« Was meint Diamond-like Carbon? »
Ewige Jugend für die Luxusuhr: DLC-Beschichtungen versprechen langfristig eine erhöhte Widerstandsfähigkeit und eine glatte, angenehme Oberfläche. Aber wie funktioniert das Coating überhaupt? Heute erklären wir die Grundlagen der Methode, wie sie mit dem PVD-Verfahren zusammenhängt und welche Vor- oder Nachteile sie mitbringt. Außerdem zeigen wir beliebte Luxusuhren in verschiedenen Preisklassen, die erheblich von der Kohlenstoff-Beschichtung profitieren.
PVD-Verfahren: Grundlage für die DLC Beschichtung
Die Abkürzungen DLC und PVD sind in der Uhrenwelt weit verbreitet. Fälschlicherweise werden sie oftmals synonym verwendet, obwohl die Bedeutungen unterschiedlich sind. PVD steht für “Physical Vapour Deposition” und bezeichnet ein Verfahren, in dessen Verlauf ein Dampf aus winzigen Metallpartikeln gebildet wird. Gängige Stoffe sind Titannitrid (TIN) und Zirkoniumnitrid (ZrN). Um eine Reaktion der zerstäubten Metalle mit Luft zu vermeiden, findet der gesamte Prozess in einer Vakuumkammer statt. Deren Innentemperatur wird auf moderaten Levels zwischen 100 °C und 360 °C gehalten, weil sich neben dem Metalldampf auch das zu beschichtende Uhrengehäuse in der Vakuumkammer befindet und nicht verformt werden soll. Der Kern des PVD-Verfahrens ist simpel: Die verdampften Metalle schlagen sich auf der Oberfläche des Uhrengehäuses nieder und bilden einen rund 5 Mikrometer dünnen Schutzfilm. Hierbei finden im Gegensatz zur Galvanisierung, einem anderen Verfahren zur Erhöhung der Robustheit, keine chemischen Reaktionen statt.
Die DLC-Beschichtung hingegen steht für “Diamond-like Carbon” und bezeichnet einen der möglichen Werkstoffe (alternativ zu Titannitrid und Zirkoniumnitrid), mit denen das PVD-Verfahren durchgeführt werden kann. Heißt im Klartext: kein DLC ohne PVD. Auf deutsch würde man das Material als “diamantähnlichen Kohlenstoff” oder “Kohlenstoff mit Diamanteigenschaften” bezeichnen, was den Charakter der Beschichtung trefflich beschreibt.
Schwarze Optik, hohe Robustheit: Die Besonderheiten von Diamond-like Carbon
Denn ist eine Uhr DLC-behandelt, steigt ihr Härtemaß – gemessen auf der Vickers-Skala – beträchtlich. Zur Einordnung: Ein Diamant erreicht 10.060 Vickers, während das mit dem Fingernagel zerkratzbare Gips auf 36 Vickers kommt. Interessant ist die Differenz zwischen regulärem Edelstahl und der behandelten Version: Während die nackte Legierung je nach Materialmischung lediglich 200 bis 600 Vickers erreicht, steigt der Wert DLC-beschichtet auf bis zu 3.000 Vickers. Das erklärt, warum gewöhnliche Stahluhren nach einigen Jahren der Benutzung eine Vielzahl kleiner Kratzer aufweisen, während beschichtete Versionen noch ihre neuwertige Ästhetik besitzen. Übrigens ist das Auftragen des schützenden Kohlenstofffilms nicht auf die Uhrenindustrie beschränkt: Im Flugzeugbau, bei Autofelgen, in der Medizintechnik und vielen weiteren Anwendungsfeldern werden Oberflächen DLC-behandelt.
Vor- und Nachteile der Methode
Insbesondere Taucher-, Sport- und andere Outdoor-Uhren profitieren von der erhöhten Widerstandsfähigkeit, die mit der Kohlenstoff-Beschichtung einhergeht. Hart wie Diamant ist sie zwar nicht, kann die Festigkeit der Oberfläche aber um ein Vielfaches erhöhen und steigert die Wahrscheinlichkeit, selbst nach intensiver Verwendung über lange Zeiträume noch eine makellose Optik zu genießen. Stichwort Optik: Die typische schwarze Ästhetik beschichteter Uhren erfreut sich insbesondere bei Sportuhren hoher Beliebtheit, weil sie eine Differenzierung von der Masse, gepaart mit einem coolen, maskulinen Look ermöglicht. Aber nicht nur Herren, sondern auch Uhrenliebhaberinnen schätzen die dunkle, geheimnisvolle Ästhetik der Beschichtung zunehmend. Ein weiteres Kaufargument liegt in der Haptik: Die behandelte Oberfläche fühlt sich, ähnlich wie Keramik, glatter als herkömmlicher Edelstahl an und liegt besonders sanft auf der Haut. Gegenüber der Galvanisierung, der bedeutenden Alternative zum PVD-Verfahren, ist Diamond-like Carbon günstiger in der Umsetzung und durch die Vermeidung chemischer Reaktionen relativ umweltfreundlich.
Ein zentraler Nachteil des Verfahrens kommt zum Tragen, falls doch mal ein Kratzer entsteht. In diesem Fall sind keine punktuellen Ausbesserungen möglich, sondern ein vollständiges Abtragen der Beschichtung erforderlich. Letztere Lösung ist aufwendig, kostenintensiv und kann eine Minderung der Oberflächenqualität am Uhrengehäuse hervorrufen. Hier sind Keramikgehäuse klar im Vorteil. Hinzu kommt eine limitierte Haftung der DLC-Beschichtung, falls im Voraus bereits andere Lackierungen angebracht wurden. Sind die Voraussetzungen jedoch erfüllt, kann eine Uhr nachträglich DLC-beschichtet werden, was neben der gewünschten Robustheit vor allem einen individuellen Look erzielt. Rund 2.000 Euro müssen für Top-Beschichtungen eingeplant werden. Die rückstandslose Entfernung ist mit circa 300 Euro wesentlich günstiger.
Prominente Uhren mit der robusten Behandlung
1.) Breitling Superocean Automatic 46 Blacksteel
Ein Monstrum der Tiefsee: Was im Tierreich der Pottwal ist, stellt im Uhrenbereich die Breitling Superocean Automatic 46 Blacksteel dar. Die Kombination aus Diamond-like Carbon und 46 Millimetern Durchmesser lässt den Giganten genauso imposant wirken, wie er tatsächlich ist und trifft auf eine phänomenale Wasserdichtigkeit bis 2.000 Meter, die selbst für Breitling-Verhältnisse außergewöhnlich ist. Große, arabische Ziffern mit prächtiger Leuchtbeschichtung unterstreichen den kompromisslosen Fokus auf Funktionalität. Gewölbtes Saphirglas mit beidseitiger Entspiegelung, eine verschraubte Krone mit zwei Dichtungen und ein massiver Edelstahlboden ermöglichen die unglaubliche Robustheit. Dank des Nicht-Manufakturkalibers 17 ist das Modell zudem erschwinglicher im Vergleich zu den meisten anderen Divern der Luxusmarke.
2.) Chopard Mille Miglia GTS Automatic Speed Black
Stilvolles Tauchen im dunklen Gewand: Obwohl die Chopard Mille Miglia GTS Automatic Speed Black eine klare Hommage an das berühmteste Oldtimer-Rennen der Welt über 1.000 Meilen ist, liegt der Fokus auf Tiefsee-Qualitäten. Satte 1.000 Meter Wasserdichtigkeit legt die Limited Edition von 1.000 Exemplaren an den Tag, wobei rote Akzente eine feurige Note ins dominante Schwarz der 43 Millimeter großen Genfer Luxusuhr bringen. Armband, Zifferblatt, Gehäuse – hier herrscht Dunkelheit. Auch die Präzision kommt nicht zu kurz, wie das COSC-zertifizierte Automatikwerk 01.01-M mit 60 Stunden Gangreserve demonstriert.
3.) Junghans Meister Pilot
In der Referenz 027/3794.00 offeriert die Junghans Meister Pilot eine kraftvolle Sportlichkeit, wie man sie vom sonst eleganten Traditionsunternehmen aus dem Schwarzwald selten erlebt. Während die Ästhetik von der kantigen Drehlünette und dem edlen Farbverlauf des Zifferblatts gekennzeichnet ist, herrscht im Innern des 43,3 Millimeter großen und 100 Meter wasserdichten Edelstahlgehäuses bewährte Präzision. Das Automatikkaliber J880.4 treibt neben der laufenden Uhrzeit eine Chronographen-Funktion an, deren Beschränkung auf zwei Hilfszifferblätter für stilvolle Symmetrie sorgt.
4.) U-Boat Capsoil DLC
Wer Exotik präferiert, sollte die U-Boat Capsoil mit dem Zusatz im Namen „DLC“ kennenlernen: Vom wahrscheinlich kreativsten Uhrendesigner Italiens, Italo Fontana, entworfen, bietet die Luxusuhr neben einem schwarzen Gehäuse vor allem eine unglaublich intensive Schwärze im Zifferblatt, die durch eine Füllung mit Öl erreicht wird. Letztere ist nicht vollständig, sondern lässt beim Tragen eine Luftblase lässig über die riesigen Ziffern des extravaganten Modells schweben. Keine Frage: Hier wird die DLC-Beschichtung zur Nebensache.