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Sogenannte skelettierte Uhren – oder kurz: Skelettuhren – sind bei vielen Uhrenkennern und Sammlern sehr beliebt. Das gilt vor allem für jene, die sich besonders für mechanische Masterpieces interessieren und gerne einen Blick auf das Uhrwerk und seine konstruktiven Details werfen. Grund genug, sich einmal einige Vertreter dieses speziellen Uhrentyps aus den Kollektionen von Hublot, Maurice Lacroix, Oris, TAG Heuer und Tissot näher anzusehen.
Luxus-Skelettuhren – eine Produktkategorie mit langer Tradition
Skelettierte Uhren sind keine Erfindung aus jüngster Zeit, vielmehr gibt es sie schon seit mehr als 250 Jahren. Dennoch bedarf der Begriff Skelettuhr einer kurzen Erläuterung, denn er beinhaltet einerseits eine gute und bildhafte Beschreibung dessen, was damit gemeint ist, führt aber gleichzeitig auch ein wenig in die Irre.
Üblicherweise wird unter einem Skelett eine stützende Struktur verstanden, beispielsweise das Knochengerüst von Menschen und Säugetieren oder das Stahlbetonskelett eines Gebäudes. Diese Struktur kann bedeckt oder von außen sichtbar sein, und “skelettiert” beschreibt dementsprechend einen Zustand, indem das sonst verdeckte Skelett freigelegt worden und somit sichtbar ist.
Bei einer Skelettuhr trifft dies jedoch nicht ganz zu. Denn eigentlich wird dabei nicht eine Stützstruktur freigelegt, sondern vorhandene Teile des Uhrwerkes werden durch Ausstanzen, Fräsen oder Sägen auf ein Maß reduziert, das ihnen noch erlaubt, ihre konstruktive Funktion zu erfüllen, gleichzeitig aber aufgrund der entstehenden Aussparungen den Blick auf die dahinter liegenden Strukturen freigibt.
Strenggenommen wird also nicht ein vorhandenes Skelett freigelegt, sondern vielmehr werden vorhandene Bauteile bis auf eine skelettartige Struktur reduziert. Im Laufe der Geschichte sind nahezu von allen Uhrentypen skelettierte Versionen hergestellt worden, angefangen von historischen Tischuhren über Wanduhren und Taschenuhren bis hin zu Luxus-Skelettuhren im Armband-Format. Das Motiv ist dabei stets dasselbe: die Faszination der raffinierten Mechanik, die in einer Uhr zum Einsatz kommt und die sich durch die skelettartigen Strukturen bei der Arbeit beobachten lässt.
Skelettierte Tischuhren sind beispielsweise schon um 1750 in Frankreich hergestellt worden und werden gerne unter einem Glassturz präsentiert. Bei Taschenuhren gab es neben skelettierten Modellen im eigentlichen Sinne auch solche mit einem “offenen Zifferblatt”. Ein berühmtes Beispiel dafür ist das von Abraham Louis Breguet eigens für Marie Antoinette hergestellte Exemplar, welches ein aus Bergkristall bestehendes transparentes Zifferblatt besaß.
Finissage gewinnt mit dem Aufkommen von Skelettuhren an Bedeutung
Bei den heute am Markt erhältlichen Armbanduhren gibt es zahlreiche Modelle, die auf den ersten Blick der Kategorie Skelettuhren zuzuordnen sind. Bei näherem Hinsehen zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede. So gibt es inzwischen maschinell in großen Stückzahlen produzierte Skelettuhren, die in der Regel einfach verarbeitet und vergleichsweise preisgünstig sind. Demgegenüber stehen handgefertigte Luxus-Skelettuhren, die von renommierten Uhrenmanufakturen angeboten werden und deren Herstellung ebenso technisch anspruchsvoll wie zeitaufwendig ist. Zum Teil werden sie lediglich in Kleinserien produziert und oftmals zeichnen sie sich durch eine besonders aufwendige Finissage aus.
Dieser Veredlungsprozess, der die technische Verfeinerung durch diverse Zusatzfunktionen ebenso umfasst wie die mechanische Nachbearbeitung von Uhrwerken oder deren Teilen. Dabei kommen Techniken wie Ziselieren, Guillochieren, Gravieren, Prägen, Lasersintern und vor allem auch diverse Schlifftechniken zur Anwendung. Die Resultate dieser zusätzlichen Verarbeitungsschritte, die vor allem den Produkten der Haute Horlogerie vorbehalten sind, lassen sich bei skelettierten Uhren natürlich besonders gut bewundern, sodass das Interesse an Skelettuhren die Verbreitung und Weiterentwicklung der entsprechenden Finissagetechniken nicht unwesentlich stimuliert haben dürfte.
Ideal kommen skelettierte Uhren natürlich dann zur Geltung, wenn nicht nur auf ein herkömmliches geschlossenes Zifferblatt verzichtet, sondern zugleich ein Saphirglasboden verbaut wird.
Für Uhrenliebhaber mit Benzin im Blut: Luxus-Skelettuhren von TAG Heuer und Tissot
Die traditionell sehr motorsportaffine Uhrenmanufaktur TAG Heuer hat mit ihrem im März 2015 lancierten Modell TAG Heuer Carrera Calibre HEUER 01 einen Manufaktur-Chronographen geschaffen, der als Herzstück ihrer Kollektion und zugleich als Hommage an den Firmengründer Edouard Heuer positioniert wurde. Die Zahl 01 steht dabei für das aus diesem Anlass kreierte Chronographenkaliber, bei dem es sich um eine umfassend weiterentwickelte Version des Calibre 1887 handelt.
Die skelettierte Uhr zeigt insgesamt ein betont puristisches Design. Von vorn betrachtet, gibt sie den Blick frei auf die Steuerelemente für die Chronographenfunktion sowie die besonders filigran wirkende, durchbrochene Datumsscheibe. Von der Rückseite sind das Säulenrad, das dank seiner roten Farbe einen besonderen visuellen Akzent setzt, sowie die skelettierte Chronographenbrücke und die Schwungmasse des automatischen Aufzuges zu sehen. Das Edelstahlgehäuse mit einem Durchmesser von 45 Millimetern ist mit Titankarbid beschichtet und aus zwölf verschiedenen Bauteilen modular aufgebaut, woraus sich eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten im Hinblick auf Farben, Oberflächendesigns und Werkstoffe ergibt. Die sportliche Optik der TAG Heuer Carrera Calibre HEUER 01 wird durch das schwarze Armband aus perforiertem Kautschuk unterstrichen.
Tissot führt mit der Tissot T-Complication Squelette ebenfalls eine skelettierte Herrenuhr im Sortiment, die zwar nicht über eine Chronographenfunktion verfügt, dafür aber noch sportlicher und puristischer wirkt.
Ihre Funktionen beschränken sich auf die zentrale Anzeige von Stunden und Minuten sowie eine kleine Sekunde bei der Neun. Das Design der mit einem Handaufzug versehenen Tissot T-Complication Squelette ist von einem Rad beziehungsweise von der Felge eines Sportwagens inspiriert. Ihre puristische Anmutung wird nicht zuletzt durch die zahlreichen gefrästen – und nicht geschliffenen oder anderweitig verzierten – Flächen der verschiedenen Bauteile des Uhrwerks betont.
Oris, Maurice Lacroix und Hublot: klassische und außergewöhnliche Luxus-Skelettuhren
Wer statt der puristischen Tissot T-Complication Squelette eine technisch ähnliche, aber etwas klassischer gestaltete skelettierte Uhr sucht, findet möglicherweise in der Maurice Lacroix Masterpiece Squelette ein Modell, das seinen Wünschen entgegenkommt. In ihrem Edelstahlgehäuse mit 43 Millimetern Durchmesser arbeitet ebenfalls ein mechanisches Werk mit Handaufzug, das den zentralen Stunden- beziehungsweise Minutenzeiger sowie die kleine Sekunde bei der Neun antreibt.
Im Vergleich zur Tissot T-Complication Squelette bietet die Maurice Lacroix Masterpiece Squelette noch mehr “Durchblick”, weil auf alle Elemente, die den Blick durch das Skelett der Uhr stören könnten, konsequent verzichtet wurde. Das Modell ist in vier verschiedenen Versionen erhältlich, so unter anderem mit schwarz beschichtetem Gehäuse oder goldfarbenem Skelett.
Ein eher klassisch-traditionelles Design zeichnet dagegen die Oris Artelier Skeleton aus, die von Oris als erste Skelettuhr innerhalb der Kollektion Artelier lanciert wurde.
Bei dieser Drei-Zeiger-Uhr fehlt das Zifferblatt nicht ganz, sondern wurde lediglich auf einen äußeren Rand reduziert, auf dem die Strichindizes für die Stunden und bei der Sechs das Markenlogo zu sehen sind. Die wahlweise mit Leder- oder Edelstahlarmband erhältliche Oris Artelier Skeleton eignet sich mit ihren 40 Millimetern Gehäusedurchmesser perfekt als elegante Dresswatch. Das Werk vom Kaliber Oris 734 besitzt einen automatischen Aufzug mit bis zu 38 Stunden Gangreserve.
Ein besonders außergewöhnliches skelettiertes Modell hält Hublot in seiner Kollektion bereit. Denn die Hublot Classic Fusion Ultra-thin Skeleton ist äußerst flach und fällt zudem dadurch auf, dass die kleine Sekunde hier nicht bei der Sechs oder bei der Neun, sondern bei der Sieben positioniert worden ist.
Die skelettierte Hublot Classic Fusion ist – wie bei Hublot üblich – in mehreren Varianten erhältlich, so unter anderem auch mit einem goldenen Gehäuse.