« Neuauflage der Legende von 1953 »
Jeder kennt die Breitling Avenger oder Navitimer: Breitlings berühmtester Chronograph Navitimer verkörpert seit 1954 die Verschmelzung von Cockpit und Horologie. Dagegen wissen nur wenige, dass die Pilotenuhr in ihren Anfangsjahren neben einer anderen Ikone des Herstellers steht – der Ref. 765 AVI, besser bekannt als Co-Pilot. Ausgezeichnet durch ihre exzellente Ablesbarkeit und hohe Funktionalität, weckt sie bei ihrer Erscheinung im Jahr 1953 das Interesse mehrerer Luftwaffen. Jetzt präsentiert die Schweizer Luxusmarke eine limitierte Re-Edition des Klassikers und setzt dabei auf maximale Nähe zum Original.
Ein Werk des Huit Aviation Department
Die Geschichte der Co-Pilot reicht bis in die 1930er-Jahre zurück, als Willy Breitling vor steigenden Anforderungen in der zivilen und militärischen Luftfahrt steht. Dem Enkel des Firmengründers Léon ist bewusst, dass bei der Zeitmessung über den Wolken weder Schwächen noch Kompromisse erlaubt sind.
Um Instrumente von außergewöhnlicher Robustheit und Funktionalität zu bauen, gründet er 1938 das Huit Aviation Department – eine spezielle Abteilung zur Entwicklung verlässlicher Pilotenuhren. “Huit”, das französische Wort für “Acht”, steht dabei für die achttägige Gangreserve damals üblicher Borduhren.
Zwei der ersten Modelle der Luftfahrt-Sparte sind die Premier Ref. 765 und Ref. 734. Ausgestattet mit Tachymeter-Skala und drei Totalisatoren, gelten die Chronographen bis heute als praktische wie ästhetische Meisterwerke. Doch der Zweite Weltkrieg soll die Anforderungen der Horologie radikal ändern:
Große Zifferblätter mit guter Ablesbarkeit, maximale Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit stehen nun im Fokus der Uhrenbranche. Kein Wunder also, dass die Breitling Co-Pilot Ref. 765 AVI bei ihrer Erscheinung im Jahr 1953 drastisch von den kultivierten Vorkriegsmodellen abweicht: Ein damals riesiger Durchmesser von 41 Millimetern, eine drehbare Stahllünette mit 12-Stunden-Beschriftung und ein “digitaler” 15-Minuten-Zähler anstelle eines Datums zeichnen das Bild der Breitling Co-Pilot.
Sachlich und funktional: Der Favorit des Militärs
Heute fast völlig in Vergessenheit geraten, soll letzteres Feature eine übersichtlichere Alternative zum 15-Minuten-Hilfszifferblatt darstellen. Anfang der Fünfziger Grund genug, um den Chronographen fortan als “765 Digital” zu bezeichnen. Bis 1964 wird er in verschiedenen Ausführungen, aber meist ohne “digitalen” Zähler produziert und entwickelt sich zu einer Lieblingsuhr europäischer Streitkräfte – vor allem die italienische und französische Luftwaffe werden auf die Breitling Co-Pilot aufmerksam. Bis heute debattiert man in Fachkreisen über die Ähnlichkeit des Zeitanzeigers mit der Breguet Type 20, einem berühmten Chronographen der französischen Armée de l’Air.
Nur ein Jahr nach der Ref. 765 erschienen, weist das Modell teils heftige Ähnlichkeiten mit Breitlings Instrument auf. Ob sie nun kopiert wurde oder nicht: Die Co-Pilot zählt zu den funktionalsten Pilotenuhren ihrer Zeit und wird von heutigen Enthusiasten als Meisterwerk in der Unternehmensgeschichte betrachtet. Sammlerpreise im fünfstelligen Bereich sprechen für sich.
Wiedergeburt einer Legende: Die moderne Breitling Co-Pilot
Fast 70 Jahre nach ihrer Erstvorstellung kehrt die Co-Pilot nun als Re-Edition ins Rampenlicht der Uhrenbranche zurück. Ein Blick aufs Zifferblatt des modernen Chronographen offenbart eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zum Urvater: Gänzlich in tiefem Schwarz gehalten, besitzt es dieselben arabischen Ziffern wie das Original und präsentiert sich mit drei Totalisatoren – kleine Sekunde, 12-Stunden-Zähler und ein “nicht-digitaler” 15-Minuten-Zähler. Damit ist klar, dass eine andere und nicht etwa die “765 Digital” als exaktes Vorbild der Neuauflage diente.
Beachtlich: Selbst die Leuchtindizes des 15-Minuten-Zählers, die beim Original in Drei-Minuten-Abständen abgeordnet waren, wurden eins zu eins übernommen. Auch die restlichen Details verdeutlichen, dass die Re-Edition eine nahezu exakte Kopie ihres Vorbilds ist: Das 41 Millimeter große Gehäuse ist ebenso identisch wie das gewölbte Hesalitglas, die drei Schrauben zur Arretierung der Lünette und sogar die Leuchtfarbe der Super-LumiNova-Beschichtung. Von Hand aufgetragen, betont sie den Vintage-Charakter der neuen Breitling entscheidend.
Wer das Stahlgehäuse in die Hand nimmt, wird das Gefühl einer Zeitreise nicht los – als ob die originale Ref. 765 AVI frisch aus der Fabrik gekommen wäre. Lediglich ein Detail unterscheidet Urmodell und Neuauflage optisch voneinander: Der “Geneve”-Schriftzugs im Zifferblatt entfällt. Allerdings: Hätte das Unternehmen seinen Hauptsitz noch immer in Genf, wäre wohl auch dieses Detail identisch zum Original.
Moderner Antrieb in traditioneller Hülle
Die wohl größte Differenz markiert das zeitgemäße Handaufzugswerk der neuen Breitling Co-Pilot. Verbaut wurde das bewährte Kaliber B09, ein speziell für Re-Editions konzipiertes Derivat des allseits bekannten B01. Neben der bei Breitling obligatorischen COSC-Zertifizierung verfügt es über eine stolze Gangreserve von 70 Stunden und schlägt mit 28.800 Halbschwingungen pro Stunde. Ein verlässliches Arbeitstier, dessen Aufziehen für jeden Enthusiasten mehr Freude als Pflicht sein dürfte. Ähnliche Glücksgefühle könnte auch das Wissen um die begrenzte Stückzahl der neuen Co-Pilot hervorrufen – insgesamt werden passenderweise 1953 Exemplare hergestellt.
Wer sich daran erinnern möchte, muss nur auf die Gravur des Gehäusebodens oder des Lederbands schauen: An beiden Stellen erwarten die stolzen Worte “1 of 1953” ihren begeisterten Besitzer. Und was soll die horologische Zeitreise mit der Breitling Co-Pilot kosten? Laut Hersteller genau 7.800 Euro – ein üblicher Preis für Modelle mit Breitlings Manufakturkaliber. Ob die Re-Edition dieses Geld wert ist, liegt ganz im Auge des Betrachters; Liebhaber der Schweizer Aviatik-Chronographen werden mit ihrer Bestellung wohl kaum zögern können.
Wir jedenfalls halten die Wiedergeburt der Breitling Co-Pilot für einen gelungenen Schritt der Marke: Als nahezu perfekte Nachbildung des Originals transportiert es die erfolgreiche Luftfahrt-Geschichte wieder einmal ins 21. Jahrhundert. Die letzte Neuauflage eines historischen Zeitanzeigers mit dem geflügelten B war sie sicher nicht.