« Wenn das Metallarmband zu groß ist »
Die neue Traumuhr wird geliefert, Ihre Vorfreude steigt ins Unermessliche und nach der ersten Euphorie eine kleine Enttäuschung: das Metallarmband passt nicht. Die gute Nachricht: Man braucht keine Uhrmacher-Kenntnisse, um Glieder eigenhändig zu entfernen oder anzufügen. Wie der Eingriff zum Erfolg wird, welche Werkzeuge allerdings unverzichtbar sind und wie unterschiedliche Bandtypen zu behandeln sind, lesen Sie nachfolgend.
Glieder entfernen – ein Job für den Uhrmacher?
Ist das Metallarmband zu groß oder sitzt zu eng, eröffnen sich zwei Möglichkeiten: Der Gang zum Uhrmacher oder die eigenständige Behebung. Für den Juwelier ist der Eingriff eine Kleinigkeit, dauert ein paar Minuten und sollte bei intakten Gliedern durchschnittlich 20 bis 30 Euro kosten. Die beste Entscheidung für jeden, der keine große Uhrensammlung besitzt und selten vor der Aufgabe steht, sein Metallarmband zu verkleinern. Enthusiasten mit größeren Kollektionen hingegen müssen regelmäßig Modifikationen an ihren Bändern vornehmen, sodass sich die Anschaffung fachgerechten Werkzeugs lohnt. Glieder entfernen ohne Werkzeug? Um Himmels Willen! Wer seine Luxusuhr vor hässlichen Kratzern und anderen Schäden bewahren möchte, sollte Abstand von improvisierten Hausmitteln und Instrumenten aus der Garagenwerkstatt nehmen. Das benötigte Uhrmacher-Werkzeug, um Glieder zu entfernen, kostet kein Vermögen und sollte für langfristige Zuverlässigkeit eine vernünftige Qualität besitzen.
Vor der Arbeit: Die richtige Vorbereitung
Bevor man eine Bandanpassung der Armbanduhr vornimmt, ist die Art der Sicherung zu identifizieren: Während die meisten Luxusmarken ihre hochwertigen Glieder heutzutage mit Schrauben verbinden, setzen ältere Modelle und Einstiegsuhren häufig auf Stifte. Welches Werkzeug Sie jeweils benötigen, erklären wir später. Zunächst sollte man feststellen, ob überhaupt Uhren-Glieder entfernt werden müssen: Kleinere Adjustierungen der Länge erlauben die meisten Metallbänder an der Schließe, wozu ein Zahnstocher ausreicht. Die Daumenregel für ein gut sitzendes Armband lautet, dass zwischen Gehäuseunterseite und Handgelenk mit leichtem Kraftaufwand noch ein kleiner Finger passen sollte. Kann dies nicht durch eine simple Verstellung der Schließe erreicht werden, müssen Metallglieder hinzugefügt oder entfernt werden.
Bevor Sie mit der Arbeit beginnen, ist Folgendes zu beachten:
- Ebenen Arbeitsplatz mit weicher Unterlage vorbereiten
- Anzahl der Metallglieder bestimmen, die entfernt oder angefügt werden müssen. Bei mehreren Gliedern sollten diese abwechselnd rechts und links von der Schließe entfernt/hinzugefügt werden, um die Symmetrie zu wahren.
- Federstegwerkzeug: Die Befestigung der einzelnen Glieder untereinander (Schraube/Stifte) muss nicht der Befestigung entsprechen, mit der das Metallband am Uhrengehäuse fixiert ist. Falls keine Verschraubung vorliegt und kein Armband-Schnellwechselsystem (z.B. bei Zenith, Sinn Uhren, TAG Heuer) verbaut ist, benötigt man typischerweise Federstegwerkzeug.
Verschraubte Glieder entfernen
Ausstattung: Um eine Uhr zu verkleinern oder zu vergrößern, deren Metallglieder-Armband mit Schrauben verbunden ist, genügt mit dem Uhrmacher-Schraubendreher ein einziges Werkzeug. Das perfekte Maß ist essenziell, weshalb wir die Anschaffung eines Sets empfehlen, das mit rund sechs verschiedenen Größen in guter Qualität 10-20 Euro kostet. Farblich differenziert, beginnen die Größen typischerweise bei 0,5 Millimetern. Zusätzlich sollte man einen Bandhalteklotz verwenden (ca. 10 Euro), um eine stabile Grundlage für den Arbeitsvorgang zu schaffen und die Wahrscheinlichkeit des Ausrutschens zu minimieren. Alternativ können beide Werkzeuge in einer kombinierten Vorrichtung (Bandschraubenlöser) erworben werden.
Vorgehen: Ist der passende Schraubendreher ausgewählt, löst man ein Glied durch das beidseitige Entfernen der Schrauben. Anschließend das Glied herausnehmen, die beiden benachbarten Uhrenglieder zusammenführen und wieder beidseitig verschrauben. Der Vorgang ist denkbar simpel, doch es gibt eine Besonderheit zu beachten: Viele Luxusmarken wie Zenith, Tag Heuer oder Sinn Uhren nutzen Spezialkleber, um Erschütterungen zu kompensieren und ein langsames Herausdrehen der Schrauben zu vermeiden. Zwei Arten des Klebers existieren: Einer muss zum Lösen auf mindestens 60 Grad Celsius erwärmt werden, der andere löst sich bei Raumtemperatur. Typischerweise ermöglichen beide eine problemlose Bandanpassung der Armbanduhr auf eigene Faust. Sollte allerdings Widerstand zu spüren sein, empfehlen wir den Gang zum Uhrmacher.
Mit Stiften: Uhren-Glieder fachgerecht lösen
Ausstattung: Egal ob Tissot, Hamilton oder Oris – viele Uhrenmarken des erschwinglicheren Preissegments verbinden ihre Armbänder mit Stiften. Um ein solches Metallarmband zu verkleinern, benötigen Sie je nach Beschaffenheit der Stifte eine der folgenden Alternativen:
- Stiftausdrücker: Geeignet, falls die Stifte in normaler bis leichtgängiger Weise zu entfernen sind.
- Kombination aus Stiftausschläger und Uhrmacherhammer: für fester sitzende Stifte.
- Stiftaustreiber-Maschine: Professionelle Vorrichtung mit fixiertem Armband und fester Stift-Position. Ideal, falls Unsicherheit bezüglich des eigenen Feingefühls besteht.
Vorgehen: Viele Hersteller markieren mit kleinen Pfeilen auf den Innengliedern, ob und in welche Richtung das jeweilige Glied herausgedrückt werden kann. Nutzen Sie den Stiftausdrücker, um die Stifte vorsichtig (in Pfeilrichtung) ein paar Millimeter aus dem Metallglieder-Armband zu drücken. Anschließend sollte der Stift mit einer feinen Zange vollständig herausgezogen werden. Vom kompletten Durchdrücken des Stiftes raten wir dringend ab, um ein Verkanten oder Abbrechen zu vermeiden. Ist der Stift zu schwergängig, wird die Kombination aus Stiftausschläger und Uhrmacherhammer benötigt. Der Stiftausschläger ist perfekt gerade auf den Stift anzusetzen und mit vorsichtigen Schlägen des Hammers (Metallseite) solange ins Metallglied zu befördern, bis der Stift aus der anderen Seite herausgezogen werden kann. Glied entnehmen, Uhr verkleinern und die offenen Enden des Bandes zusammenfügen. Abschließend den Stift einführen und mit der weichen Gummiseite des Hammers vollständig ins Metallband klopfen.
Milanaisearmband: Eigenständige Kürzung möglich?
Oris, Tissot, Hamilton: Viele beliebte Uhrenmarken nutzen zunehmend das Milanaisearmband, um ihren Modellen einen eleganten, modernen Look zu verleihen. Oftmals ist nicht direkt ersichtlich, wie man dieses Band eigenständig kürzen könnte: die Elemente sind extrem feingliedrig und nahezu ohne Zwischenräume eng miteinander verbunden. Ist dieses Metallarmband zu groß, besteht oftmals eine simple Möglichkeit der Kürzung: Glieder entfernen ohne Werkzeug. Das ist möglich, weil die einzelnen Elemente über einen sogenannten Schlitten miteinander verbunden sind. Letzterer kann eigenhändig geöffnet werden, um ihn anschließend in die gewünschte Richtung zu verschieben.
Je nach Wunsch ist ein Verlängern oder Kürzen des Bandes möglich, allerdings in begrenztem Umfang. Die Verschiebung des Schlittens muss erlauben, dass die überstehenden Bandenden unter diesem verschwinden. Anschließend wird die Verschlusskappe verriegelt, um den Schlitten in seiner neuen Position zu fixieren. Sind längere Bandanpassungen erforderlich, raten wir von eigenhändiger Bastelei ab und empfehlen den Gang zum Uhrmacher. Dieser besitzt das richtige Werkzeug, um die Glieder zu entfernen.