« Taucheruhr in klassischer Optik »
Als Tudor auf der Baselworld 2018 die Black Bay Fifty Eight enthüllte, zählte der kompakte Diver zu den heißesten Neuheiten des Jahres. Jetzt, knapp drei Jahre später, gewinnt die beliebte Modellreihe beim GPHG 2020 den “Challenge Watch Prize” und steht wieder im Rampenlicht. Zu Recht? Wir erklären, welche Details die Genfer Taucheruhr so besonders machen und warum sie der ultimative Begleiter im Alltag ist.
Hommage an Tudors erste Taucheruhren
Wie der Name vermuten lässt, liegen die Ursprünge der robusten Kollektion in den Fünfzigern. Genauer gesagt, im Jahr 1954: Nur ein Jahr nach der Weltpremiere der ersten Rolex Submariner Referenz 6204 wagt sich auch die Schwestermarke ins Geschäft mit den wasserdichten Zeitanzeigern und lanciert die Tudor Oyster Prince Submariner Ref. 7922. Nicht nur ihr Name, sondern auch die wesentlichen Charaktereigenschaften sind nahezu identisch zur Rolex Uhr: Simples Zifferblatt ohne Datum, breite Count-Up-Lünette, relativ kleine Krone und garantierte 100 Meter Wasserdichtigkeit. Letztere werden 1958 auf 200 Meter erhöht, als die Ref. 7924 “Big Crown” erscheint und den Grundstein für die moderne Black Bay Fifty Eight legt.
Bis zu deren Präsentation im Jahr 2018 ist es jedoch ein langer Weg. Dieser startet 2012, als die Marke mit der Heritage Black Bay ein wichtiges und völlig neues Kapitel in ihrer Unternehmensgeschichte beginnt. Goldene Zifferblatt-Appliken vom 1954er-Urmodell, übergroße Krone aus den frühen Sechzigern und Snowflake-Zeiger aus den 70er-Militäruhren – die erste Black Bay ist eine übergreifende Hommage an Tudors Historie und wächst in den Jahren nach 2012 zu einer bunten Familie heran. Trotz ihrer Vintage-Inspiration ist sie jedoch als zweifelsfreies Werk der Moderne identifizierbar, wie großzügige 41 Millimeter Durchmesser und eine ziemlich wuchtige Bauweise unter Beweis stellen. Genau an dieser Stelle setzt die Fifty Eight an und rückt mit spürbar schlankeren 39 Millimetern näher an das Vorbild von 1958.
Perfekte Proportionen nach historischem Vorbild
Diese Größenreduktion ist die wichtigste Neuerung der Black Bay Fifty Eight und zeichnet ihren gesamten Auftritt. Gepaart mit moderaten 11,9 Millimetern Höhe, macht der bis zu 200 Meter wasserdichte Diver an schmalen bis mittelgroßen Handgelenken einen deutlich harmonischeren Eindruck als seine mächtigen Heritage-Brüder. Neben der Ästhetik wirkt auch die Haptik wie maßgeschneidert, was der Schweizer Taucheruhr eine unglaubliche Vielseitigkeit im Alltag beschert. Weder zu schüchtern noch zu protzig, kann sie beim Beachvolleyball genauso eingesetzt werden wie beim Business-Meeting und zählt unserer Meinung nach zu den besten Allroundern der Branche.
Wer vor dem Kauf seiner ersten oder vielleicht einzigen Luxusuhr steht, muss die Tudor Fifty–Eight-Version in Betracht ziehen. Eine Empfehlung, die beim näheren Blick aufs Edelstahlgehäuse noch verstärkt wird. Während breite polierte Kanten und der Verzicht auf einen wuchtigen Kronenschutz für einen eleganten Touch sorgen, vermittelt das Edelstahlband dank massiver wie verschraubter Glieder einen extrem soliden Eindruck. Letztere ermöglichen praktischerweise einen schnellen Austausch mit handelsüblichen Schraubenziehern und ersparen damit den Weg zum Uhrmacher. Zwar stehen neben dem Edelstahl- noch ein synthetisches Soft-Touch- und farblich abgestimmtes Textilband zur Wahl, doch letztere lassen ein gewisses Gefühl der Vollständigkeit vermissen. Für uns wird der robuste, gefühlt unzerstörbare Charakter der Black Bay Fifty Eight nur durch das massive Metallband gebührend abgerundet.
Goldene Dominanz oder weiße Zurückhaltung? Die Zifferblätter
Demgegenüber ist die Wahl zwischen den beiden Zifferblattfarben eine reine Geschmacksfrage. Wer warme Töne und eine starke Reminiszenz an die Fünfziger bevorzugt, greift zur schwarzen Variante (Ref. M79030N-0001 am Edelstahlband): 2018 als erste Tudor Black Bay Fifty Eight lanciert, fällt sie durch den dominanten Einsatz goldfarbener Details ins Auge, die sich von den Zeigern und Ziffern über die Tiefenangabe bis hin zur Count-Up-Minuterie der Lünette erstrecken.
Wer es dezenter mag, wird die kürzlich hinzugefügte und mit dem “Challenge Watch Prize” ausgezeichnete, blaue Variante bevorzugen (Ref. M79030B-0001 am Edelstahlband). Sie ersetzt alle goldfarbenen Akzente ihres Schwestermodells durch weiße, was eine zeitlosere und modernere Ästhetik hervorruft. Beide Versionen punkten mit einer erwartungsgemäß hervorragenden Lesbarkeit, haben den markentypischen Snowflake-Stundenzeiger im Gepäck und belohnen den Verzicht auf eine Datumsanzeige mit einer stimmigen Symmetrie.
Um das gewölbte Saphirglas herum wird Kennern ein mattes Finish der Lünette auffallen, welches die Black Bay Fifty Eight von den meisten anderen Taucheruhren abhebt und gleichzeitig das Vintage-Gefühl verstärkt. Die feine Riffelung des einseitig drehbaren Kranzes ruft ebenfalls Erinnerungen an die Originalmodelle hervor, könnte bei der Bedienung mit Handschuhen oder nassen Händen aber etwas griffiger sein. Nur ein kleiner Kritikpunkt, der die ansonsten exzellente Funktionalität des Divers kaum beeinträchtigt.
Unsichtbares Highlight: Manufakturwerk MT5402
Eines der stärksten Kaufargumente für die Tudor Black Bay Fifty Eight schlummert im Innern ihrer widerstandsfähigen Hülle. Versteckt hinter einem soliden Edelstahlboden, legt das automatische Kaliber MT5402 satte 70 Stunden Gangreserve an den Tag und kann eine COSC-Zertifizierung als Beweis seiner Präzision vorweisen. Für Enthusiasten dürfte aber weniger die starke Leistung, sondern vielmehr die Konstruktion des mit 4 Hertz tickenden Antriebs entscheidend sein: Statt ein zugekauftes ETA-Werk zu verwenden, entwickelten die Genfer eigens für die Fifty Eight ein Manufakturwerk. Dieser Schritt war eine notwendige Anpassung an die kompakten Ausmaße des Divers, welche eine Verwendung des existierenden Manufakturwerks MT5602 aus den 41-Millimeter-Modellen unmöglich machten.
Zu Recht reagierte die Tudor-Community mit Begeisterung auf diese Entscheidung – eine Freude, die wir in Anbetracht des guten Preis-Leistung-Verhältnisses nur teilen können. Laut Hersteller schlagen die Referenzen am Edelstahlband mit 3.340 Euro zu Buche, während die Textil- und Soft-Touch-Varianten für 3.060 Euro erhältlich sind. Unterschiede zwischen blauer und schwarzer Version gibt es nicht. Wer einen Schweizer Luxus-Diver mit perfekten Proportionen, Manufakturwerk und Rolex-Qualität sucht, wird in diesem Preisbereich kaum eine bessere Entscheidung treffen können als die Tudor Black Bay Fifty Eight.