« Experten erklären, woran Sie Fälschungen erkennen »
Je wertvoller und begehrter etwas ist, umso größer ist der Anreiz für Kriminelle, entsprechende Fälschungen auf den Markt zu bringen. Das gilt für Geldscheine ebenso wie für Edelsteine, Schmuck aus Edelmetallen, Kunstwerke oder Designermode – und eben auch für Luxusuhren. Wir haben für unserer Leserinnen und Leser einige Expertentipps zusammengetragen, die ihnen dabei helfen können, gefälschte Uhren von echten zu unterscheiden.
Luxusuhren Fälschungen – ein altes und weltweites Problem
Schon Abraham Louis Breguet (1747-1823), der dank seinem Können, seinem Erfindungsreichtum und seinem Geschäftssinn zu einem der erfolgreichsten Uhrmacher der Geschichte geworden war, musste sich mit einem lästigen Problem herumschlagen: Je größer sein Erfolg und je höher die Preise, die für seine Uhren gezahlt wurden, desto häufiger tauchten am Markt gefälschte Versionen davon auf.
Um den Fälschern ihr Handwerk wenigstens zu erschweren, wenn es sich schon nicht komplett unterbinden ließ, versah Altmeister Breguet seine Uhren mit einer Art Geheimsignatur. Wollte nun jemand eine angebliche Breguet Uhr auf Echtheit prüfen lassen, konnte er dem Betreffenden zweifelsfrei mitteilen, ob diese wirklich aus seinen Werkstätten stammte oder nicht.
Seither hat sich an dem Problem nicht viel geändert. Nach wie vor fügen Fälscher den Herstellern von Luxusuhren Jahr für Jahr erheblichen wirtschaftlichen Schaden zu. So gibt es heute nach Informationen des Verbandes der Schweizer Uhrenindustrie FH mehr Fälschungen und Luxusuhren Replikate als Originalprodukte.
Die Jahresproduktion der Schweizer Uhrenhersteller beläuft sich insgesamt auf rund 30 Millionen Stück, doch gleichzeitig werden jährlich über unterschiedliche Kanäle mehrere zehn Millionen Uhren an Fälschungen zum Kauf angeboten. Besonders gefragte Modelle von international bekannten Marken wie Rolex oder Omega werden überdurchschnittlich oft gefälscht, doch im Prinzip sind nahezu alle namhaften Markenhersteller davon betroffen.
Luxusuhren Replikate und Fälschungen sind oft schwer erkennbar
Natürlich dürfte jedem klar sein, dass es sich bei einer für wenige Euros erworbenen Quarzuhr mit der Aufschrift “Rolex” mit ziemlicher Sicherheit um eine Fälschung handelt. Doch in vielen Fällen ist es gar nicht so einfach, Fälschungen und Originale zu unterscheiden, vor allem, wenn diese im Internet zum Kauf angeboten werden und der Käufer sie vorab nicht genau betrachten kann.
Der Verband der Schweizer Uhrenindustrie hat zwar eine Abteilung eingerichtet, die sich eigens auf das Aufspüren von Angeboten mit Luxusuhren–Fälschungen im Internet spezialisiert hat und deren Schließung sowie die Vernichtung der Falsifikate veranlasst.
Doch die Fälscher agieren ihrerseits immer professioneller. Zum einen werden reine Luxusuhren–Replikate, die komplett gefälscht sind, inzwischen oftmals so detailgetreu ausgeführt, dass es selbst für Kenner nicht leicht ist, sie als Fälschungen zu erkennen. Und zum anderen gibt es einen wachsenden Markt für sogenannte Frankenwatches, die zwar aus originalen Teilen Schweizer Provenienz zusammengesetzt sind, die aber von verschiedenen Uhren beziehungsweise Uhrenmodellen stammen und vom Hersteller selbst niemals in dieser Kombination verbaut worden sind. Hier bedarf es einer umfassenden Expertise und einer detaillierten Kenntnis historischer Modelle, um ein solches von einem echten Vintage-Modell unterscheiden zu können.
Kauf beim Konzessionär: der sicherste Weg
Der wahrscheinlich sicherste Weg, Fälschern nicht auf den Leim zu gehen, ist der Kauf in einer markeneigenen Boutique oder bei einem ausgewiesenen Konzessionär. Viele große Uhrenhersteller informieren auf ihrer Website darüber, wo sie eigene Markenboutiquen unterhalten oder welche Uhrmacher- und Juweliergeschäfte für sie als Konzessionäre tätig sind.
Wer ausschließlich dort kauft, kann sicher sein, nur echte Originalware mit einem echten Uhrenzertifikat des Herstellers zu erhalten. Auch für diejenigen, die bei einem gebraucht erworbenen oder ererbten Exemplar die Uhr-Echtheit prüfen lassen wollen, ist ein Konzessionär der kompetente Ansprechpartner, der die Uhr bei Bedarf auch fachgerecht öffnen und einen prüfenden Blick auf das Uhrwerk werfen kann.
Tipps für Uhrenkenner – und alle, die es werden wollen
Wer den Ehrgeiz hat, selbst die notwendige Expertise zum Identifizieren von gefälschten Luxusuhren zu erwerben, braucht dafür vor allem viel Zeit, viel Hintergrundwissen und viel Erfahrung. Dasselbe gilt natürlich ebenso für alle diejenigen, die gerne auf Flohmärkten, bei Sammlerbörsen oder eben auch im Internet nach interessanten Offerten stöbern.
Umfassende Kenntnisse der Marken- und Modellgeschichte sind dabei die wohl wichtigste Grundlage, wenn es darum geht, verdächtige oder nicht zusammenpassende Merkmale an einer Uhr zu entdecken und richtig einzuordnen. Schließlich kann ein beigefügtes Uhrenzertifikat ebenso gefälscht sein wie die „Luxusuhr“ selbst und bietet insofern nur dann zusätzliche Sicherheit, wenn es direkt beim Kauf von einem autorisierten Vertriebspartner ausgestellt wurde.
Selbst ausreichend kritisch hinzusehen oder bei einem Experten die Uhr auf Echtheit prüfen lassen sind somit die beiden einzigen Optionen. Tendenziell ist das Risiko, auf einen Fälscher hereinzufallen, bei einer Moonwatch von Omega oder bei einer Rolex Submariner deutlich größer als bei weniger bekannten Modellen und Herstellern, die auch auf dem Zweitmarkt weniger gefragt sind.
Uhr-Echtheit prüfen lassen: umfassender Funktionstest ist ebenso banal wie effektiv
So banal das klingen mag, aber in der Praxis erweist sich ein umfassender Funktionstest oftmals als probates Mittel, um besonders dreiste Fälschungen zu entlarven. Wenn eine Uhr mit Komplikationen wie einer zweiten Zeitzone oder einer Chronographenfunktion ausgestattet ist, dann sollten diese vor einem Kauf unbedingt getestet werden.
Stellt sich dabei heraus, dass lediglich Kernfunktionen wie Zeitanzeige oder Tagesdatum nutzbar sind, andere Funktionen jedoch nicht, dann kann dies ein wichtiger Hinweis auf eine Fälschung sein, selbst wenn äußerlich alles zu stimmen scheint. Bei dem Bestreben, die Uhr-Echtheit prüfen zu lassen, geben auch die Hersteller selbst gern Unterstützung, indem sie Anfragen nach bestimmten Modellen und deren Merkmalen beantworten.
Im Einzelfall kann es auch sinnvoll sein, das fragliche Exemplar gut und sicher verpackt an den Hersteller zu senden, um dort direkt vor Ort auf Echtheit prüfen zu lassen.