« Premiere in Zeiten der Pandemie »
Auf einer Online-Messe stellte der LVMH-Konzern vom 25. bis 29. Januar 2021 seine Uhrenneuheiten vor. Als Nachfolger der Dubai Watch Week 2020 setzt das Event den eigenständigen Weg der Markengruppe fort und stößt auf positive Resonanz in den Medien. Die digitale Uhrenmesse rückt neue Kaliber sowie innovative Materialien in den Fokus und bringt frischen Wind in die Modellfamilien Hublots und Zeniths. Auch Filmauftritte der CEOs Ricardo Guadalupe und Julien Tornare durften nicht fehlen.
Neue Uhrenmesse, zweite Auflage: LVMH’s eigener Weg
Bereits vor der Pandemie zeichnete sich die Trennung des Luxusgüterkonzerns und seiner vier Uhrenmarken Hublot, Zenith, TAG Heuer, Bulgari von der etablierten Messewelt ab.
So rief LVMH im Januar 2020 zur Überraschung vieler Branchenexperten eine vollkommen neue Veranstaltung ins Leben, die gemäß ihres Austragungsortes den Namen Dubai Watch Week trug und anfangs als zusätzliche Uhrenmesse neben den großen Events Baselworld und Watches & Wonders Geneva (vormals SIHH) geplant war.
Doch Unstimmigkeiten mit dem Baselworld-Veranstalter MCH Group bei der Terminverlegung im Zuge der Pandemie führten zur Trennung von der Baseler Traditionsmesse. Deren Niedergang steht in heftigem Kontrast zu jenem Erfolg, den die Dubai Watch Week von Beginn an verzeichnete:
Über 200 Journalisten und 180 Händler reisten auf die arabische Halbinsel, um Newcomer wie Zeniths Defy Midnight oder Hublots Big Bang Integral zu bestaunen. Niemand zweifelte damals an einer Fortsetzung im Jahr 2021.
Selbstbewusst und kreativ: CEOs als Hauptdarsteller
Dass diese als digitale Uhrenmesse stattfinden würde, konnte zu diesem Zeitpunkt kein Experte ahnen. Noch unglaubwürdiger hätte es nur gewirkt, wenn man den damaligen Verantwortlichen gesagt hätte, dass eine virtuelle Austragung sogar interessant sein kann. Genau das ist den Herstellern aber gelungen, als sie die “LVMH Watch Week 2021” am 25. Januar mit einer Online-Pressekonferenz – oder besser gesagt einem Paukenschlag – eröffneten. Dabei nutzten die Manufakturen jeweils einen Film zur Selbstvorstellung, der die typischen Markenwerte repräsentieren sollte und keine geringeren Hauptdarsteller als die CEOs selbst enthielt.
Hublots Inszenierung hätte authentischer nicht sein können: Während Ricardo Guadalupe durch eine Werkstatt voll von futuristischen Maschinen spaziert, ziehen konzentrierte Menschen, moderne Materialien und wegweisende Uhrwerke an ihm vorbei. Eine Anspielung auf die Markenphilosophie “First, Unique and Different”, die sich auch in den Neuheiten des Herstellers widerspiegelt.
Hublot: Digitale Uhrenmesse mit neuen Werkstoffen
Unter diesen sorgte die Big Bang Tourbillon Automatic Orange Sapphire (Ref. 419.JO.0120.RT) für besonderes Aufsehen. Sie ist beileibe nicht das erste transparente Saphirglas-Modell aus Nyon, sehr wohl aber das erste in orangefarbener Ausführung. Ein dynamischer Look, der die Blicke seines Betrachters zwangsläufig für einige Sekunden fesselt und zusammen mit den 45 Millimetern Gehäusedurchmesser die typische Imposanz Hublots erzeugt.
Wobei “typisch” angesichts des Tourbillons, der strengen Limitierung auf 50 Exemplare und des Herstellerpreises von 169.000 USD (ca. 140.000 Euro) der falsche Begriff ist. Für Vortrieb sorgt das neue Manufakturwerk MHUB6035, dessen industrielles Satin-Finish auf einen 22-karätigen Weißgold-Mikrorotor und 72 Stunden Gangreserve bei 21.600 Halbschwingungen pro Stunde trifft.
Big Bang MP-11 Magic Gold
Daneben bringt uns die digitale Uhrenmesse eine neue Version der Big Bang MP-11 (Ref. 911.MX.0138.RX). Ihre 14 Tage Gangreserve, möglich gemacht durch sieben (!) in Reihe geschaltete Federhäuser, übernimmt sie ebenso wie die 45 x 14,5 Millimeter Gehäusegröße (welche angesichts der mechanischen Leistungen sehr moderat sind) von ihren Vorgängern. Neu ist der Einsatz des markeneigenen Magic Golds, einer besonders kratzfesten Legierung aus Keramik und Gold.
Diese erreicht eine Härte von 1.000 auf der Vickers-Skala, während gewöhnliches 18-karätiges Gold gerade einmal auf 140 kommt. Dafür ist ein spezielles Herstellungsverfahren erforderlich, das bei rund 2.200 °C eine Fusion von Keramikpulver und flüssigem Gold erzielt. Optisch resultiert daraus ein kühler, leicht grünlicher Look bei der Big Bang MP-11 Magic Gold. Genau wie die orangene Big Bang Tourbillon Automatic, ist sie auf 50 Stück beschränkt, schlägt preislich jedoch mit etwas humaneren 89.500 USD (ca. 74.000 Euro) zu Buche. Damit ist klar: Für Hublot ist die digitale Uhrenmesse hauptsächlich eine Show der High-End-Klasse.
Zenith: Digitale Uhrenmesse zeigt neues El Primero-Kaliber
Digital, aber in gewohnter Souveränität brachte Zeniths CEO Julien Tornare den Firmengeist seiner Manufaktur auf die Leinwand.
Durch die historischen Firmengebäude des Herstellers in Le Locle laufend, hob er ganz im Sinne des El-Primero-Kalibers das Bestreben seiner Marke hervor, in sämtlichen Bereichen “Erster” sein zu wollen.
Anschließend präsentierte uns die digitale Uhrenmesse eine wichtige Premiere im Zenith-Produktportfolio:
Die neue Chronomaster Sport White Dial (03.3100.3600/69.M3100). Eine gewisse Ähnlichkeit zur Rolex Daytona ist dem 41 Millimeter großen Edelstahlchronographen mit Keramiklünette nicht abzusprechen, doch die Nähe zum historischen Vorgänger A386 aus dem Jahr 1969 überwiegt. Das zeigen die drei überlappenden Hilfszifferblätter in Blau, Anthrazit und Hellgrau, unter denen das überarbeitete El Primero 3600 arbeitet.
Bereits vor zwei Jahren erschien die modernisierte Variante des Hochfrequenzkalibers in streng limitierter Auflage, doch erst jetzt geht sie in der Chronomaster Sport White Dial sowie dem Schwestermodell mit schwarzem Zifferblatt (Ref. 03.3100.3600/21.M3100) in Serie. Die digitale Uhrenmesse bringt uns ein Facelift, dessen Teile reduziert, Materialien aktualisiert und Funktionalität verbessert wurde.
Zu den wichtigsten Neuerungen gehören die Einführung eines Sekundenstopps und die Verlagerung der Stoppsekunde vom Zentrum auf den 3-Uhr-Totalisator, während die Zehntelsekunde auf die mittige Achse wandert und auf der Keramiklünette abgelesen wird.
100 Meter Wasserdichtigkeit runden das Gesamtbild ab. Am Edelstahlband werden sowohl für die weiße als auch die schwarze Ausführung 9.700 Euro fällig.
Weitere Premieren
Neben den bisher genannten und wichtigsten Neuerungen überraschte uns die digitale Uhrenmesse mit einer Reihe weiterer Premieren. Zu diesen gehören unter anderem eine Zenith Pilot Type 20 mit silbernem Zifferblatt, die dunkelgrüne Defy 21 Urban Jungle und die Street-Art-inspirierte Hublot Classic Fusion Orlinski 40mm. Kreative Newcomer, die den Weg für ein erfolgreiches Jahr der beiden Hersteller bereiten sollen.
Ob die LVMH Watch Week auch nächstes Jahr noch digital sein wird, wissen wir nicht. Fest steht aber, dass die digitale Uhrenmesse 2021 ein voller Erfolg war.