« Was bedeuten Bar, Meter und ATM? »
Wenn Uhrenhersteller die Wasserdichtheit präzisieren, konkurrieren drei Maßeinheiten miteinander. Laien hinterfragen zudem berechtigt: Ist es für den Alltag nicht irrelevant, dass man bis zu 100 Metern abtauchen könnte, wenn die Armbanduhr beispielsweise bis 10 oder nur 5 ATM wasserdicht ist? Etwas Grundwissen beschert den Aha-Effekt und ein Gefühl dafür, welche Wasserdichtigkeit zum persönlichen Lifestyle passt.
Liebesbeweis fürs Uhrwerk – Schutz vor Wasserdruck
Wenn ein Uhrwerk nass wird, ist es zumindest beschädigt. Bringt hoher Druck das Gehäuseglas zum Aufgehen oder die Uhrwerksbauteile aus ihren Positionen, ist der Zeitmesser zerstört. Diese Tatsachen sprechen dafür, Armbanduhren grundsätzlich wasserdicht zu gestalten. Mit speziellen Designkonzepten und Materialien wird verhindert, dass Feuchtigkeit ins Gehäuseinnere eindringt. Dabei belassen es günstige Fashion-Uhren, die als wassergeschützt angepriesen werden. Sie geben beim Rendezvous mit einigen Regentropfen nicht sofort den Geist auf, bleiben aber extrem wasserscheu.
Je höher die Wassersäule ist, desto größer ist die Gewichtskraft, die auf der Armbanduhr und den Abdichtungsvorkehrungen lastet. Die Wasserdichtheit korreliert also mit der Druckfestigkeit, die standardisierte Testverfahren ermitteln. Die Messeinheit “Atmosphäre” bietet sich für die Kommunikation der Testergebnisse an, die als Abkürzung in der Herstellerangabe “5 ATM wasserdicht” steckt und bei Produktbeschreibungen verbreitet ist.
Im Fokus der Messungen: Druckbelastungen durch Wassersäulen
In der Wissenschaft gilt “ATM” als überholt. Bevorzugt wird für den physikalischen Druck die Einheit “bar”, die auf das altgriechische Wort “barýs” (schwer) verweist. Aus Laiensicht beziehen sich die Messbegriffe auf den gleichen Sachverhalt: Taucht man einen Gegenstand 10 Meter tief in Wasser ein, wird er mit einer Gewichtskraft von rund 1 Kilogramm pro Quadratzentimeter konfrontiert – und zwar durch die Wassersäule, die sich über ihm befindet.
Wenn eine Armbanduhr die Krafteinwirkung von 50 m Wassertiefe übersteht, ist sie demzufolge bis 5 bar oder 5 ATM wasserdicht. Übrigens kann nicht nur Überdruck zu Uhrwerksschäden oder zum Zerspringen des Uhrglases führen, sondern auch Unterdruck. Spezialuhren für Luftstreitkräfte müssen deshalb eine hohe Unterdrucksicherheit bieten.
Uhrenmarken tendieren dazu, von einer Wasserdichtigkeit bis zur gewissen Tauchtiefe in Metern zu sprechen. Vorprogrammiert ist der laienhafte Fehlschluss: Die Produkteigenschaft hat keine Bedeutung, wenn man Masterpieces niemals beim Wassersport trägt. Der knappe Experteneinwand lautet: Doch!
Vorausschauendes Merkmal bei Alltagsbegleitern – Sind 5 ATM wasserdicht?
Soweit das Leitungssystem exzellent eingestellt ist, fließt das Wasser mit 2 bis 3 bar aus der Armatur. Es ist aber nicht ungewöhnlich, dass es wegen Druckmängeln dahin plätschert oder mit mehr Kraft herausprescht. Wer auf der sicheren Seite landen möchte, vertraut somit schon beim Händewaschen nur Zeitmessern, die bis 5 ATM wasserdicht sind. Gleiches gilt, falls man beim Spaziergang von kräftigen Regenschauern überrascht wird.
Eine Vielzahl eleganter Masterpieces beschränkt sich auf diesen Schutzfaktor, weil sie eher für den Businessalltag oder besonderen Anlass gedacht sind. Aufgepasst: Oft sind die Herrenmodelle einer Uhrenfamilie bis 10 ATM und die Damenversionen lediglich bis 5 ATM wasserdicht – beispielsweise die Sportkollektion Alpine Eagle der Uhrenmanufaktur Chopard und die klassisch-eleganten Alltagsuhren Frederique Constant Highlife.
Eleganz vs. Wasserdichtheit
Vorkehrungen für die Gehäuseabdichtungen fordern Raum ein und beeinflussen abhängig von ihrem Ausmaß das Design minimal bis stark. Bei Schmuckuhren oder komplizierten Manufakturuhren ist dafür – salopp gesagt – kein Platz, weshalb sie oft nur bis 3 ATM wasserdicht sind. Für die Feuchtigkeitswirkung bei Regenspritzern oder beim Schwitzen reicht der Schutzfaktor. Ansonsten sollten Wasserkontakte gemieden werden. Ein populäres Beispiel ist die Royal Oak von Audemars Piguet. Die Sportuhrenlegende ist in den klassischen Ausführungen bis 5 ATM wasserdicht, während die Grande Complication Editions lediglich bis 20 m geschützt sind.
Ratsam bei vielen Freizeitaktivitäten – 10 ATM wasserdicht oder Spezialuhren
Beim Schwimmen taucht man zwar nicht tief ins Wasserbecken ein, durch die Körperbewegungen forciert sich jedoch die Gewichtslast, mit der das Poolwasser auf das Uhrgehäuse einwirkt. Sie ist laut Tests ungefähr mit einer Wassersäule von 100 Metern vergleichbar. Wer abwechslungsreich die Freizeit genießt, benötigt demnach eine Armbanduhr, die mindestens bis 10 ATM wasserdicht ist. Dadurch landet man nicht unbedingt bei den Sportkollektionen. Passend zur Pionierrolle in puncto Wasserdichtigkeit ist es der Markenstandard, dass die Rolex-Kollektionen mindestens bis 10 ATM wasserdicht sind. Gleiches gilt für die Schwestermarke Tudor.
Wer sich eine jugendlich-elegante Automatikuhr mit derselben Belastbarkeit wünscht, wirft einen Blick auf die Nomos Club Campus .
100-Meter-Wasserdichtheit fürs Schnorcheln
Prinzipiell genügt eine 100-Meter-Wasserdichtheit auch fürs Schnorcheln oder bei kleineren Tauchsporteinlagen. Die Kräfte von ruckartigen Bewegungen und variablen Eintauchtiefen können sich aber summieren. Sinnvoller sind für den Aktivurlaub am Meer demnach robuste Sportuhren, die nicht nur bis 10 ATM wasserdicht sind, sondern 20 bar vertragen.
Gleichermaßen möchten andere Freizeitvorlieben bedacht werden, exemplarisch bei der freiwilligen Feuerwehr. Üblicherweise liegt der Betriebsdruck von Löschschläuchen bei 17 bar. Ehrenamtliche Einsatzkräfte tragen deshalb gern Taucheruhren oder spezielle Tool Watches mit hoher Wasserdichtheit und Temperaturresistenz – beispielsweise von Sinn.
Artverwandt, aber nicht dasselbe – Wassersportuhren und Tauchzeitmesser
Wenn ein Zeitanzeiger bis zu 10 ATM wasserdicht ist, kann man damit nicht automatisch Tauchexpeditionen 100 Meter tief unter der Meeresoberfläche unternehmen. Das Messergebnis bezieht sich nur auf die Druckfestigkeit, während andere Belastungen außen vor bleiben, die Hersteller ausgewiesener Taucheruhren berücksichtigen. Insbesondere die Dichtungsmaterialien müssen salzwasserbeständig und für ein großes Temperaturspektrum geeignet sein. Relevant ist für die Funktionstüchtigkeit auch die Dauer der Unterwasserexpedition.
Beim Sättigungstauchen muss bedacht werden, dass eingedrungene Heliummoleküle von innen heraus Druck ausüben können. Diese Gefahr bannt das Heliumventil, das sich bei vielen Prof-Tool-Watches automatisch öffnet, falls der Gehäuseinnendruck zu massiv wird. Explizit für Unterwasserabenteuer wurden beispielsweise die sportive Seamaster Diver 300 M und professionelle Planet Ocean 6.000 m aus der Omega Seamaster Familie entwickelt.
Vorsicht: heute wasserdicht, morgen wassergeschützt und irgendwann wasserscheu
Wenn eine Premiummarke garantiert, dass ihre Uhrenmodelle bis 10 ATM wasserdicht sind, kann man sich darauf zunächst verlassen. Danach entscheidet die Uhrenpflege darüber, ob es dabei bleibt. Chemikalien in Haushaltsreinigern können abdichtende Komponenten genauso angreifen wie Schweiß oder salziges Meerwasser. Es ist wichtig, Uhren nach derartigen Kontakten zu reinigen.
Diverse Umwelteinflüsse beeinträchtigen die Wirksamkeit von Dichtungsmaterialien mit der Quintessenz, dass die 10-ATM-Armbanduhr irgendwann nur noch bis 5 ATM wasserdicht und letztlich völlig ungeschützt ist. Auf die regelmäßige Wartung sollte man bereits aus diesem Grund nicht verzichten, für die nur ausgewiesene Experten zur Diskussion stehen. Gleiches gilt für den Batteriewechsel bei Quarzzeitmessern, weil sich bei unsachgemäßen Vorgehensweisen die Wasserdichtigkeit in Luft auflöst.