«Uhren und Testergebnisse einer jungen Legende»
Das Uhrwerk Powermatic 80 ist eine Entwicklung der Uhrenmarke Tissot in Zusammenarbeit mit den ETA-Werken. Das Kaliber basiert auf dem seit Jahrzehnten bewährten ETA 2824-2, wurde jedoch modifiziert, um die Gangreserve auf 80 Stunden zu erhöhen. Dies wird durch verschiedene Optimierungen erreicht, darunter ein verlängertes Federhaus und ein modifiziertes Ankerrad. Verschiedene Uhrenhersteller setzen das Powermatic 80-Uhrwerk unter unterschiedlichen Handelsbezeichnungen ein, beispielsweise Caliber H-10 (bei Hamilton) oder Caliber 80 (bei Mido).
Technik und Funktionsweise: ein modifizierter Klassiker
Kennzeichnendes Merkmal des Powermatic 80 ist die enorme Gangreserve, die dem Kaliber seinen Namen gibt. Die Gangreserve bezeichnet die Zeit, die eine mechanische Uhr mit vollständig aufgezogener Feder laufen kann, bevor sie erneut aufgezogen werden muss. Bei herkömmlichen Automatikuhren beträgt die Reserve in der Regel etwa 38 bis 48 Stunden. Das Powermatic 80-Uhrwerk hingegen bietet eine Gangreserve von nicht weniger als 80 Stunden.
Neben dem eigentlichen ETA 2824-2 Werk werden auch verwandte Uhrwerke wie das 2836-2 in Powermatic-80-Ausführung gefertigt. Dieses unterscheidet sich vom 2824-2 durch die zusätzliche Tagesanzeige (neben der reinen Datumsanzeige).
Das Uhrwerk arbeitet mit einer Frequenz von 21.600 Halbschwingungen pro Stunde (3 Hertz) und verfügt über 25 Lagersteine für eine reibungsarme Funktion. Diese reduzierte Frequenz an Stelle der bei diesem ETA-Werk sonst üblichen 28.800 Halbschwingungen pro Stunde ist ein wichtiger Aspekt in der Realisation der höheren Reserve.
Die Gangeigenschaften des Powermatic 80-Uhrwerks werden durch verschiedene technische Modifikationen möglich. Dazu gehören insbesondere die Verwendung eines verlängerten Federhauses und die Modifikation des Ankerrads. Das verlängerte Federhaus ermöglicht die Aufnahme einer längeren Zugfeder, die mehr Energie speichern kann. Durch die Modifikation des Ankerrads wird der Energieverbrauch des Uhrwerks reduziert, was zur größeren Gangdauer beiträgt.
Optisch macht sich die geringere Frequenz im Zeigerlauf des Sekundenzeigers bemerkbar. Da der Zeiger bei diesem Werk nur sechs Schritte pro Sekunde ausführt, ruckelt er etwas mehr als der sanfter laufende Zeiger eines regulären 2824-Kalibers. Dessen höhere Frequenz lässt den Zeiger acht Schritte pro Sekunde zurücklegen.
Powermatic 80 und die Ganggenauigkeit: Grundlagen
Die Erhöhung der Gangreserve hat normalerweise keine direkten Auswirkungen auf die Ganggenauigkeit der Uhr. Die Genauigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Qualität des Uhrwerks, der Regulierung, der Ausrichtung der Unruh und anderen technischen Aspekten.
Beachtenswert ist, dass die Ganggenauigkeit im Laufe der Zeit, in der das Uhrwerk am Laufen ist, abnehmen kann. Dies hängt damit zusammen, dass die Spannung der Zugfeder allmählich abnimmt. Infolgedessen wird das Werk technisch bedingt etwas ungenauer, je länger sie läuft. Entsprechend war es eine große Herausforderung für die verantwortlichen Uhrmacher und Ingenieure, die Gangeigenschaften über die gesamte Reservezeit konstant zu halten.
Die Testergebnisse zum Kaliber
Es existieren einige Testergebnisse zur Ganggenauigkeit von Uhren mit dem Powermatic 80-Uhrwerk. Tissot, als einer der Hauptanwender des Uhrwerks, gibt an, dass die Genauigkeit in der Regel im Bereich einer Abweichung von -15 bis +15 Sekunden pro Tag liegt. Dies entspricht dem allgemein akzeptierten Standard für mechanische Uhren in dieser Preisklasse.
Es gibt auch unabhängige Testergebnisse und Erfahrungsberichte von Uhrenliebhabern und -sammlern, die die Genauigkeit von Uhren mit dem Powermatic-Uhrwerk bewerten und analysieren. Diese Berichte variieren teils deutlich. Während einige Benutzer im Test eine sehr hohe Präzision innerhalb des angegebenen Bereichs melden, stellen andere Benutzer leicht höhere Abweichungen fest.
Zu berücksichtigen ist, dass die Genauigkeit eines Uhrwerks von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängt. Sie kann in Messungen von einem Werk zum anderen und auch von Test zu Test leicht variieren. Diese Faktoren umfassen unter anderem die individuelle Regulierung der Uhr, die Tragegewohnheiten des Benutzers und (speziell bei länger genutzten Uhren) die Wartungsgeschichte der Uhr. Ebenso ist zu beachten, dass es das Powermatic-80-Werk in verschiedenen Qualitätsstufen gibt. Die Chronometer-Version ist dabei diejenige mit der höchsten garantierten Gangpräzision. Diese wird nach ausgiebigen Testverfahren von der COSC in einem Zertifikat bescheinigt. Zahlreiche Modelle dieses Kalibers sind mit Chronometer-zertifizierten Werken ausgestattet, so etwa die Mido Commander Chronometer oder die Tissot Ballade Powermatic 80 COSC.
Die Vorteile der Silizium-Spiralfeder
Als besonderes Upgrade ist das Powermatic-Uhrwerk in einigen Uhren auch mit einer Silizium-Spiralfeder erhältlich. Diese waren lange nur in Uhren der höchsten Luxusklasse von Herstellern wie Ulysse Nardin und Patek Philippe vorhanden.
Der erste Prototyp ist im Jahr 2002 vom Mathematiker Ludwig Oechslin für Ulysse Nardin entwickelt worden. In einem konzertierten Forschungsprojekt von Patek Philippe, Rolex, Swatch Group und CSEM wurde die Silizium-Spiralfeder immer weiter verbessert. Aufgrund der rasanten Entwicklung kann die Swatch-Gruppe Si-Federn inzwischen auch in deutlich erschwinglicheren Modellen einsetzen, so etwa in der Mido Chronometer-Caliber 80 Si. Gegenüber Legierungen wie Nivarox sind beachtliche Vorteile gegeben.
Silizium ist nicht magnetisch, wodurch die Spiralfeder weniger anfällig für magnetische Einflüsse ist. Magnetfelder können die Ganggenauigkeit einer mechanischen Uhr beeinträchtigen, indem sie die Schwingungsfrequenz der Spiralfeder verändern. Durch die Verwendung einer Si-Spiralfeder wird dieses Problem minimiert. Das Material hat überdies eine höhere Temperaturbeständigkeit im Vergleich zu den sonst angewandten Legierungen. Dies trägt zur verbesserten Genauigkeit über einen breiteren Temperaturbereich bei. Die Oberfläche des Materials ist glatter als die der üblichen Legierungen, was zu einer geringeren Reibung innerhalb des Uhrwerks führt. Eine geringere Reibung bedeutet einen effizienteren Energiefluss und kann zur Verbesserung der Reserve und Genauigkeit beitragen. Das Element ist außerdem gegenüber äußeren Einflüssen wie Ölen und Schmiermitteln weniger empfindlich, was eine längere Lebensdauer der Spiralfeder ermöglicht. Auf dieses Weise fallen Wartungsintervalle länger aus.
Einsatz des Powermatic-80-Kalibers: Modelle im Überblick
Bei unterschiedlichen Herstellern kommt das modifizierte ETA-Kaliber unter verschiedenen Handelsbezeichnungen zum Einsatz. Beim Pionier Tissot heißt es unverändert Powermatic 80 und findet in verschiedenen Modellreihen wie Gentleman, PR 100, Seastar 1000 und Le Locle seinen Einsatz. Nicht alle Modelle der Produktreihen beinhalten das Werk, doch ist es in besonderen Modellen dieser Reihe zu finden.
Hamilton verwendet das Uhrwerk unter dem Namen H-10 in Modellen wie der Hamilton Jazzmaster, Hamilton Khaki Field und Hamilton American Classic.
Im Hause Mido kommt das Powermatic-Uhrwerk unter dem Namen Caliber 80 zur Anwendung. Unter anderen ist es in den Modellen der Produktreihe Baroncelli, Commander (und Commander II) sowie Multifort verbaut. COSC-zertifizierte Modelle dieses Kalibers sorgen für eine besonders hohe bescheinigte Ganggenauigkeit des Werks.
Auch der Hersteller Certina verbaut das Uhrwerk unter seinem ursprünglichen Namen in Modellen wie der Certina DS-1 und der Certina DS-2.