« Skelettuhren gewähren Einblicke in die hochwertige Mechanik »
Im Jahr 1783 beginnt Abraham Louis Breguet den 44-jährigen Bau der kompliziertesten Uhr aller Zeiten: Der Taschenuhr Marie-Antoinette. Ihre über 800 Werksteile präsentiert die Ikone durch eine skelettierte Bauweise, um die ganze Faszination ihrer Mechanik sichtbar zu machen. Heute genießen Uhren ohne Zifferblatt eine steigende Beliebtheit und sorgen in allen Preisklassen für transparente Abwechslung. Wir erklären, warum jeder Uhrenliebhaber eine Skelettuhr besitzen sollte und zeigen fünf der spektakulärsten Modelle.
Lebendige Mechanik am Handgelenk
Betrachtet man Uhren als rationale Gebrauchsgegenstände zum Ablesen der Zeit, ergeben skelettierte Uhren keinen Sinn. Die meisten Kandidaten erreichen aufgrund des reduzierten Kontrasts ihrer Zeiger zum Hintergrund nicht die Erfassbarkeit klassischer Uhren. Doch wir als Enthusiasten sind nicht aus rationalen Gründen, sondern in erster Linie emotional an die tickende Mechanik gebunden. Und geht es um Glücksgefühle am Handgelenk, sind Uhren ohne Zifferblatt unschlagbar: Indem sie Rotor, Federhaus, Räderwerk und Unruh ans Tageslicht bringen, offenbaren sie dem Betrachter ein permanentes Spektakel und werden zu lebendigen Begleitern im Alltag. Rational betrachtet sind sie leblose Objekte, aber das interessiert uns nicht. Was einen Herzschlag besitzt, Geräusche macht und sich bewegt, muss auch lebendig sein!
Wir empfehlen jedem Liebhaber mechanischer Zeitanzeiger, Skelettuhren mindestens einmal im Leben persönlich kennenzulernen. Vor allem, wenn der Traum einer großen Komplikation erfüllt wird, schaffen Uhren ohne Zifferblatt ein intensiveres Erlebnis und zeigen buchstäblich, worin der hohe Wert des Kunstwerks liegt. Hinzu kommt, dass skelettierte Armbanduhren eine wirkungsvolle Abgrenzung vom Massengeschmack erreichen und – wie ihre Gegenstücke mit Zifferblatt – eine gewaltige Bandbreite an Designs und Formen besitzen. Von schlichter Eleganz bis verrücktem Futurismus ist alles möglich.
Oris Artelier Translucent Skeleton
Ein Klassiker mit Wiedererkennungswert: Die Oris Artelier Translucent Skeleton (Ref. 01 734 7684 6351-07 1 21 73FC) zeigt, wie charakterstark Uhren ohne Zifferblatt sein können. Gleich aus drei Perspektiven ist das 40,5 Millimeter große Herrenmodell durchsichtig: Die freigestellte Vorderseite, ein Gehäuseboden aus Glas und ein transparenter Ring zwischen Zentrum und Gehäuserand machen die Translucent einmalig. Zwölf Streben, die gleichzeitig als Indizes fungieren, verbinden das Automatikwerk 734 mit dem Edelstahlgehäuse, welches von einer 18-karätigen Rotgoldlünette gekrönt wird. Fast könnte man denken, der Mittelteil des Schweizer Kunstwerks würde schwerelos im Raum treiben. Beachtlich ist zudem das Ausmaß der Skelettierung, die sogar Einblicke ins Innere des Federhauses ermöglicht. Trotz aller exotischen Akzente ist die Translucent kein extrovertierter Hingucker, der nach Aufmerksamkeit schreit, sondern eine elegante Dresswatch, die mit zurückhaltenden Ausmaßen und traditionellem Lederband auf jedem Business-Meeting eine gute Figur macht.
Maurice Lacroix Aikon Automatic Chronograph Skeleton 44mm
Mit ihrem kraftvollen, großen Integralgehäuse zählt die Maurice Lacroix Aikon Automatic Chronograph Skeleton 44mm (Ref. AI6098-SS001-091-2) nicht gerade zu den schüchternen Uhren ohne Zifferblatt. Der zu Ehren des indischen Motorsportteams Mahindra Racing konzipierte Chronograph übernimmt alle markanten Gesichtszüge der gewöhnlichen Aikon Modelle: Sechs Krappen auf der Lünette, scharfe Kanten und der Verzicht auf Bandanstöße verleihen dem Boliden eine dominante Präsenz, die sich im Zifferblatt fortsetzt. Von tiefroten Akzenten geprägt, stellt es die Zeitmessung in einem Bicompax-Layout dar, welches die Menge an Skalen aufs Nötigste reduziert und die Lesbarkeit erleichtert. Was die 200 Meter wasserdichten Uhren ohne Zifferblatt im Innern zu bieten haben, kann sich sehen lassen: Ein Manufakturkaliber ML206, das zusammen mit dem Schweizer Hersteller Concepto auf Basis des renommierten Sellita SW 500 entwickelt wurde. Tauchen, Zeit stoppen und die mechanische Show genießen – mit dem Aikon Automatic Chronograph ist alles möglich.
Zenith Defy Fusee Tourbillon
Von der Luxus- in die High-End-Klasse bringt uns die Zenith Defy Fusee Tourbillon (Ref. 40.9000.4805/75.R582): Aus spektakulärem Platin 950 gefertigt und auf weltweit zehn Exemplare limitiert, bringt das 44 Millimeter große Handaufzugsmodell gleich zwei Spitzen-Komplikationen ans Handgelenk. Neben einem Tourbillon besitzen die Skelettuhren eine äußerst aufwendige Kraftübertragung mit Kette und Schnecke, die eine konstante Energieabgabe des Federhauses ans Räderwerk garantiert und die Gesamtzahl der Werksteile auf sagenhafte 807 Komponenten katapultiert. Weil die Uhren ohne Zifferblatt konzipiert sind, ist der gesamte Prozess der Kraftübertragung für den Träger sichtbar. Ein Gehäuseboden aus Glas gewährt zusätzliche Einblicke ins Innenleben, wo das legendäre El Primero Kaliber seine Arbeit verrichtet. Überraschend für die höchste Uhrenklasse, verfügt das sechsstellig bepreiste Kunstwerk sogar über 100 Meter Wasserdichtigkeit. In typischer Defy-Manier besitzt die Fusee Tourbillon ein integriertes Gehäuse, welches mit einem Alligatorband inklusive Doppelschließe am Handgelenk sitzt.
Breguet Grandes Complications Tourbillon
Was Uhren ohne Zifferblatt in der Königsklasse leisten können, demonstriert auch die Breguet Grandes Complications mit der Tourbillon Messidor (Ref. 5335BR/42/9W6). Auf schlanken 40 Millimetern Durchmesser bringt der Erfinder des Tourbillons eine besonders atemberaubende Version des rotierenden Käfigs unter, die scheinbar vom Rest des Uhrwerks entkoppelt ist. Das Geheimnis der Messidor, die nach dem Monat der Tourbillon-Erfindung im französischen Revolutionskalender des Jahres 1801 benannt ist, liegt in gläsernen Verbindungselementen zum übrigen Teil des Manufakturkalibers 558 SQ2. Zwar ist das Ablesen der gebläuten Breguet-Zeiger auf zwölf Uhr anspruchsvoll, aber welche Rolle spielt das schon? Genießen wir lieber den Anblick unzähliger handgefertigter Komponenten – von der Aufzugsfeder bis zum Tourbillon genügt jedes Einzelteil maximalen Standards der Uhrmacherkunst. Ob man die Wärme des hier gezeigten, 18-karätigen Roségoldgehäuses oder das noch exklusivere Platin wählt, entscheiden die eigenen Präferenzen. Uhren ohne Zifferblatt in ihrer höchsten Vollendung – Breguet zeigt, wie die Superlative aussieht.
Hublot Big Bang Integral Tourbillon Full Sapphire 43 mm
Das kostspieligste Vergnügen im skelettierten Segment bietet derzeit Hublot mit der Hublot Big Bang Integral Tourbillon Full Sapphire 43 mm (Ref. 455.JX.0120.JX). Was andere Hersteller als skelettierte Armbanduhren bezeichnen, wirkt im Vergleich mit der Full Sapphire ziemlich verschlossen: Gemäß ihres Namens komplett aus Saphirglas gefertigt, erlaubt die Wahnsinns-Uhr aus jeder Perspektive tiefe Einblicke ins Innere, welches ebenfalls in der höchsten Liga spielt. So rotiert auf sechs Uhr ein Tourbillon, das wie die übrigen Bauteile frei im Raum zu schweben scheint und Teil des automatischen Manufakturwerks HUB6035 mit 72 Stunden Gangreserve ist. Transparenter sind keine anderen Uhren ohne Zifferblatt. Hinzu kommt ein erwähnenswerter Rekord: Als weltweit erster Zeitanzeiger besitzt die Full Sapphire nicht nur ein komplettes Saphirglasgehäuse, sondern auch das passende Armband aus demselben Material. Es wirkt fast so, als würde der Uhrenkörper nicht existieren und ausschließlich ein Tourbillon am Handgelenk sitzen.