung am Rennfahrer. Wie genau der Zeitanzeiger schließlich zur First Omega In Space wurde, steht auch knapp 60 Jahre später nicht endgültig fest. Am weitesten verbreitet aber ist jene Story, dass US-Astronaut Walter Schirra den Chronographen im Voraus seiner Mercury-Atlas-8-Mission für den Privatgebrauch in Houston erwarb.
Als es im Oktober 1962 ernst wurde, entschied er sich zur Mitnahme seiner Referenz CK2998 zur “Sigma 7”-Expedition und ging als fünfter Mensch im Weltraum in die Geschichtsbücher ein. Gleichzeitig besiegelte dieses Projekt die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Schweizer Marke und der NASA, wodurch die Uhren aus Biel/Bienne zur Standardausrüstung vieler weiterer Missionen wurden – inklusive der ersten Mondlandung.
Authentisch und puristisch: Das Comeback
Ihren verdienten Ehrenplatz in der Markenhistorie Omegas erhielt die Ref. CK2998 aber erst 50 Jahre später, als der Hersteller eine Neuauflage des Klassikers unter dem Namen “First Omega In Space” lancierte. Doch wie gut repräsentiert das 2012er-Modell den simplen, zweifelsfrei ikonischen Charakter des Originals?
Wie sich herausstellt, ziemlich gut. Denn nicht nur die gestreckten Bandanstöße und die dünne, abgeschrägte Kante der Lünette, sondern auch die meisten Details des Zifferblatts sind nahezu identisch. So setzt die moderne Edition wie ihr Vorbild auf extralange “Alpha”-Zeiger, die drei typischen Totalisatoren des Chronographen und eine schwarze Lackierung – die jedoch deutlich kräftiger erscheint als bei der CK2998. Aber nicht nur in ihrer Rolle als Nachfolger, sondern auch als eigenständiger Zeitanzeiger liefert die First Omega In Space eine überzeugende Performance.
Das beginnt beim symmetrischen und dadurch sehr harmonischen Erscheinungsbild, setzt sich im wohlproportionierten Durchmesser von 39,7 Millimetern fort und macht sich insbesondere beim kratzfesten Saphirglas der gewölbten Oberseite bemerkbar – ein Vorteil, auf den das Original mit seiner Hesalit-Abdeckung noch verzichten musste und dadurch sehr kratzanfällig war.
Evolution und Tradition beim Kaliber 1861
Auch abgesehen von der hochwertigeren Materialwahl möchte die neue Kollektion keineswegs ein Klon der “echten” First Omega In Space aus 1962 sein, was der verschraubte Gehäuseboden des Neulings wohl am deutlichsten zum Ausdruck bringt. Als Hommage an Schirras Exemplar thronen hier die Schriftzüge “The First Omega In Space” und “October 3, 1962”, ergänzt durch eine Gravur des markentypischen Hippokamps, einer Mischung aus Pferd und Fisch aus der griechischen Mythologie.
Dass Omega seine historischen Errungenschaften auf der Rückseite moderner Kollektionen verewigt, ist dabei keineswegs außergewöhnlich: So zeigt die Space-Edition “Snoopy” ein Bild des beliebten Comic-Beagles, um an den “Snoopy Award” und die knapp verhinderte Totalkatastrophe der Apollo 13 zu erinnern.
Im Innern der First Omega In Space 2012 arbeitet das bewährte Kaliber 1861, ausgestattet mit einer eher durchschnittlichen Gangreserve von 48 Stunden. Doch die limitierte Ausdauer hat auch ihren Vorteil: So ist man praktisch zur täglichen Nutzung des Handaufzugs gezwungen, was für Enthusiasten sicherlich mehr Erlebnis als Pflicht sein dürfte – schließlich verfügte auch schon das legendäre Kaliber 321 der CK2998 über diesen Mechanismus.
Letzteres Werk, das in den Sechzigern nach nur zwei Jahren Produktionszeit aus Kostengründen durch einen Nachfolger ersetzt wurde, gilt als eines der filigransten Werke der Firmengeschichte und begründet einmal mehr den extremen Sammlerwert gut erhaltener Originale.
Im Vergleich dazu wirkt die moderne First Omega in Space mit ihrem Einstiegspreis von rund 4.000 Euro fast wie ein Schnäppchen, wobei das Preis-Leistungsverhältnis angesichts der reichen Historie und überzeugenden Gesamtleistung tatsächlich lobenswert ist.
Unerreichte Exklusivität dank Sedna-Gold
Aber im Gegensatz zum Urmodell, der First Omega In Space aus 1962, beschränkt sich die moderne Kollektion keineswegs auf bodenständige Edelstahlvarianten. Stattdessen eröffnet sich dem Kunden des 21. Jahrhunderts die Möglichkeit eines luxuriösen Goldmodells, das mit etwa 14.000 Euro zu Buche schlägt.
Sieht man vom satten Aufpreis gegenüber der Stahl-Edition ab, kann wohl niemand eine gewisse Faszination für das rötlich schimmernde Meisterstück leugnen. Das liegt nicht zuletzt an der speziellen Materialmischung: Während 18-karätiges Roségold die Basis bildet, sorgen Palladium und Spuren von Kupfer für jenen Glanz, den die Schweizer Marke als Erinnerung an die Weiten des Weltalls betrachtet.
Aber auch der Name des Sedna-Golds ist gänzlich “Inspired by Space”, denn Sedna beschreibt den Namen eines weit entfernten Zwergplaneten im Kuipergürtel. Ob nun aus Gold oder Edelstahl: Mit der First Omega In Space gelingt dem Bieler Hersteller eine überzeugende Renaissance jenes Zeitanzeigers, der 1962 den entscheidenden Schritt ins Weltall wagte.
Technisch solide und optisch originell, erfreut sich die Neuauflage seit über sieben Jahren einer starken Nachfrage und macht dem großen Namen der Moonwatch alle Ehre. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Luxusmarke weitere Jubiläums-Editionen ihres astronomischen Erbes vorstellen und die Uhrenwelt begeistern wird.