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Lünette tauschen leicht gemacht? Viele Uhrenbesitzer, die sich Abwechslung wünschen oder einen beschädigten Drehring ersetzen möchten, spielen mit dem Gedanken eines Wechsels. Doch kann man an seiner Omega, Rolex oder anderen Luxusuhr problemlos die Lünette wechseln? Wir zeigen, in welchen Fällen der eigenhändige Tausch sinnvoll sein kann, geben konkrete Tipps zur Durchführung und erklären, welche Konsequenzen die Modifikation für den zukünftigen Wert des Zeitanzeigers haben kann.
Ist das Wechseln grundsätzlich möglich?
Wir möchten keine unnötige Spannung aufbauen und die Titelfrage direkt beantworten: Ja, man kann seiner Tag Heuer, Breitling und jeder anderen Luxusuhr – abgesehen von seltenen Ausnahmen – grundsätzlich eine neue Lünette verpassen, solange letztere keinen festen Bestandteil des Gehäuses markiert. Diese Voraussetzung ist für alle Drehlünetten erfüllt, wie beispielsweise den 24-Stunden-Drehring einer Rolex GMT-Master II und die 60-Minuten-Taucherskala einer Tag Heuer Aquaracer.
Auch feststehende Lünetten wie im Falle der Datejust können typischerweise ersetzt werden. Die entscheidende Frage ist, mit welchem Aufwand das Wechseln im Einzelfall verbunden ist. Während ältere Modelle meist eigenhändig, schnell und gefahrlos ihre Umrandung des Ziffernblattes tauschen lassen, verfügen aktuelle Uhren oftmals über komplexere Mechanismen. Will man hier die Lünette wechseln, steigt der Bedarf nach Expertenwissen und die Eigenarbeit wird riskanter.
Viele Marken wie beispielsweise die Uhrenmanufaktur Sinn setzen auf unverlierbare Sicherheitsdrehringe, die ein Abspringen durch ungünstige Schläge vermeiden und keinen kinderleichten Tausch ermöglichen.
Lünette tauschen nur beim Fachmann?
Viele Ratgeber im Internet schließen den eigenhändigen Lünettenwechsel bei Luxusuhren partout aus und empfehlen, jegliche Arbeiten vom Uhrmacher des Vertrauens durchführen zu lassen.
Eine Ansicht, die wir nicht zu 100 Prozent teilen: Zwar minimiert die Erfahrung eines kompetenten Fachmanns das Risiko für Beschädigungen beim Wechseln, doch vor allem viele ältere Lünetten lassen sich derart simpel tauschen, dass jeder Uhrenliebhaber mit einem Hauch Fingerspitzengefühl zur Durchführung fähig ist. Am Ende ist es eine Frage des individuellen Risikoempfindens: Wer jahrelang für seine Seamaster gespart hat und die Gefahr eines kleinen Kratzers zu jedem Preis vermeiden möchte, sollte die Omega Lünette nicht wechseln und stattdessen zum renommiertesten Uhrmacher der Region gehen.
Rolex Lünette wechseln: Beispiel GMT-Master II
Ein Paradebeispiel für leichte Austauschbarkeit stellen die Aluminiumlünetten älterer Rolex GMT-Master II Modelle dar. Während es modernere Editionen dem Besitzer schwieriger machen, setzen die früheren Drehringe auf einen simplen Einrastmechanismus. Um die Lünette zu lösen, braucht man einen flachen Gegenstand; wir empfehlen den Kauf eines professionellen Gehäuseöffners für wenige Euro, mit dem der Eingriff präziser erfolgen kann als mit Pfannenwendern und anderen Alternativen, die in Internetforen empfohlen werden.
Nachdem man den Gehäuseöffner mit einem dicken Klebeband überzogen hat (z. B. Elektro-Klebeband), um Kratzer an der Uhr zu vermeiden, drückt man den Öffner zwischen Gehäuse und Drehring, woraufhin letzterer hochspringen wird. Aufgepasst! Unterhalb des Drehrings befindet sich eine kleine Feder, die schnell verloren, schwer wiederzufinden und teuer zu ersetzen ist. Ein größerer Tisch ist als Arbeitsplatz also dringend zu empfehlen. Der Drehring, den man nun in den Händen hält, besteht aus zwei Komponenten: Dem Lünettenring und einer Einlage (“Inlay”), die aus Aluminium (bzw. Keramik in vielen modernen Uhren) besteht. Letztere kann mit gleichmäßigem Druck vorsichtig aus dem Lünettenring gedrückt werden.
Von Pepsi zu Batman – jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Lünette zu tauschen. Will man erfolgreich die Umrandung des Ziffernblattes wechseln, muss abschließend der Lünettenring (ohne Inlay) in richtiger Ausrichtung auf die Feder gesetzt werden. Das Wechseln ist gelungen, wenn sich der Lünettenring korrekt auf der Uhr dreht und das gewohnte Einrastgefühl vorhanden ist. Zum Schluss noch das Inlay mit gleichmäßiger Kraft von allen Seiten in den Lünettenring drücken und fertig ist das Wechseln.
Verliert die Uhr an Wert?
Egal, ob man eine Tag Heuer Lünette wechseln möchte oder eine Omega im Fokus steht: Die Modifikation ist mit finanziellen Risiken verbunden. Das primäre Problem ist der Verlust des Originalzustands, welcher vor allem auf dem Rolex-Markt mit geringeren Wiederverkaufspreisen abgestraft wird.
Zwei Levels der Modifikation sind zu unterscheiden: Während die meisten Sammler und Enthusiasten noch Verständnis dafür haben, wenn man eine beschädigte Lünette wechseln und durch ein neues Teil des gleichen Typs ersetzen lässt (“Die Pepsi bleibt eine Pepsi”), wird das Lünette-Tauschen zur Abwechslung als Tabu betrachtet.
Unser Tipp: Tauscht man den Drehring einer Luxusuhr, sollte unbedingt das Originalteil aufbewahrt werden, um es vor dem späteren Verkauf wieder einsetzen zu können. Andernfalls wird kein ernsthafter Sammler Interesse haben oder nur zu einem Preis, der spürbar unterhalb des Marktwerts originalgetreuer Editionen liegt.
Gefahr: Wechseln führt zu Verlust der Serviceleistungen
Will man die Lünette tauschen, ist ein weiterer Aspekt zu bedenken: Die Serviceleistungen des Herstellers. Vor allem bei teuren Luxusuhren ist es gängige Praxis, das Meisterstück bei Problemen oder Schäden, aber auch zum Zwecke der regelmäßigen Wartung in die Hände der jeweiligen Marke zu geben.
Hat man beispielsweise die Omega Lünette wechseln lassen und schickt die Luxusuhr in die Schweiz, verweigert der Hersteller unter Umständen die Serviceleistungen, weil die Uhr nicht originalgetreu ist. Auf die kurze Frist mag dies kein Problem darstellen, weil gute Uhrmacher den Zeitanzeiger auch unabhängig des Herstellers instand halten können, aber in bestimmten Fällen (z. B. aufwendige Komplikationen) besitzt ausschließlich die Manufaktur das nötige Fachwissen.