« Ein Meisterwerk im Porträt »
Höchste Exklusivität, aufwendig veredelte Uhrwerke und massives Gold – Merkmale, die man nicht direkt Junghans zuordnen würde. Zum 160. Firmenjubiläum überrascht uns die Schramberger Traditionsfirma jedoch mit einer Rarität, die alle drei dieser Kriterien erfüllt. Wir lüften die Geheimnisse der jetzt schon legendären Meister Signatur Edition 160 und zeigen, was ihren historischen Bezug außergewöhnlich macht.
Understatement in Reinform
Schaut man erstmals auf das Bild der Signatur und sieht ihren Preis, dürfte Skepsis die wahrscheinlichste Reaktion sein: 8.160 Euro für eine 39 Millimeter kleine, vermutlich vergoldete Junghans ohne Komplikationen? Es folgt der kritische, nach Erklärungen suchende Blick aufs Datenblatt. Moment mal – die ist gar nicht vergoldet. Anders als Junghans Uhren in großer Auswahl aus dem Schwarzwald, setzt die Edition 160 auf massives, 18-karätiges Roségold anstelle einer Beschichtung. Neugier kommt auf. Und siehe da, das gute Stück ist auch noch limitiert – auf knappe 160 Exemplare weltweit. Doch ihre ernstzunehmende Seltenheit und prestigeträchtige Haptik sind nicht die einzigen Gründe, warum die Junghans Meister Handaufzug als Signatur Edition 160 mit der Referenznummer 27/9103.00 etwas Außergewöhnliches ist.
Jahrzehnte alt und aufwendig renoviert: Das Handaufzugswerk J620
Ihr wahres Geheimnis verbirgt die zurückhaltende Dresswatch im Inneren, wo das manuelle Kaliber J620 seine Arbeit verrichtet. Durch den beidseitig entspiegelten Saphirglasböden erkennen wir nicht nur eine riesige, dreischenklige Ringunruh, die mit einer gemütlichen Frequenz von 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (2,5 Hertz) vor sich hin pendelt, sondern auch eine wunderschöne Vergoldung und zahllose Details. Neben dem Sperrrad mit Sonnenschliff, der polierten Federhausbrücke und dem feinen Längsschliff der Räderwerkbrücke und des Unruhklobens fesseln polierte Schrauben und die schalenförmigen Senkungen der Steine unsere Blicke. Prominent in der Mitte hält die Signatur eine Logogravur mit der Kalibernummer 620 bereit, die in Junghans’ Geschichte eine besondere Rolle spielt.
Erstmals 1966 vorgestellt, wurde das Handaufzugswerk bis 1975 in über 15 Varianten gefertigt und bildete eines der mechanischen Fundamente des deutschen Herstellers in einer Zeit, als traditionelle Uhrwerke für immer zu verschwinden drohten. Die Junghans Meister Signatur Handaufzug Edition 160 ist mit einem Originalwerk aus dieser Ära bestückt. Vor Jahrzehnten entwickelt und gebaut, wurde es anlässlich des 160. Jubiläums nach modernen Standards dekoriert und in einen technisch neuwertigen Zustand gebracht. Somit ist die Signatur nicht nur im Marketingprospekt ein Stück Firmengeschichte, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes.
Pure Simplizität mit persönlicher Note
Trotz seines hohen Alters legt das Kaliber 620 zeitgemäße technische Daten an den Tag; neben einer stoßsicheren Konstruktion bekommt der Liebhaber 45 Stunden Gangreserve nach vollem Aufzug. Letzterer erfolgt mittels einer zeitlosen Krone, die als einziges Element die fließenden, wunderschönen Linien des Goldgehäuses unterbricht. Ihr schlanker Durchmesser von 39 Millimetern und die relativ niedrige Höhe von 10,3 Millimetern prädestinieren die Signatur für den Einsatz unterm Ärmel, bevorzugt natürlich zu feinen Anlässen. Im täglichen Business-Einsatz macht das Instrument ebenfalls eine gute Figur, kann aber nur von absoluten Uhrenkennern korrekt als Meisterin aller Meister des Schwarzwaldes identifiziert werden – auf den zweiten Blick, versteht sich.
Größtenteils verantwortlich für ihr fast schon extremes Understatement ist das Zifferblatt der Edition 160. Drei Zeiger, keine Komplikationen, perfekte Symmetrie: Das Rezept verkörpert pure Simplizität und möchte für seine Liebe zum Detail geschätzt werden. Von gewölbtem, beidseitig entspiegeltem Saphirglas bedeckt sind diamantgeschliffene Dauphine-Zeiger für Stunde und Minute, deren Verarbeitung ebenso makellos ist wie die Feinarbeit der Minuterie. Die Oberfläche ist matt versilbert, was den zurückhaltenden und eleganten Charakter der Signatur ideal unterstreicht. Ein kleines, aber feines Highlight ist der Markenschriftzug, der im Gegensatz zu jeder anderen Junghans in einem handschriftlichen Design erscheint. Er verstärkt unseren Eindruck, dass dieses Kunstwerk mit Liebe von leidenschaftlichen Uhrmachern und fernab jeder Massenproduktion hergestellt wurde.
Erstaunliche Robustheit, reiche Geschichte
Am Handgelenk sitzt die erhabene Signatur mit einem traditionellen, braunen Lederband inklusive Dornschließe in 18-karätigem Roségold. Zwar besitzt dieses Band keine Eignung für den Wassereinsatz, sehr wohl aber das Gehäuse: Überraschende 100 Meter kann die Seltenheit theoretisch abtauchen, was für den Schwimmeinsatz problemlos ausreicht. Aber ganz ehrlich: Wir würden den goldenen Überflieger aus Schramberg zu keinem Preis der Welt ins nasse Element werfen. Besser ist der Einsatz am trockenen Schreibtisch, wo man ungestört in die reiche Historie der deutschen Marke eintauchen kann.
1861 gegründet, fertigte der Hersteller zunächst Komponenten und startete 1866 mit der Produktion der ersten eigenen Uhren. 1888 wurde das bis heute gültige Markenzeichen, der Stern mit zentralem “J”, etabliert. Es folgte eine Ära des phänomenalen Wachstums; im Jahr 1903 beschäftigte das Unternehmen über 3.000 Mitarbeiter und war mit einer Jahresproduktion von über drei Millionen Zeitanzeigern die größte Uhrenmarke weltweit. In den 1930er-Jahren, als die Meister Kollektion geboren wird, feiern die ersten Vorgänger der heutigen Signatur beträchtliche Verkaufserfolge, welche nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt werden. In den 50er- und 60er-Jahren entwickelt das Unternehmen neben dem Kaliber 620 mehrere berühmte Werke, die die Führungsrolle des Herstellers in der deutschen Uhrenindustrie unterstreichen.
Übrigens: Mit der Platin Edition 160 aus der Junghans Meister S Chronoscope Kollektion präsentiert die Marke im Jahr 2021 ein weiteres Jubiläumsmodell, dessen Exklusivität sogar noch über der Signatur liegt. Wer den Platin-Chronographen besitzen möchte, muss 16.000 Euro auf den Tisch legen.