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Robuste Luxusuhren zum fairen Preis: Seit Rolex-Gründer Hans Wilsdorf im Jahr 1936 die Namensrechte an Tudor erwirbt, steht die Schwestermarke für erschwingliche Topqualität im gehobenen Segment. Doch welche Bedeutung hat der Markenname eigentlich? Reisen wir in die Frühzeit des Unternehmens, um der Frage nach den Ursprüngen der Marke auf den Grund zu gehen und eine Welt von englischen Königshäusern, genialem Marketing und wegweisenden Zeitanzeigern zu entdecken.
Wilsdorfs Kampf um den Namen
Alle wissen um Tudors Zugehörigkeit zu Rolex, doch die wenigsten Uhrenliebhaber kennen die Entstehungsgeschichte des Herstellers. Es war nämlich nicht Hans Wilsdorf, der die Marke ins Leben ruft: 1906 lässt sich der Genfer Schmuckhändler Isaac Blumenthal den Namen “Tudor” schützen, was Wilsdorf nicht gefallen haben dürfte. Denn spätestens seit er im Jahr 1905 in London mit der Fertigung seiner ersten Zeitanzeiger beginnt, pflegt der gebürtige Deutsche aus dem bayerischen Kulmbach eine anglophile Gesinnung und zeigt starkes Interesse an jenem Namen, den das englische Königshaus von 1495 bis 1603 trug. Mit den berüchtigten Herrschern Heinrich VIII. und seiner Tochter Elisabeth I. bringt das Geschlecht zwei der wichtigsten Figuren der britischen Geschichte hervor. Auch nachdem die Namensrechte von Blumenthal an den Schweizer Uhrenfabrikanten Philippe Hüther übergehen, gibt Wilsdorf nicht auf und erkennt die große Bedeutung hinter dem einprägsamen Begriff.
Der Durchbruch: Erwerb der Markenrechte
Zu diesem Zeitpunkt ist der Aufbau der Marke Rolex in vollem Gange. 1908 lässt Wilsdorf den Namen schützen und 1920 – nach den zermürbenden Jahren des Ersten Weltkriegs – ins Schweizer Handelsregister eintragen. Dass der clevere Geschäftsmann trotz der ersten Rolex-Erfolge weiterhin um den Namen Tudors kämpft, hat eine strategische Bedeutung: Hans Wilsdorf möchte den Fortbestand seiner Hauptmarke mit einer erschwinglicheren Schwesterfirma absichern. Eine Idee, die sich im späteren Verlauf der Geschichte als klug herausstellt.
Rasch folgen die ersten Zeitanzeiger, welche ein schlichtes Logo tragen: Den reinen Markennamen mit einem stark verlängerten T-Strich, der sich über alle übrigen Buchstaben erstreckt. Kunstvoller wird das Firmenzeichen mit der kompletten Übernahme der Markenrechte durch Wilsdorf im Jahr 1936. Fortan besteht das Emblem aus der stilisierten Rose der englischen Herrscherdynastie in Kombination mit dem ausgeschriebenen Namen. Anfangs ist die Bedeutung besonders stark, weil die Rose exakt in jeder Wappenform auf dem Zifferblatt erscheint, die auch das königliche Wappen der Tudors prägte. Heute ist es umgekehrt: Keine Rose, sondern das reine Schild findet sich im Logo des prominenten Uhrenherstellers.
Wofür steht eigentlich Tudor?
Und wo ist der Bezug des Firmenzeichens zu den tickenden Produkten Tudors? Während die Bedeutung vieler anderer Logos auf den ersten Blick unklar ist, muss man im Falle des Schilds keinen großen Gedankensprung machen: Ein Schild steht für Stärke und Robustheit, exakt jene Eigenschaften, die bis heute im Fokus der Uhrenmarke stehen. Vor allem Wasserdichtigkeit, Stoßfestigkeit und eine kompromisslose Verarbeitungsqualität sind für die Beständigkeit der Genfer Zeitanzeiger verantwortlich. Fortgesetzt wird die Symbolsprache in der Rose, die ursprünglich für die Vereinigung der Königshäuser Lancaster (rote Rose) und York (weiße Rose) am Ende der Rosenkriege im Jahr 1485 steht. Und was ist das Ziel dieser Rose in Bezug auf Tudors Uhren? Ihre schönen, geschwungenen Linien sollen die Eleganz ausdrücken, mit der die tickenden Meisterwerke ihren robusten Zweck erfüllen. Eine Bedeutung, auf die wir im Gegensatz zum Schild nicht im ersten Atemzug gekommen wären.
Ohne Schild zu großer Bedeutung: Anfangsjahre
1946 gründet Wilsdorf das heutige Unternehmen, die Montres Tudor S.A. Ab diesem Zeitpunkt erscheint das Wappenlogo zunehmend seltener im Zifferblatt und wird durch die Kombination aus Rose und Firmenname ersetzt. 1947 erscheint die Oyster Kollektion, deren Name absichtlich identisch zu den Rolex-Uhren ist. Das Ziel Wilsdorfs ist die Nutzung des etablierten Rolex-Images zum Aufbau der neuen Marke. Vor allem in den Anfangsjahren ist die technische und sichtbare Schnittmenge gewaltig: Nicht nur die Übernahme des Oyster Gehäuses, sondern auch des Perpetual-Automatikaufzugs besitzen für die Vertrauenswürdigkeit eine enorme Bedeutung. Nach wenigen Jahre fragten sich die Kunden nicht mehr “Was ist eigentlich Tudor?”, sondern “Wo kann man Tudors Uhren bekommen?”. Dass identische Bauteile wie beispielsweise Rolex-Kronen genutzt werden und einige Anfangsmodelle eine unübersehbare Rolex-Gravur im Gehäuseboden besitzen, stört niemanden.
Die Bedeutung des Namens im aktuellen Sortiment
Ab 1969 wird das Rosen-Logo mit der Oyster Prince Submariner Ref. 7016 abgeschafft und durch das bis heute genutzte Wappen-Emblem ersetzt. Dessen Sinngehalt – maximale Robustheit – könnte in der aktuellen Hauptkollektion Black Bay keine stärkere Rolle spielen. Die widerstandsfähigen Diver katapultieren Tudors Image seit zehn Jahren auf ein neues Level, verleihen dem Hersteller Eigenständigkeit und machen endgültig Schluss mit der “Poor Man’s Rolex”.
Nicht die solide Wasserdichtigkeit von mindestens 200 Metern, sondern die Technik der Black Bay ist für Enthusiasten inzwischen das primäre Kaufargument. Unterhalb der 4.000-Euro-Grenze bringen die Diver erstklassige Manufakturwerke mit COSC-Zertifikat und 70 Stunden Gangreserve ans Handgelenk, wie beispielsweise das Kaliber MT5402 in der 39 Millimeter schlanken Black Bay Fifty-Eight. Deren Popularität war zeitweise hoch genug, um Wartelisten im Rolex-Stil erforderlich zu machen.
Und was ist das Anlaufziel, falls es noch robuster sein soll? Die Pelagos Linie. Auf Wunsch mit linksseitiger Krone erhältlich, erreichen die 42-Millimeter-Editionen satte 500 Meter Tauchtiefe und nutzen Titan, um das Gewicht zu reduzieren und die Stabilität gegenüber Edelstahl zu steigern. Ein Exot ist die Pelagos FXD, die nach militärischen Anforderungen für die Unterwassernavigation entwickelt wurde, fest am Gehäuse montierte Bandstege besitzt und im Gegensatz zur typischen Taucheruhr eine beidseitig drehbare Lünette aufweist.
Tudors Logo steht auch für Schönheit
Wie die eleganten Linien des Rosen-Emblems, sind auch die Damenuhren Tudors von ästhetischer Schönheit geprägt.
Eine hohe Bedeutung kommt der Royal Kollektion zu, deren integriertes Gehäusedesign und gekerbte Lünette einen unglaublich starken Wiedererkennungswert erzeugen. Werden runde Formen präferiert, empfehlen wir die Glamour Serie, die selbst in ihren zierlichen 26-Millimeter-Varianten solide 100 Meter Wasserdichtigkeit an den Tag legt.
Neben der Glamour verdient die Clair de Rose Reihe einen näheren Blick: Von römischen Ziffern und einer beeindruckenden Hochglanzpolitur gezeichnet, ist die mechanische Damenuhr nach dem ursprünglichen Rosen-Logo der Schweizer Luxusmarke benannt. Eine sehr treffliche Namensgebung, wie wir finden.