« Einserversion mit 38 mm und vielen Besonderheiten »
Breitling hat in den vergangenen Monaten – insbesondere auf der Baselworld im März 2018 – mit einigen Neuerungen auf sich aufmerksam gemacht, die von Uhrenliebhabern sehr unterschiedlich aufgenommen worden sind. Während einige sich über etwas frischen Wind im Sortiment der Marke freuen, fürchten andere, dass deren Kernsubstanz angetastet werden und in wesentlichen Teilen verloren gehen könnte. Eines der neuen Modelle, das derzeit für viel Diskussionsstoff sorgt, ist die neue Breitling Navitimer 1 in der 38-Millimeter-Version, die wir unseren Leserinnen und Lesern an dieser Stelle präsentieren.
“Back to the roots” oder Entwertung eines Klassikers?
Für Uneingeweihte oder sehr nüchtern und rational denkende Menschen mögen die Diskussionen gar nicht so leicht nachvollziehbar sein, die unter Breitling-Fans seit einigen Monaten mit großer Vehemenz geführt werden. Doch aus deren Sicht geht es um nicht weniger als die Frage, ob die jüngst auf den Markt gebrachten Modelle einen Bruch mit allem bedeuten, was Breitlings Uhren bisher ausmachte, oder ob sie nicht vielmehr eine Art Frischzellenkur für die Marke und ihr Sortiment darstellen, die eigentlich schon längst überfällig war.
Tatsache ist, dass sich diese Frage gar nicht so einfach beantworten lässt. Besonders deutlich zeigt sich das an der neuen Drei-Zeiger-Version der Breitling Navitimer 1, die einer der Auslöser der Debatten war. Uhrenkennern ist der Name des Navitimers seit vielen Jahrzehnten vertraut, handelt es sich dabei doch um eine der geradezu ikonischen Fliegerchronographenlinien, mit denen die Manufaktur mit dem geschwungenen “B” als Logo ihre führende Rolle in diesem Segment immer wieder dokumentiert hat. Der Navitimer ist 1952 als Chronograph für Piloten und Flugnavigatoren eingeführt worden und seither für Generationen von Uhrenfans zum Inbegriff des Fliegerchronographen schlechthin geworden.
Ein charakteristisches Merkmal, das ihn schon auf den ersten Blick von den meisten anderen Uhren unterscheidet, ist die drehbare Lünette, die hier nicht zum Einstellen von Zeiten oder für eine 24-Stunden-Skala genutzt wird, sondern als Rechenschieber dient. Mehr als ein halbes Jahrhundert hat die Markenikone ohne grundlegende Abweichungen von ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild überstanden, und nun soll ausgerechnet ihr traditionsreicher Name auch Uhren verliehen werden, denen die wohl wichtigste Funktion eines jeden Fliegerchronographen – die Stoppfunktion – von vornherein fehlt. Dass dies für traditionsbewusste Fans der Marke ein Schock war, lässt sich nachvollziehen. Ebenso nachvollziehbar ist es allerdings, dass Befürworter der Neuerung darauf verweisen, dass die Marke bereits in früheren Jahren Drei-Zeiger-Version im Programm hatte und dass dies somit keineswegs ein Entfernen von der Tradition, sondern vielmehr eine Rückkehr zu den Wurzeln der Marke sei.
Erste Einflüsse von Georges Kern erkennbar
Eines ist jedenfalls klar, die Einführung der neuen Drei-Zeiger-Version der Breitling Navitimer 1 bedeutete vor allem, dass sie künftig in zwei Modelllinien weitergeführt wird. Zum einen wird es weiterhin die klassischen Chronographen geben, die künftig als Navitimer 1 bezeichnet werden. Zum anderen gibt es die Navitimer 8 im Retro-Design, die 2018 völlig neu auf den Markt kam und sich als Reminiszenz an die Geschichte der Marke in den 1930er Jahren versteht.
Eine Drei-Zeiger-Uhr gibt es übrigens ab sofort in beiden Linien, wobei die 8er Version für weniger Aufsehen sorgte, weil sie Teil einer ohnehin neuen Serie ist. Die Navitimer 1 Automatic 38 hingegen hat eine echte Kontroverse ausgelöst, die wohl nur vor dem Hintergrund zu verstehen ist, dass es sich dabei um eine erhebliche Veränderung eines regelrechten “Heiligtums” der Marke handelt. Wer sich vorurteilsfrei mit der neuen Version auseinandersetzt, kann dieser jedoch durchaus einige positive Seiten abgewinnen. Und möglicherweise wird es gerade diesem Modell gelingen, der Navitimer 1 neue Anhänger zu bescheren.
Die Breitling Navitimer 1 ohne Chronographenfunktion im Detail
Das Fehlen der Chronographen-Funktion, das für einige Markenfans ein so großes Ärgernis darstellt, ist jedoch auch schon die einzige größere Veränderung. Alle übrigen navitimertypischen Merkmale sind dagegen durchaus erhalten geblieben. Dazu gehören die markante Lünette mit dem Rechenschieber und das charakteristische Zifferblatt-Design ebenso wie die Gestaltung der Gehäuseform.
Dass die neue Uhr ihre Abstammung nicht leugnet, wird besonders an ihrem zentralen Sekundenzeiger deutlich.
Dessen Design entspricht exakt jenem des zentralen Sekundenstopp-Zeigers bei den Chronographenversionen. Ein kleines, aber von vielen Uhrenliebhabern umso mehr geschätztes Detail ist auch die Tatsache, dass die Datumsscheibe der Farbe des Zifferblattes entspricht, und dies sowohl bei der schwarzen als auch bei der blauen Ausführung. Eine Ausnahme stellt in dieser Hinsicht lediglich die Bi-Color-Version der neuen Breitling Navitimer 1 dar, bei der die Datumsscheibe weiß, das Zifferblatt dagegen cremefarben ist. Alle drei Versionen werden mit einem farblich passenden Alligatorlederband angeboten.
Auch künftig unverzichtbar: der Taschenrechner im Armbanduhrenformat
Beibehalten wurde in jedem Fall die Rechenschieberfunktion, die mit dem Namen des Navitimers untrennbar verbunden und für viele Liebhaber des Modells auch im Alltag unverzichtbar ist. Sie ermöglicht es dem Träger einer solchen Uhr, Dreisatz-Rechnungen mit minimalem Aufwand und scheinbar spielerisch nebenher zu lösen – vielleicht nicht bis auf die letzte Nachkommastelle, aber zumindest mit guten Näherungswerten.
Für den Antrieb der Neulinge sorgt übrigens ein mechanisches Uhrwerk des Kalibers 17 mit automatischem Aufzug. Insgesamt empfiehlt sich die neue Breitling Navitimer 1 ungeachtet aller Diskussionen als echte Alternative für alle, denen das Zifferblatt des klassischen Navitimers zu überladen wirkte, die aber nicht auf eine Uhr verzichten möchten, die sich auf wohltuende Weise vom Mainstream am Uhrenmarkt abhebt.