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Bewegter Alltag statt gläserne Vitrine: Wenn Robustheit und Funktionalität beim Uhrenkauf Priorität haben, sind Toolwatches eine glänzende Wahl. Sie rücken nicht etwa ästhetische Schönheit oder edle Metalle in den Vordergrund, sondern stehen ihrem Träger mit cleverer Ingenieurskunst und einer ausgezeichneten Lesbarkeit zur Seite – und das über viele Jahre. Wir haben uns die praktischen Instrumente näher angesehen und zeigen Ihnen die besten Toolwatches in allen Preisklassen.
Überzeugt auch in Zivil: Hamilton Khaki Field Mechanical
Den Anfang macht eine wahre Ikone der Einsteigerklasse, die sich in den letzten Jahren mit ihrem schnörkellosen Design und beispiellosen Preis-Leistungs-Verhältnis eine breite Fangemeinde verdient hat. An das militärische Erbe Hamiltons aus dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit erinnernd, versteht sich die Khaki Field Mechanical als typische Soldatenuhr und hält auf ihren schlanken 38 Millimetern nur das Wichtigste bereit: Große arabische Ziffern, 24-Stunden-Anzeige und reichlich Leuchtfarbe prägen ein Zifferblatt, das als Definition einer guten Lesbarkeit dienen könnte und bei den meisten Modellen selbst auf ein Datumsfenster verzichtet.
Dieser Minimalismus passt zum unspektakulären, aber sehr soliden Edelstahlgehäuse, welches entweder in matter oder schwarz-beschichteter Ausführung erscheint und mittelmäßige 50 Meter Wasserdichtigkeit bereithält. An einen Glasboden ist angesichts der puristischen Orientierung nicht zu denken, aber auch unbeobachtet legt das Handaufzugskaliber H-50 (ETA 2801-2) eine starke Performance an den Tag – 80 Stunden Gangreserve sprechen für sich und gehören eigentlich in die Oberklasse. Preislich ist die Hamilton Khaki Field Mechanical jedoch weit von der Spitzenliga entfernt und kostet mit weißen Zifferblatt und grünem Stoffband (Ref. H69439411) 470 Euro. Alternativ stehen schwarze, grüne und braune Zifferblätter zur Wahl.
Ausgeklügelte Technik aus Frankfurt: Sinn 856
Wer das simple Grundrezept der Khaki beibehalten, aber um fortschrittlichere Technik und die vierfache Wasserdichtigkeit bereichern möchte, ist bei der hessischen Uhrenschmiede Sinn an der richtigen Adresse. Mit ihrer Modellreihe 856 zeigt die unabhängige Marke, wie das Idealbild einer Toolwatch aussehen muss. So verfügt das 40 Millimeter große, perlgestrahlte Edelstahlgehäuse über die hauseigene TEGIMENT-Technologie, bei der eine Oberflächenhärtung für eine besondere Kratzfestigkeit sorgt. Im mattschwarzen Zifferblatt fällt der starke Kontrast zu den weißen (Leucht-)Beschriftungen sofort ins Auge, wohingegen die kleine Datumsanzeige und ein seltsames schwarzes Symbol über der Sechs erst bei näherem Hinsehen auffallen. Letzteres steht bei Sinn für den vorbildlichen Magnetfeldschutz von 1.000 Gauß, der eine wirkungsvolle Abschirmung des automatischen Sellita SW 300-1 erzielt.
Hinzu kommt die sogenannte Ar-Trockenhaltetechnik, bei der das Uhrwerk zur Verlangsamung von Alterungsprozessen und Erhöhung der Funktionssicherheit hermetisch vor eindringender Feuchtigkeit abgeriegelt wird. Wer die Fliegeruhr Sinn 856 sein Eigen nennen möchte, muss am Lederarband 1.730 Euro bezahlen.
Bordinstrument am Handgelenk: Bell & Ross BR 03-92 CERAMIC
Wie gut exotische Akzente mit der Idee einer Toolwatch vereinbar sind, beweisen die Ingenieure von Bell & Ross seit der Unternehmensgründung vor knapp 30 Jahren. Markenzeichen des Pariser Herstellers mit Schweizer Produktionsanlagen ist der quadratische Borduhren-Look, welcher bei der BR 03-92 CERAMIC besonders gut zum Ausdruck kommt. Unser Lieblingsmodell innerhalb der 42 Millimeter großen, bis 100 Meter wasserdichten Kollektion ist die Referenz BR0392-BL-CE: Ausgezeichnet durch die weiße Ausführung ihrer Zeiger, Indizes und überdimensionalen arabischen Ziffern, treibt sie das Konzept guter Lesbarkeit auf die Spitze und liefert absoluten Purismus im mattschwarzen Gewand. Weil letzteres aus Keramik gefertigt ist, kann es praktisch nicht verkratzen und sieht nach Jahren der Benutzung immer noch nagelneu aus.
Mit einer ähnlichen Robustheit ist das Automatikwerk BR-CAL.302 (SW 300) gesegnet, dessen 40 Stunden Gangreserve sicherlich kein Highlight der Bell & Ross BR 03-92 sind. Die wahre Stärke der Toolwatch liegt in ihrem eigenständigen Charakter, der in einer riesigen und manchmal sehr ähnlichen Uhrenbranche Gold wert ist. Preispunkt: ca. 3.400 Euro.
Modernisierung einer Legende: Omega Seamaster 300
Weniger auffällig, aber historisch wertvoller und eleganter präsentiert sich Omegas Neuauflage der ersten Seamaster-300-Generation von 1957. Bis zum Platinmodell für 46.500 Euro dominiert die aktuelle Kollektion ein weites Spektrum, aber uns interessieren vor allem die erschwinglicheren Edelstahlmodelle wie etwa die klassische Referenz 233.30.41.21.01.001: Mit pfeilförmigem Stundenzeiger, vorsichtig eingesetzter Faux-Patina und sandgestrahltem Zifferblatt versetzt sie uns glaubwürdig in die Ära der ersten Taucheruhren und wirkt dank der schmaleren Keramiklünette zurückhaltender als die beliebte 300M Chrono Diver.
Nicht zur Diskussion steht ihre Eignung als Toolwatch: 300 Meter Wasserdichtigkeit treffen in der Omega Seamaster 300 auf eine vorbildliche Lesbarkeit und einen universell angenehmen Durchmesser von 41 Millimetern. Hinter dem Glasboden tickt das hauseigene, chronometerzertifizierte Co-Axial-Kaliber 8400 mit 60 Stunden Gangreserve und üppigen 15.000 Gauß Magnetfeldschutz. Am besten eignet sich die Taucheruhr für alle, die eine ausgewogene Symbiose aus Alltagsqualitäten und ästhetischen Leckerbissen suchen. Dafür werden bei der hier vorgestellten Version am Metallband 6.000 Euro fällig.
Von Sammlern unterschätzt, von Puristen geliebt: Rolex Explorer II
An den Ruhm einer Submariner oder Daytona kommt sie nicht heran, die für viele Enthusiasten etwas unspektakuläre Explorer. Viele Liebhaber ziehen das Instrument beim Kauf ihrer ersten Rolex nicht einmal in Erwägung. Dabei ist es der ultimative Geheimtipp im Produktportfolio des Genfer Herstellers: 1953 lanciert, qualifizierte sich die Explorer als Begleiterin der legendären Everest-Besteigung Edmund Hillarys für die Königsklasse der Toolwatches und änderte ihren Look seitdem kaum. Die heutige Auswahl umfasst neben der 39 Millimeter großen Explorer auch zwei Modelle des mächtigeren Bruders Rolex Explorer II, der entweder mit schwarzem oder weißem Zifferblatt erhältlich ist.
Die wichtigsten Merkmale des 42 Millimeter umfassenden, bis 100 Meter wasserdichten Modells sind die feststehende 24-Stunden-Lünette, die GMT-Funktion und die Zykloplupe im Stile der Datejust. Erwartungsgemäß bewegt sich die technische Robustheit des Perpetual-Uhrwerks 3187 auf höchstem Niveau, verfügt es doch über die antimagnetische Parachrom-Spirale und garantiert sensationelle -2/+2 Sekunden Gangabweichung pro Tag. Die Leistung, das Prestige und die Solidität der Rolex Explorer haben ihren Preis: 7.750 Euro müssen für den Besitz der Toolwatches nach Genf überwiesen werden – am schwarzem oder weißen Zifferblatt (Ref. 216570).