« Stilvolles Detail einer eleganten Dresswatch »
Die kleine Sekunde ist eine mitunter vergleichsweise unspektakulär anmutende Komplikation. Sie ist im Luxusuhrensegment relativ häufig anzutreffen und offenbart ihren Charme oftmals erst auf den zweiten Blick. Für ihre Verwendung gibt es sowohl praktische als auch ästhetische Argumente.
Was bedeutet eigentlich “kleine Sekunde”?
Bei analogen Uhren können die Sekunden auf unterschiedliche Art und Weise angezeigt werden. Erfolgt die Anzeige der Sekunden dezentral, so bezeichnet man diese Lösung als kleine Sekunde. Von einer großen Sekunde wird dagegen nicht gesprochen; das Gegenstück zur kleinen Sekunde ist vielmehr die sogenannte Zentralsekunde. Der Begriff bezieht sich darauf, dass der Sekundenzeiger in diesem Fall ebenfalls zentral angeordnet ist – so wie in der Regel auch der Stunden- und der Minutenzeiger.
Ursprünglich war die kleine, dezentrale Anzeige der Sekunden vor allem bei Taschenuhren und Armbanduhren mit Handaufzug anzutreffen. Die Gründe dafür lagen in der Konstruktion der Uhren, denn früher waren die Räder innerhalb des Uhrwerks so angeordnet, dass das Sekundenrad sich nicht im Zentrum befand. Sollten die Sekunden auf dem Zifferblatt angezeigt werden, so lag es nahe, dafür den Zapfen des Sekundenrades so weit zu verlängern, dass er durch das Zifferblatt ragte und ein Zeiger daran befestigt werden konnte.
Wo die Anzeige der Sekunden auf dem Zifferblatt positioniert wurde, hing von der Konstruktion des Zifferblattes ab.
Besonders häufig ist sie bei der Sechs – in der Mitte der unteren Zifferblatthälfte – zu finden. Der Vorteil dieser Position liegt darin, dass das Zifferblatt dann symmetrisch und ausgewogen wirkt. Die obere Hälfte des Zifferblattes wird relativ selten für die Sekundenanzeige genutzt, weil dort in der Regel das Logo und der Markenname des Uhrenherstellers platziert werden. Heute sind die konstruktionsbedingten Gründe für die Platzierung der kleinen Sekunde aufgrund der vielfältigeren technischen Möglichkeiten in den Hintergrund getreten und im Prinzip ließe sich diesbezüglich nahezu jede Position realisieren.
Insbesondere bei einer eleganten Dresswatch wird die kleine Sekunde jedoch gerne verwendet, um einen besonderen gestalterischen Akzent zu setzen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Nomos Glashütte Metro, wo der kleine Sekundenzeiger nicht nur durch seine separate Position, sondern zusätzlich auch durch einen roten Farbton hervorgehoben wird.
Kleine Sekundenanzeige bei Chronographen und in Kombination mit anderen Komplikationen
Während die Komplikation mit der Sekundenanzeige auf einem zusätzlichen Zifferblatt bei einer herkömmlichen Drei-Zeiger-Dresswatch heute meist nur noch eine rein ästhetische Alternative zur Zentralsekunde darstellt, hat sie bei Chronographen durchaus eine praktische Relevanz. Denn der für Drei-Zeiger-Uhren mit Zentralsekunde typische lange Sekundenzeiger wird bei analogen Chronographen in der Regel für die Stoppfunktion benötigt. Deshalb werden die Sekunden der laufenden Uhrzeit meist auf einem der zwei oder drei Hilfszifferblätter des Chronographen angezeigt. Auch bei Uhren ohne Chronographenfunktion können bisweilen praktische Gründe dafür sprechen, die Sekunden dezentral anzuzeigen.
Illustrieren lässt sich dies am Beispiel der Oris Big Crown ProPilot GMT Small Second, die neben Stunden und Minuten sowohl die Sekunden als auch eine zweite Zeitzone anzeigt. Einige Hersteller bilden diese insgesamt vier Funktionen komplett mit zentralen Zeigern ab, wobei der GMT-Zeiger, der die zweite Zeitzone angibt, sich meist farblich oder durch andere gestalterische Details von den übrigen Zeigern abhebt. Bei der Oris Big Crown ProPilot GMT Small Second hat man sich möglicherweise deshalb für eine alternative Lösung entschieden, weil bei Fliegeruhren die gute Ablesbarkeit besonders im Vordergrund steht.
In diesem Fall wurde der gewünschte Effekt erreicht, indem sich der Stunden- und der Minutenzeiger deutlich in Weiß vom schwarzen Hintergrund des Zifferblattes abheben, während der ebenfalls zentral positionierte GMT-Zeiger bewusst schwarz gefärbt wurde, um im zentralen Bereich des Zifferblattes möglichst wenig in Erscheinung zu treten. Lediglich die äußerste Spitze ist in auffälligem Orange gehalten und scheint geradezu auf dem ganz außen um das Zifferblatt verlaufenden 24-Stunden-Kreis entlangzuschweben.
Dadurch, dass diese Komplikation konstruktiv und optisch von der Sekundenanzeige getrennt wird, erreicht Oris bei dieser Uhr ein höheres Maß an Eindeutigkeit und eine bessere Ablesbarkeit der Anzeige. Die kleine Sekunde wurde auf der linken Seite des Zifferblattes platziert, während rechts bei der Drei das jeweilige Tagesdatum zu sehen ist.
Dresswatch mit kleiner Sekunde: originelle Lösungen von Chopard
Während die kleine Sekunde bei der Nomos Glashütte Metro und vielen anderen Uhrenmodellen ohne zusätzliche Komplikationen meist symmetrisch in der Vertikalen oder Horizontalen angeordnet wird, wählen einige Hersteller mitunter bewusst einen anderen Weg, um ihren Uhren ein individuelleres “Gesicht” zu geben und sich von anderen abzuheben.
Die Chopard LUC 8HF Power Control ist beispielsweise eine modische Dresswatch, die wegen ihrer Zifferblatt-Gestaltung die Blicke auf sich zieht. Bei ihr ist die Komplikation bei der Sieben platziert worden, während dicht daneben zwischen Fünf und Sechs das Tagesdatum erscheint. Als weitere Komplikation besitzt diese Version der Chopard LUC Collection eine Gangreserveanzeige bei der Zehn.
Mit der Chopard Classic Manufacture hat dieser Hersteller jedoch auch ein Modell im Programm, dass – ganz in der Art einer traditionsbewussten Dresswatch, die kleine Sekunde in symmetrischer Position bei der Sechs zeigt. Ein interessantes Detail bei der Chopard Classic Manufacture ist die Tatsache, dass hier die Skala für die Sekunden relativ prominent auf dem Zifferblatt erscheint, während der Sekundenzeiger selbst äußerst dezent ausgeführt ist.