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Seit ihrer großen Modernisierung im Jahr 2019 setzt Breitlings Aviatik-Kollektion Avenger auf eine kleinere Auswahl mit geschärftem Profil. Als besonders markanter Teil der neuen Familie stechen die Seawolf-Editionen hervor: Extrem robust gestaltet, erweitern sie den traditionellen Fokus auf die Luftfahrt um eine bahnbrechende Wasserdichtigkeit bis 3.000 Meter. Wir haben uns den ambivalenten Charakter näher angesehen und überprüft, wie gut die Mischung aus Flieger- und Taucheruhr zusammenpasst. Unsere ersten Erfahrungen teilen wir hier.
Seit 1942 im Cockpit: Die Avenger im Porträt
Massive Bauart, kraftvolle Optik und professioneller Schwerpunkt: Die Erfahrungen zeigen, Breitling Avenger und Avenger II Uhren sind keine Zeitanzeiger für feine Angelegenheiten, sondern waschechte Instrumentenuhren. Ihre starke Verbundenheit zur Luftfahrt geht bis ins Jahr 1942 zurück, als der Schweizer Hersteller seine berühmte Fliegeruhr Chronomat erstmals an die Royal Air Force und US Army Air Force ausliefert.
Charakterisiert durch ihren Rechenschieber und eine große Aufzugskrone, setzt die Chronomat im Vergleich zur 1952 vorgestellten Navitimer auf eine simplere und gleichzeitig widerstandsfähige Gestaltung. Trotz des vielversprechenden Rezepts erreicht die robuste Modellreihe nie die Beliebtheit der Navitimer und verschwindet jahrzehntelang in den Geschichtsbüchern. 2001 dann das große Comeback: Getauft auf den neuen Namen Avenger, kehrt der Geist der originalen Chronomat an die Handgelenke der Enthusiasten zurück. Die aktuelle, 2019 renovierte Kollektion umfasst insgesamt 14 Editionen. In drei Größen von 43, 45 und 48 Millimetern erhältlich, verfügen die meisten Modelle über eine ordentliche Wasserdichtigkeit von 300 Metern und übertreffen die meisten Fliegeruhren damit deutlich. Die grundlegenden Breitling Avenger Seawolf Erfahrungen mit der neuen Generation sind auf dem Datenblatt erstmal positiv.
Nur zum Vergleich: Eine typische Navitimer wie etwa der B01 Chronograph 46 erreicht gerade einmal 30 Meter. Zwei der 14 Newcomer sind mit 300 Metern allerdings nicht zufrieden und verzehnfachen diesen Wert auf bahnbrechende 3.000 Meter. Der Name Breitling Seawolf scheint da nur allzu passend, denn die gleichnamige Seawolf-Klasse der US Navy besteht aus drei der modernsten Nuklear-U-Boote unserer Zeit.
Understatement trotz Höchstleistung
Die beiden Varianten der Breitling Seawolf könnten sich nicht deutlicher voneinander unterscheiden: Während die klassische Ausführung ein satiniertes Edelstahlgehäuse mit leuchtend gelbem Zifferblatt besitzt, will die Night Mission durch ihre gänzlich schwarze Gestaltung überzeugen. Hergestellt aus DLC-beschichtetem Titan, ist sie im Gegensatz zur gelben Fliegeruhr mit acht arabischen Ziffern ausgestattet und wirkt insgesamt zeitloser, aber auch böser als ihr leuchtendes Schwestermodell.
Trotz der ästhetischen Gegensätze ist die Schnittmenge der beiden Editionen groß: Nicht nur der kräftige Durchmesser von 45 Millimetern, sondern auch die Datumsanzeige auf drei Uhr sowie das schwarze Militärlederarmband – wahlweise mit Dorn- oder Faltschließe erhältlich – sind Kennzeichen einer jeden Seawolf.
Was uns besonders gefällt, ist das verhältnismäßige Understatement der zwei Boliden. Klar, eine 45 Millimeter große Breitling mit 300 Metern Wasserdichtheit zählt sicherlich nicht zu den schlichtesten Uhren am Handgelenk.
Aber die Seawolf 1 zund 2 ist unserer Erfahrung nach auch kein Instrument, das seine deutlich erhöhte Stabilität gegenüber anderen Avenger-Modellen schreiend zur Schau stellt.
Ganz im Gegenteil: Die harmonische Gehäuseform, die unidirektionale Drehlünette mit 15-Minuten-Beschriftung und das Griffmuster auf der Krone (geschaffen für die Bedienung mit Handschuhen) sind identisch zur restlichen Modellfamilie mit 300 Metern Wasserdichtigkeit. Nur wer die verräterische Tiefenangabe im Zifferblatt liest oder ein ausgesprochener Breitling-Experte ist, weiß um die wahre Leistungsfähigkeit, die unseren Erfahrungen nach ihresgleichen sucht.
Attraktive Preisgestaltung dank ETA-Automatikwerk
Bei Betrachtung ihres Profils sticht ein weiteres, im Alltag nicht unwesentliches Unterscheidungsmerkmal der Breitling Seawolf ins Auge: Die Gehäusehöhe. Mit stolzen 18,39 Millimetern übertrifft sie den Avenger Chronograph 45 um knapp zwei, ihr kleineres Schwestermodell Automatic 43 jedoch um ganze sechs Millimeter. Schlankheit sieht anders aus. Doch der entstandene Raum wird dringend benötigt, schließlich muss neben üppigem Schutz vor äußeren Einflüssen auch das Automatikwerk Breitling 17 untergebracht werden.
Mit einer Frequenz von 28.800 Halbschwingungen schlagend, verfügt es über eine Gangreserve von 38 Stunden und basiert auf der Erfahrung des Großserienkalibers ETA 2824. Damit müssen Seawolf-Käufer zwar auf ein Manufakturwerk verzichten, profitieren im Gegenzug aber von einem relativ niedrigen Preisniveau: So werden für das Edelstahl-Modell mit gelbem Zifferblatt und Dornschnalle 3.800 Euro fällig, während die schwarze Night Mission mit 4.550 Euro zu Buche schlägt (Herstellerpreise). Faltschließen bedeuten einen Aufpreis von ca. 200 (Edelstahl) und 300 Euro (Night Mission).
Mehr Flieger- oder Taucheruhr?
Stellt sich die entscheidende Frage nach ersten Erfahrungen zu Optik und Technik: Für wen ist die Breitling das Richtige? Die Antwort ist keineswegs offensichtlich, denn in puncto Taucheruhren hat die Superocean Heritage Kollektion mehr zu bieten: Zwar erreichen ihre Modelle meist “nur” eine Tiefe von 200 Metern, präsentieren sich allerdings in einer deutlich größeren Varietät als die Seawolf und – mal ehrlich – wer braucht schon mehr als 200 Meter Wassertiefe? Geht es hingegen um funktionale Fliegeruhren, dominiert der Erfahrung nach die Navitimer mit ihren unzähligen Modellvarianten, Größen und Kalibern das Feld.
Die Breitling Seawolf ist unseren Erfahrungen nach als Hybrid zu sehen, der die Vorzüge beider Welten kombinieren will. Obwohl sie offiziell als Fliegeruhr mit den Eigenschaften eines Divers gilt, halten wir die umgekehrte Sichtweise für passender: Zwar blickt das Instrument auf eine Geschichte der Aviatik zurück, doch seine Taucheruhren-DNA nimmt einen wesentlich größeren Teil des Gesamtbildes ein als der Fliegeruhren-Charakter.
3.000 Meter Wassertiefe sind nicht nur in Breitlings Produktportfolio, sondern auch in der gesamten Uhrenwelt eine außergewöhnliche Leistung und machen die Seawolf zur ultimativen Taucheruhr für Hardcore-Fans. Da kannselbst die Superocean Heritage nichtmithalten.
Und doch: Unsere Breitling Avenger Seawolf Erfahrungen könnten positiver nicht ausfallen. Wer seine Liebe zur besonderen Uhr entdeckt, sollte sich also hingeben.