Luxusuhren müssen nicht zwingend mit einem mechanischen Antrieb ausgestattet sein. Vielmehr gibt es im Luxussegment auch Uhrenhersteller, die ganz bewusst auf moderne Elektronik und andere fortschrittliche Technologien setzen, um ein Höchstmaß an Präzision zu erreichen und dabei idealerweise auch noch den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Ein Beispiel dafür sind die Uhren der Baureihe Junghans Solar und Funk, die im Fokus dieses Beitrages stehen.
Erfolgreicher Existenzgründer im zweiten Anlauf
Die Ölmühle, die der Kaufmann Erhard Junghans 1860 in dem kleinen Schwarzwaldstädtchen Schramberg zusammen mit seinem Schwager Jakob Zeller-Tobler gegründet hatte, erwies sich schon bald als wirtschaftlicher Fehlschlag. Doch was damals für die beiden Gründer eine unschöne Niederlage war, dürften viele Uhrenliebhaber heute als glückliche Fügung des Schicksals betrachten.
Denn wäre Junghans als Ölmühlenbetreiber erfolgreich und wohlhabend geworden, gäbe es wohl kaum die Uhrenmarke, die bis heute seinen Namen trägt. Mit ihr starteten der unternehmungslustige Kaufmann und sein Bruder Xaver 1861 einen zweiten Versuch einer eigenen Unternehmensgründung – und diesmal mit nachhaltigem Erfolg.
Fertigten sie anfangs nur Gehäuseteile für andere Schwarzwälder Uhrenhersteller, so konnten sie 1866/67 bereits dazu übergehen, erste Uhrwerke zu produzieren. 1870 belief sich die Tagesproduktion noch auf rund 60 Uhren, doch schon 1903 war die mit Firma mit nunmehr über 3000 Beschäftigten und mehr als drei Millionen Uhren Jahresproduktion zum größten Uhrenhersteller der Welt avanciert. Das rasante Wachstum war nicht zuletzt den zahlreichen technischen Modernisierungen zu verdanken, die die zweite Generation an der Spitze des Familienunternehmens zwischenzeitlich umgesetzt hatte und die in starkem Maße von technologischen Entwicklungen in den USA inspiriert waren. Die Produktpalette umfasste seinerzeit Wand-, Tisch- und Taschenuhren, jedoch noch keine Armbanduhren.
Vom einstigen Weltmarktführer zum Technologie-Pionier
Erst 1928 begann die Schramberger Uhrenfabrik, die seit 1888 zunächst einen fünfstrahligen und seit 1890 einen achtstrahligen Stern mit einem “J” in der Mitte als Logo verwendete, auch Armbanduhren herzustellen.
Wurden dabei zunächst zugekaufte Werke der Gebrüder Thiel aus Ruhla verbaut, so wurden die Armbanduhren aus Junghansscher Produktion ab 1930 mit markeneigenen Kalibern ausgestattet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer dramatischen Zäsur, als die französische Militärverwaltung wesentliche Teile der Produktionsanlagen demontieren und nach Frankreich bringen ließ. Dennoch gelang es dem Schramberger Uhrenhersteller schon im Jahr 1946, die zivile Uhrenproduktion weiterzuführen.
Die zu Anfang des 20. Jahrhunderts errungene Rolle des Weltmarktführers in der Uhrenproduktion – zumindest in quantitativer Hinsicht – hatten allerdings längst andere Marken übernommen. In Schramberg fokussierte man sich daher nun vor allem auf die Produktion von hochwertigen Uhren und die Nutzung neuer Technologien.
Eines der spektakulärsten Ergebnisse der entsprechenden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten war eine Tischuhr mit Funksteuerung, die im Jahr 1986 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Dabei handelte es sich um eines der weltweit ersten kommerziellen Funkuhrenmodelle überhaupt.
Die 1990er Jahre: von Junghans Funk zu Junghans Solar
Ihrer ersten Funkuhr ließ die Schwarzwälder Uhrenmarke schnell weitere folgen, und bis heute nehmen per Funk gesteuerte Uhrenmodelle einen wichtigen Platz innerhalb ihres Sortiments ein. Die digitale MEGA 1 von 1990 war die erste Funk-Armbanduhr der Welt. Ihr folgte ein Jahr später das erste funkgesteuerte Modell mit analoger Anzeige, das von frog design entworfen worden war.
Der nächste technologische Quantensprung ereignete sich dann 1995 mit der MEGA Solar Ceramic, die Funksteuerung, Solarenergieantrieb und ein Gehäuse aus einem innovativen Keramikwerkstoff miteinander verband.
Seither gehören Solaruhren ebenso selbstverständlich zur Junghansschen Produktpalette wie Funkuhren.
Mit der ersten Multifrequenz-Funk-Armbanduhr aus dem Jahr 2004 erweiterte die Firma den Einsatzbereich ihrer Uhren enorm, da diese nunmehr neben den Signalen des europäischen Zeitzeichensenders DCF77 auch jene von JJY in Japan sowie von WWVB in den USA empfangen und verarbeiten können.
Eine ihrer jüngsten Errungenschaften ist das ebenfalls per Funk gesteuerte Uhrwerk J101, das im Juli 2018 erstmals vorgestellt wurde und ermöglicht, Funkuhren auch in klassischem Uhrendesign zu bauen.
Bemerkenswerte technologische Vielfalt: ein Blick auf die aktuelle Kollektion
Heute zeichnet sich die Produktpalette von Junghans durch eine bemerkenswerte technologische Vielfalt aus, die von mechanischen Modellen mit Handaufzug über Automatikuhren bis hin zu kombinierten Funk- und Solaruhren reicht. Eines der Flaggschiffe der aktuellen Kollektion ist sicherlich die neue Junghans Meister Mega. Sie wirkt vom Design her wie eine klassisch-elegante Dresswatch, die allerdings mit moderner Technik ausgestattet ist.
So verfügt sie über einen automatischen Sendersuchlauf mittels patentiertem Autoscan, einen Ewigen Kalender, der auch ohne Funk bis zum Jahr 2400 zuverlässig arbeitet, sowie eine intelligente Zeitkorrekturfunktion, die 1.140-mal pro Tag überprüft, ob sich der Sekundenzeiger in der richtigen Position befindet oder eine Korrektur erforderlich ist. Die Smart Hand Motion sorgt für eine präzise Sekundenanzeige in halben Sekundenschritten und die Advanced Moving Function gewährleistet das exakte Weiterspringen von Minute und Datum. Eine spezielle App, die sowohl für Android als auch für IOS verfügbar ist, ermöglicht eine Synchronisation dieser besonderen Uhr der Reihe Junghans Funk auch dann, wenn diese keinen Funkempfang hat.
Junghans Funk & Solar: von Max Bill bis zu Force und Spektrum
Wer eine modernere und “technischere” Optik bevorzugt, findet in der Kollektion “Funk & Solar” mit der Force, der 1972 Chronoscope Solar oder der Spektrum Damen eine Auswahl an entsprechenden Modellen. Auch in der nach Max Bill benannten Kollektion gibt es einige Modelle der Linie Junghans Funk. Sie vereinen in sich das klassische, für Max Bill charakteristische Bauhausdesign mit einer modernen Steuerung per Funk.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um die Reduzierung von Emissionen und die Verringerung des Ressourcenverbrauchs wirkt eine Uhr wie die Junghans Solar besonders aktuell. So ist es gut möglich, dass es der Marke in den kommenden Jahren gelingen wird, neben Liebhabern alternativer Luxusuhren verstärkt auch jüngere Kundenzielgruppen für die Uhren der Baureihen Junghans Solar und Junghans Funk zu begeistern.