« Blüte der Uhrenmechanik »
Sie stehen für gesellschaftliche Umbrüche, die anfängliche Digitalisierung und sollten die Uhrenwelt für immer verändern: Die Siebziger. Als revolutionäre Dekade brachte sie uns nicht nur die Quarzkrise, sondern sorgte auch mit kissenförmigen Gehäusen und mechanischen Fortschritten für Aufsehen. Heute lebt der Geist des turbulenten Jahrzehnts in Re-Editions und den Nachfolgern vieler Originalmodelle weiter – wir präsentieren Ihnen unsere Favoriten unter den 70er Uhren.
Explorer II: Mutige Rolex der 70er-Jahre
Für Höhlenforscher entwickelt und von Piloten geliebt, zählte die 1970 vorgestellte Explorer II mit der Referenz 1655 zu den markantesten Rolex Uhren ihrer Ära. Ihre Entwicklung war eng mit der GMT-Master 1675 verknüpft, denn beide Modelle verfügten über dasselbe Uhrwerk und eine 24-Stunden-Skala auf der Lünette.
Letztere war bei der Explorer II allerdings festsitzend, was ihr zusammen mit dem orangefarbenen GMT-Zeiger einen selbstständigen Charakter und später den Beinamen “Orange Hand” verlieh.
Obwohl die robuste Modellreihe bis heute nicht an die Prominenz ihrer Schwestermodelle herankommt, lebt sie erfolgreich im Produktportfolio der Schweizer Luxusmarke weiter und lässt optisch noch die Originale der 70er erkennen. Im 42 Millimeter großen Oyster-Edelstahlgehäuse erhältlich, wird sie wahlweise mit schwarzem (Ref. 216570) oder weißem (Ref. 216570) Zifferblatt ausgeliefert und eignet sich perfekt für Liebhaber des professionellen Instrumentenlooks.
Ploprof: Berühmte Uhren der 70er von Omega
Stichwort professionell: Konkurrenzlos kam die Rolex der 70er-Jahre dank ihres Rivalen aus Biel nicht davon. Denn zeitgleich zur Explorer II erblickte mit der Ploprof die wohl berühmteste Omega Seamaster der 70er-Jahre das Licht der Welt. Offiziell als Seamaster Professional 600 bezeichnet, zieht sie im Jahr 1970 mit bahnbrechenden 600 Metern Tauchtiefe die Aufmerksamkeit der Fachpresse auf sich. Zwar wird diese Leistung schon im nächsten Jahr von der Seamaster Professional 1.000 m in den Schatten gestellt, doch das radikale und bullige Design der 600 besitzt sie nicht.
Dabei ist es gerade letzteres, das die moderne Ploprof 1.200 m für Enthusiasten so spannend macht: Satte 55 x 48 Millimeter groß, verzichtet ihr einteiliges Titangehäuse auf Bandanstöße und ist dank ihres Heliumventils inklusive Gegengewicht auf der linken Seite schon auf weite Entfernung identifizierbar. Wer es kompromisslos mag, trifft mit dieser Omega Seamaster der 70er-Jahre eine glänzende Entscheidung.
Retro Uhren mit Kissengehäuse von Tissot und Longines
Wohl keine neue 70er-Jahre-Uhr kann ihrem ursprünglichen Jahrzehnt eindeutiger zugeordnet werden als die Tissot Heritage 1973. Anders als beispielsweise die modern anmutende Zenith Chronomaster Revival, schafft sie durch ihr auffälliges und 43 Millimeter starkes Kissengehäuse einen unverkennbaren Bezug zu den Siebzigern.
Dabei honorieren die heutigen Reproduktionen einen Chronographen, den Tissot 1973 anlässlich seiner Sponsorschaft für Renault Alpine bei der Rallye Monte-Carlo lancierte. Genau wie andere Vintage Uhren des Herstellers, verfügt die moderne Tissot Heritage 1973 über das frühere Logo des Herstellers, ein durchbrochenes Lederarmband und eine schwarze Tachymeterskala.
Der optischen Authentizität steht eine umfassende technische Modernisierung gegenüber: So sorgt das Chronographenwerk Valjoux A05.H31 für 60 Stunden Gangreserve, während Saphirglas und 100 Meter Wasserdichtigkeit eine zeitgemäße Widerstandsfähigkeit garantieren. Selten waren neue Serien der 70er im erschwinglichen Preissegment vielseitiger und origineller als dieses Modell.
Wer eine ausgeprägte Vorliebe fürs Jahr 1973 besitzt, wird in Saint-Imier auf ein weiteres Glanzstück moderner Re-Editions treffen: Die Longines Heritage 1973. Ob ihre Namensverwandtschaft mit Tissots Heritage Uhren aus demselben Mutterkonzern nur Zufall ist, wissen wir nicht. Wohl aber, dass die 40-mm-Chronographen ebenfalls zu den besten Reproduktionen im moderaten Preisbereich zählen:
Kissengehäuse, silbern abgesetzte Hilfszifferblätter und Sichtboden schaffen eine gelungene Brücke zwischen damals und heute, während das automatische Kaliber L688 (Basis ETA A08.L01) für effizienten Vortrieb sorgt. Damit stellt die Longines Heritage 1973 nach zahlreichen Erfolgsmodellen wie der Lindbergh Hour Angle Watch oder der Skin Diver erneut unter Beweis, dass die Schweizer Traditionsmarke ein geschicktes Händchen bei der Wiederbelebung populärer Vintage Uhren besitzt.
Neue 70er-Jahre-Uhr von Glashütte Original
Dass neue Serien der 70er nicht unbedingt ein bestimmtes historisches Vorbild brauchen, demonstriert auch die Glashütte Original Seventies. Ihr stromlinienförmiges Gehäuse mit integriertem Armband will die gewagten Formen der Siebziger interpretieren, ohne dabei an Eleganz und Zeitlosigkeit zu verlieren. 40 x 40 Millimeter groß, verfügen alle Editionen über das ortstypische Panoramadatum und werden von den Manufakturwerken 39-47 beziehungsweise 37-02 als Chronograph befeuert.
Die hohen Fertigungsstandards der sächsischen Zeitanzeiger kommen insbesondere beim Zifferblatt aus Neusilber zum Ausdruck, welches entweder in galvanisiertem Ruthenium, silberfarben oder einem reichen Blauton erscheint – letzterer erinnert uns an die Hilfszifferblätter der kürzlich lancierten Zenith Chronomaster Revival. Zeigt die Glashütte Original Seventies, welche Kunstwerke das malerische Müglitztal ohne den Einfluss der DDR-Diktatur in den Siebzigern hervorgebracht hätte? Wahrscheinlich ja. Und genau das macht die kantig-sportliche Dresswatch so spannend.
Tudors berühmte Uhren der 70er wiederbelebt
Neben ausgefallenen Gehäuseformen waren auch futuristisch angehauchte Zifferblätter ein Trend, den viele Originale der 70er verfolgten. Wie das aussah, zeigt die aktuelle Tudor Heritage Chrono:
Als Hommage an Tudors ausdrucksstarke Chronographen der frühen Siebziger lanciert, erweckt sie die Aufbruchsstimmung von damals mit orangefarbenen Akzenten, kantigen Rahmen der Totalisatoren und hohen Farbkontrasten zu neuem Leben. Markant ist nicht nur der Einsatz eines 45-Minuten-Zählers bei neun Uhr, sondern auch die Modellauswahl der Heritage Uhren: Neben einer opalfarbenen Variante stehen zwei grau-schwarze Zifferblätter zur Wahl, deren Farbflächen jeweils vertauscht sind.
Für den Antrieb der 42 Millimeter großen, bis zu 150 Meter wasserdichten Retro Uhren ist das ETA-Kaliber 2892 verantwortlich, während das Gehäuse durch seinen geschickten Einsatz polierter wie satinierter Flächen ins Auge fällt. Insgesamt bietet uns die Tudor Heritage Chrono eine überzeugende Reise in die Siebziger und demonstriert eines von vielen Erfolgsrezepten gelungener Reproduktionen.