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Mechanische Armbanduhren sind faszinierende Meisterwerke der Technik und vor allem die Produkte renommierter Manufakturen im Luxussegment erreichen eine beeindruckende Präzision. Doch damit diese möglich wird und die Armbanduhr zuverlässig funktioniert, muss sie gegen verschiedene, störende Einflüsse geschützt werden. Daher haben sich Uhrenhersteller schon früh damit beschäftigt, Armbanduhren wasserdicht, stoßgesichert und antimagnetisch zu bauen. Dieser Beitrag geht der Frage nach, was antimagnetische Uhren eigentlich sind und welchen praktischen Nutzen sie haben.
Magnetfelder: der unsichtbare Störfaktor
Der Magnetismus ist ein den meisten Menschen zwar aus dem Alltag bekanntes, gleichwohl aber doch ein irgendwie geheimnisvolles Phänomen. Ohne spezielle Messgeräte ist er in der Praxis meist nur an der Kraftwirkung zu erkennen, die ein Magnetfeld auf metallische Objekte ausübt. Magnetismus tritt an magnetischen beziehungsweise magnetisierbaren Gegenständen, aber auch im Zusammenhang mit elektrischen Ladungen auf. So entsteht beispielsweise bei jeder Bewegung einer elektrischen Ladung ein Magnetfeld – etwa an Stromleitungen oder elektrischen Geräten, insbesondere Lautsprechern, Mikrofonen, Handys oder Computern. Es liegt auf der Hand, dass eine so komplexe und gleichzeitig auch fragile Konstruktion wie ein mechanisches Uhrwerk empfindlich gegenüber Kräften ist, die von außen darauf einwirken.
Doch während sich wohl kaum jemand darüber wundert, dass eine Uhr bei einem Stoß oder beim Aufprall auf eine harte Oberfläche Schaden nehmen kann, ist dies bei magnetischen Kräften weniger offensichtlich. Denn schließlich sind diese nicht sichtbar und verursachen auch keine auf den ersten Blick von außen erkennbaren Schäden. Gleichwohl können Magnetkräfte den normalen Gang mechanischer Uhrwerke stören, ihre Ganggenauigkeit beeinträchtigen und im schlimmsten Falle sogar zur Beschädigungen eines Uhrwerkes führen. Aus diesem Grund haben sich Uhrenhersteller schon früh mit der Frage auseinandergesetzt, wie sich Uhrwerke gegen die störenden Einflüsse von Magnetfeldern abschirmen und sogenannte antimagnetische Uhren herstellen lassen.
Antimagnetische Uhren: Meilensteine einer Entwicklung
Die vermutlich erste Uhr, die gegen den Einfluss von Magnetfeldern geschützt war, wurde schon im Jahr 1915 von Vacheron Constantin vorgestellt, war jedoch keine Armbanduhr. Eine solche, mit einem Magnetschutz ausgestattete, soll erstmals 1925 eine Tissot Uhr gewesen sein.
In den folgenden Jahren entwickelten sich antimagnetische Eigenschaften von mechanischen Zeitanzeigern immer mehr zu einem wesentlichen Qualitätskriterium – ebenso wie Ganggenauigkeit, Stoßsicherheit und Wasserdichtigkeit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fertigten mehrere Uhrenhersteller, darunter IWC, Omega und Rolex, besondere Uhrenmodelle, die nicht nur allgemeinen Schutz gegen Magnetfeldeinflüsse boten, sondern darüber hinaus gegen besonders starke Magnetfelder geschützt wurden, denen Menschen in bestimmten Berufen – zum Beispiel Ärzte, Ingenieure, Mechaniker oder Wissenschaftler – während der Arbeit ausgesetzt waren. Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass Quarzuhren zwar weniger empfindlich auf Magnetfelder reagieren, bei einer Quarzuhr mit analoger Anzeige jedoch durchaus Beeinträchtigungen des Zeigerwerks möglich sind.
Wie werden antimagnetische Uhrwerke hergestellt?
Um antimagnetische Uhren herzustellen, gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten:
- Zum einen reduziert es die Störanfälligkeit eines Uhrwerkes unter Einfluss von Magnetkräften, wenn beim Bau möglichst keine ferromagnetischen Bestandteile verwendet werden. Das ist ein Grund dafür, dass viele Uhrenhersteller heute Unruhspiralen aus amagnetischen Materialien verwenden, zum Beispiel aus Silizium oder Glucydur.
- Zum anderen kann das Uhrwerk auch mit einem aus Weicheisen hergestellten Innengehäuse umgeben werden, das einwirkende Magnetkräfte abschirmt. Diese Vorgehensweise wird vor allem bei Zeitanzeigern gewählt, die täglich dem Einfluss starker Magnetfelder ausgesetzt sind.
Bis heute haben führende Uhrenmanufakturen immer wieder neue Anläufe unternommen, um mechanische Armbanduhren besonders unempfindlich gegen Magnetfelder zu machen.
Die Rolex Milgauss: der Sekundenzeiger-Blitz ist ihr Markenzeichen
Eine der markantesten Vertreterinnen der Kategorie antimagnetische Uhren ist die Rolex Milgauss – und das nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert. Unter Hunderten anderer Armbanduhren ist dieses Modell auf den ersten Blick an seinem markanten Sekundenzeiger zu erkennen, der nicht nur durch seinen orangen Farbton, sondern durch seine blitzförmige Gestaltung auffällt. Ihr Name ist eine Zusammensetzung aus dem französischen Wort “mille” für “tausend” sowie der Maßeinheit Gauß, die zur Angabe der magnetischen Flussdichte verwendet wird und nach dem berühmten deutschen Mathematiker, Geodäten, Astronomen und Physiker Johann Carl Friedrich Gauß (1777-1855) benannt ist.
Damit spielt der Name zugleich auf die antimagnetischen Eigenschaften der Uhr an, die deutlich stärkeren Magnetfeldern widerstehen kann als herkömmliche mechanische Uhren, bei denen bereits ein Magnetfeld von 50 oder 100 Gauß zu Störungen führen kann. Die Rolex Milgauss wurde so zu einem besonders bei Naturwissenschaftlern, Forschern, Ingenieuren und Ärzten beliebten Uhrenmodell. Dank ihrer markanten Zifferblatt- beziehungsweise Zeigergestaltung hat sie bis heute einen hohen Wiedererkennungswert. Im robusten Oyster-Gehäuse aus Edelstahl ist ihr Uhrwerk auch vor mechanischen Einwirkungen und Feuchtigkeit gut geschützt.
Das als Chronometer zertifizierte Uhrwerk wird von einem speziellen Schutzschild gegen Magnetfelder abgeschirmt. Die Milgauss ist mit schwarzem und blauem Zifferblatt erhältlich. Eine besonders originelle Lösung ist die Version mit grünem Saphirglas.
Antimagnetische Uhren der Superlative in der Kollektion Omega Seamaster Aqua Terra
Im Jahr 2013 setzte die Manufaktur Omega, die mit dem Modell Railmaster bereits in den 1950er Jahren ein besonders antimagnetisches Uhrenmodell lanciert hatte, einen weiteren Meilenstein in diesem Segment. Das Modell Omega Seamaster Aqua Terra 15.000 Gauß zeichnet sich dadurch aus, dass das gesamte Uhrwerk aus amagnetischen Materialien hergestellt ist. So kann die Uhr auch mit Saphirglasboden eine hohe Widerstandskraft gegen Magnetfelder bewahren, was bei anderen Modellen mit einem antimagnetischen Innengehäuse nicht möglich wäre.
Die aktuelle Rekordhalterin im Segment für antimagnetische Zeitanzeiger ist – ähnlich wie die Milgauss – ebenfalls an ihrem Sekundenzeiger zu erkennen. Dieser hat zwar keine außergewöhnliche Form, dafür aber eine markante schwarz-gelbe Farbgebung, die das Modell auf einen Blick von ähnlichen Schwestermodellen oder anderen Omega Seamaster Uhren unterscheidet.