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Frankfurt, Schramberg, Glashütte: Das Herz der deutschen Uhrenindustrie schlägt in drei Städten und strotzt vor Vielfalt. Vom ingenieurstechnischen Wunder einer Sinn Spezialuhr bis zur Bauhaus-inspirierten Eleganz von Junghans Uhren ist das Spektrum automatischer Modelle riesig und tritt gegen eine Glashütter Markenwelt an, die abwechslungsreicher nicht sein könnte. Welche Automatikuhren das Optimum für Ihren Geschmack und Geldbeutel sind, erklärt unser Ratgeber.
Sinn Uhren: Professionelle Instrumente für jeden Einsatz
Wer über Automatikuhren deutscher Hersteller spricht, kommt an der 1961 gegründeten Traditionsfirma aus Frankfurt am Main nicht herum. Weltweit repräsentiert das Unternehmen den Prototyp robuster, technisch hochentwickelter Zeitanzeiger für Alltag und härteste Einsätze. Bis zu 2.000 Meter Wassertiefe in der automatischen U2? Keine Schwierigkeit. Sonderentwicklungen wie die JAGDUHR 3006, der speziell für Luftrettungsdienste konzipierte EZM 12 und die Feuerwehr-Uhr EZM 7 demonstrieren den enormen Grad an Spezialisierung im Hause Sinn. Zwar verwendet die Firma größtenteils zugekaufte Uhrwerke von Sellita, weshalb Manufaktur-Enthusiasten nicht auf ihre Kosten kommen, bietet im Gegenzug aber einen beispiellosen Fundus genialer Entwicklungen. Keine anderen Automatikuhren deutscher Hersteller können mit der kratzfesten TEGIMENT-Technologie, der Ar-Trockenhaltetechnik zur Steigerung der Funktionssicherheit oder der HYDRO-Technik aufwarten, die ein spiegelfreies Ablesen unter Wasser ermöglicht.
Zielgruppe: Technikbegeisterte, praktisch orientierte Uhrenträger, die ein Qualitätsprodukt fürs Leben suchen, sind bei Sinn goldrichtig. Aber Achtung: Klassiker wie die Frankfurter Finanzplatzuhren und die Fliegeruhr 104 bedienen auch elegante Vorlieben.
Junghans: Der Eleganz verschrieben
Deutsche Automatikuhren mit echtem “Gentleman”-Faktor entstehen im baden-württembergischen Örtchen Schramberg, wo Junghans seit 1861 seine mechanischen Qualitätsprodukte fertigt. Im Vergleich zu Sinn stellt der Hersteller bei seinen berühmtesten Modellen ästhetische Gesichtspunkte in den Vordergrund: Max Bill Uhren, die Junghans Meister Kollektion und andere Linien stehen für Minimalismus, Bauhaus-Charme und gewölbtes Uhrenglas mit maximalem Wiedererkennungswert.
Aus funktionaler Sicht sind wenige Automatikuhren deutscher Hersteller in diesem Preissegment spannender: Die Meister Worldtimer hat die Weltzeituhr erschwinglich gemacht, die Meister Gangreserve eine völlig neue Darstellung der verbleibenden Automatik-Power etabliert und die ikonische Max Bill Automatic benötigt überhaupt keine Erklärung. Relativ zu Sinn ist der Einstieg in die Automatik-Welt erschwinglicher: Während die Frankfurter mit der Modellreihe 556 bei rund 1.000 Euro starten, haben die Schramberger mit der Form A Uhr ein schickes Basismodell für rund 700 Euro im Programm.
Zielgruppe: Traditionalisten, die eine zeitlose Optik schätzen und deutsche Manufakturwerke entbehren können, kommen mit Junghans Uhren voll auf ihre Kosten. Die Farb- und Funktionsvielfalt ist für beide Geschlechter ausgezeichnet.
Glashütte: Wo beginnt die Reise im deutschen Uhrenmekka?
Die mit Abstand größte Vielfalt an Automatikuhren deutscher Hersteller wird im sächsischen Müglitztal produziert: Typische Erkennungsmerkmale wie dezentrale Zifferblätter und das große Panoramadatum erstrecken sich durch alle Preisklassen – vom Einsteiger-Geheimtipp Bruno Söhnle bis zur exklusivsten Uhrenmanufaktur Deutschlands, A. Lange & Söhne. Bruno Söhnle zählt zu jenen Herstellern, die viele Käufer trotz eines unglaublich interessanten Automatik-Sortiments nicht auf dem Schirm haben. Zu Unrecht! Vor allem die Kollektionen Pesaro II, München und Stuttgart sind ein Paradebeispiel für ortstypische Eleganz. Außergewöhnliche Raritäten wie die Rondo Automatik Regulator stehen für traditionsreiches Design zum fairen Preis und stechen deutlich aus der Masse hervor. Zwar werden in gehobeneren Modellen sogenannte “Atelierkaliber” mit eigenen Modifikationen und Dekorationen verbaut, doch wer vollständige deutsche Manufakturwerke sucht, sollte in der Nachbarschaft bei Nomos Glashütte anklopfen.
Nomos: Manufaktur-Automatikuhren in ganz eigenem Stil
Wie Junghans, schöpft die 1990 gegründete Marke einen Großteil ihrer Inspiration aus dem Bauhausstil, der die vier Grundkollektionen Tangente, Orion, Ludwig und Tetra geformt hat. Was uns bei Nomos am stärksten begeistert, ist die Erschwinglichkeit waschechter Manufakturwerke wie dem DUW 3001 in der Club Campus Neomatik 39: Keine anderen Automatikuhren deutscher Hersteller bieten unterhalb der 2.000-Euro-Grenze eine vollständig hauseigene Mechanik, die zudem mit dem eigens entwickelten Assortiment (“Swing-System”) ausgestattet ist. Ein Sahnestück für Technikverrückte! Im Vergleich zu den ebenfalls hauseigenen Handaufzugswerken sind die prozentualen Preisaufschläge jedoch saftig, weshalb wir einen Blick auf die Varianten ohne Rotor empfehlen.
Mühle und Union: Renaissance Glashütte Traditionsmarken
Wer ein deutsches Urgestein mit Nautik-Tradition bis ins 19. Jahrhundert am Handgelenk tragen möchte, ist bei Mühle Glashütte an der richtigen Adresse: Im Vergleich zu Nomos sind die Selbstaufzugskaliber wie etwa das SW-200 in der Teutonia II Medium zwar zugekauft, im Gegenzug aber erschwinglicher. Charakter ohne Ende bringt die Dreizeigeruhr Panova bereits in dreistelligen Sphären ans Handgelenk und zählt zu unseren absoluten Uhren-Favoriten aus der Bundesrepublik.
Wer Professionalität statt Eleganz bevorzugt, profitiert von der Nautik-Erfahrung im Hause Mühle: Modelle wie der S.A.R. Rescue Timer widerstehen härtesten Bedingungen, während die Chronographen kraftvoll-maskuline Statements sind. Vor allem die Teutonia Sport I verdient einen näheren Blick.
Wer seine Automatikuhren deutscher Hersteller in klassischer Schönheit und ohne Schnickschnack erleben möchte, darf das Sortiment von Union Glashütte nicht verpassen. Zeitlose Dresswatches wie die Viro Datum, Noramis und Seris sind das Steckenpferd der 1893 vom Unternehmergenie Johannes Dürrstein gegründeten Marke. Doch es geht auch anders: Wer kantige Uhren mit Exoten-Faktor liebt, könnte keine originellere Designlegende als die Union Glashütte Averin Chronograph Mondphase tragen.
High-End mit deutscher Prägung
Wir haben viel über erschwingliche Automatikuhren deutscher Hersteller gesprochen, doch die inländische Uhrenindustrie beherrscht auch das obere Ende des Spektrums mit zwei Top-Manufakturen: Glashütte Original und A. Lange & Söhne. Auf den ersten Blick kann die Ähnlichkeit verblüffend sein; vor allem die Zifferblätter der Luxus-Kollektionen Pano Edition und Lange 1 wirken wie Geschwister. Der Unterschied liegt in der Preisklasse: Wer perfekten Luxus im traditionsreichen Stil sächsischer Uhrenmanufaktur tragen möchte, kauft sich eine Original und erhält von Manufakturwerk bis feinsten Verzierungen ein spitzenmäßiges Gesamtpaket mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer die durchschnittlich 5.000 bis 15.000 Euro für eine Glashütte Original ausgibt, bekommt Qualitätsstandards, die selbst Schweizer Urgesteine wie Omega und Breitling übertreffen.
Schwer vorstellbar, dass Lange & Söhne nochmals in einer anderen Liga spielen soll. Tatsache ist: Die High-End-Luxusmarke produziert die exklusivsten, aufwendigsten und in jeder Hinsicht spektakulärsten Handaufzugs- und Automatikuhren deutscher Hersteller. Nur 5.000 Einheiten entstehen pro Jahr, jedes Exemplar wird in akribischer Handarbeit montiert, wieder auseinandergenommen und nochmals zusammengesetzt, um eine Perfektion sicherzustellen, die hierzulande keinen Vergleich kennt. Auch technisch setzt die Manufaktur Maßstäbe: Die meisten Uhrenexperten weltweit sind sich einig, dass im Datograph das beste Chronographenwerk aller Zeiten tickt. Ab rund 20.000 Euro für die simpelste Saxonia mit drei Zeigern beginnt das Vergnügen.