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Eine Datumsanzeige ist heute bei Herrenuhren beinahe Standard und bei Damenuhren ebenfalls immer häufiger anzutreffen. Sie dürfte inzwischen die mit Abstand am häufigsten anzutreffende Komplikation bei Armbanduhren sein. Für die Umsetzung dieser beliebten Funktion haben sich verschiedene technische Lösungen bewährt.
Praktische Komplikation Date: die Anzeige des Tagesdatums
Um zu wissen, wie spät es ist, braucht es traditionell nur zwei bis drei Zeiger. Dementsprechend sind schlichte, elegante Armbanduhren bis heute oft nur mit zwei oder drei Zeigern ausgestattet und verzichten auf jegliche Zusatzfunktionen. Wahre Minimalisten greifen gar zur Einzeigeruhr und lieben die mit einem solchen Instrument verbundene Aura der Gelassenheit. Im Alltag wissen die meisten Nutzer von Armbanduhren es jedoch sehr zu schätzen, wenn sie nicht nur die Uhrzeit, sondern ebenso das aktuelle Tagesdatum mit einem kurzen Blick aufs Zifferblatt ablesen können und dafür weder ihren Kalender zücken noch ihren Handybildschirm aktivieren müssen. Deshalb statten Uhrenhersteller ihre Produkte häufig mit Datumsanzeigen aus, und diese keineswegs nur im Luxussegment.
Bei elektronischen Zeitanzeigern lässt sich dies relativ preiswert und mit vergleichsweise geringem Aufwand bewerkstelligen. Mechanische Armbanduhren hingegen benötigen für die Datumsanzeige eine entsprechende Komplikation, wobei das Spektrum zwischen einfachen und aufwendigeren Konstruktionen breit gefächert ist.
Digitale Anzeige im kleinen Datumsfenster
Die wohl am häufigsten gewählte Variante ist das kleine Datumsfenster, das auf dem Zifferblatt meist bei der Drei, bei der Sechs, zwischen Vier und Fünf oder gelegentlich auch an anderer Stelle positioniert wird. Im einfachsten Fall dreht sich darunter eine mit den Zahlen von 1 bis 31 bedruckte Scheibe kontinuierlich weiter, sodass jeweils das entsprechende Tagesdatum im Fensterchen erscheint. Am exaktesten steht die aktuelle Zahl mittags um zwölf Uhr im Fenster, vor und nach Mitternacht dagegen erscheint sie mehr oder weniger angeschnitten, weil dann der allmähliche Wechsel zum nächsten Tagesdatum erfolgt.
Eine technisch aufwendigere Variante des Fensterdatums ist der springende Datumswechsel. Dabei verändert die Datumsscheibe ihre Position nicht kontinuierlich, sondern rückt exakt um null Uhr zum nächsten Datum weiter. Das kleine Datumsfenster bei der Sechs wird unter ästhetischen Aspekten oft als besonders ansprechende und elegante Lösung empfunden, weil es die Symmetrie des Zifferblatts nicht stört und insgesamt einen besonders ausgewogenen Gesamteindruck vermittelt. Die Datumsanzeige zwischen der Vier und der Fünf erscheint auf den ersten Blick wegen ihrer schrägen Position vielleicht etwas merkwürdig, bietet jedoch den Vorteil, dass sie oft leichter ablesbar ist. Der Grund liegt darin, dass der Arm nur selten parallel zum Körper, in vielen Situationen hingegen etwas schräg gehalten wird.
Die tropfenförmige Zykloplupe – Markenzeichen vieler Rolex Uhren
Ein Nachteil des klassischen Fensterdatums besteht darin, dass die Datumsangabe schon bei Uhren mit normalem Gehäusedurchmesser relativ klein dargestellt wird. Eine einfache, aber effektive Möglichkeit, die Ablesbarkeit spürbar zu verbessern, präsentierte Rolex-Gründer Hans Wilsdorf im Jahr 1954 erstmals an der Rolex Datejust. Angeblich inspiriert durch die optische Vergrößerungswirkung eines Wassertropfens, der im Badezimmer auf das Glas seiner eigenen Uhr gefallen war, ließ er eine Lupe in das Uhrglas einarbeiten, die das darunterliegende kleine Datumsfenster um das 2,5-Fache größer erscheinen lässt.
Die sogenannte Zykloplupe wurde in der Folge nicht nur zum Markenzeichen der Datejust, sondern ist darüber hinaus an zahlreichen anderen Rolex Uhren wie der Submariner, der Sky-Dweller, der Yacht Master, der Explorer II, der GMT-Master II sowie der neuen, 2017 lancierten Version der Rolex Sea-Dweller zu sehen.
Mehr fürs Auge: Groß- und Panoramadatum
Eine andere und technisch anspruchsvollere Variante des Fensterdatums ist das Panoramadatum, das dank seines größeren Formats für das Auge ebenfalls besser ablesbar ist. Es ist typisch für verschiedene Uhren von Glashütte Original, denn diese Manufaktur besitzt als einziger Uhrenhersteller das Patent für die Originalbauweise des Panoramadatums. Hier werden statt einer einzelnen Drehscheibe zwei unterschiedlich große konzentrische Scheiben eingesetzt, von denen die eine die Einer- und die andere die Zehnerstellen anzeigt.
Die Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne verwendet teilweise das sogenannte Großdatum, bei dem nicht nur zwei Scheiben übereinandergelegt, sondern außerdem noch die beiden Stellen im Anzeigefenster durch einen Mittelsteg voneinander getrennt werden, sodass es sich eigentlich um zwei dicht nebeneinanderliegende Fenster handelt, wobei im einen die Zehner, im anderen die Einer angezeigt werden.
Wochentagsanzeige und Jahreskalender
Weitere, im Vergleich zum Tagesdatum aufwendigere Möglichkeiten der Datumsanzeige informieren zusätzlich noch über den Wochentag und gegebenenfalls über den Monat. Der Wochentag beziehungsweise der Monat können – wie etwa bei den Modellen Tag Heuer Carrera Calibre 5 Day-Date Automatik oder Omega De Ville Hour Vision Annual Calendar – in einen kleinen Fenster neben dem Tagesdatum angezeigt werden.
Alternativ kann der Wochentag aber auch in einem separaten Fenster bei der Zwölf erscheinen, wie dies bei der Breitling Transocean Day & Date oder bei der Rolex Day-Date der Fall ist. Eine weitere Variante ist bei der Oris Artix Pointer Day, Date zu sehen, wo ein kleines Fensterdatum mit einer Wochentagsanzeige mittels Zeiger kombiniert wurde.
Zeigerdatum: die traditionelle Lösung
Heute ist das kleine Datumsfenster die am häufigsten anzutreffende Form der Datumsanzeige bei Armbanduhren. Eine historisch ältere, traditionellere Variante, die schon vor der Ära der Armbanduhren entwickelt worden war, ist jedoch das Zeigerdatum. Diese Lösung wird heute besonders gerne bei klassischen, eleganten Armbanduhrenmodellen eingesetzt. Dabei wird das jeweilige Tagesdatum in vielen Fällen von einem zusätzlichen zentralen Zeiger auf einer von 1 bis 31 reichenden kreisförmigen Skala angezeigt. Diese kann, wie zum Beispiel bei der Oris Big Crown Original Pointer Date, am äußersten Rand des Zifferblatts zu sehen sein, aber auch weiter innen liegen wie bei der Oris Artix Complication.
Dementsprechend ist der Datumszeiger meist länger oder kürzer als der Sekundenzeiger und wird zur besseren Unterscheidung an seinem Ende oft noch mit farbigen Markierungen oder einem kleinen Dreieck beziehungsweise einer kleinen Mondsichel versehen. Eine Variante des Zeigerdatums ist die Datumsanzeige mithilfe eines kleinen Hilfszifferblatts, mit dem zum Beispiel das Modell Glashütte Original Senator Zeigerdatum ausgestattet ist.
Mehr als die Datumsanzeige: Kalenderwochenanzeige, religiöse Kalender und ewiger Kalender
Neben den “Date-Klassikern” Fensterdatum, Panoramadatum und Zeigerdatum, gegebenenfalls kombiniert mit dem Wochentag oder dem Monat, gibt es auch noch umfangreichere Lösungen, um Uhrzeit und Datumsanzeige mit weiteren Informationen in einem Instrument zu verbinden. So ist gelegentlich auch eine Kalenderwochenanzeige anzutreffen, die sich vor allem bei der Planung und Verwaltung von geschäftlichen Terminen bewährt. Ein Beispiel dafür ist das Modell Junghans Meister Agenda.
In wenigen Fällen haben einzelne Manufakturen ihre Uhren um religiöse Kalender ergänzt, die etwa den Ostertag anzeigen oder den hebräischen Kalender in die Anzeige integrieren. Derartige Komplikationen sind jedoch wenigen, besonders exklusiven Modellen vorbehalten und besetzen am Markt allenfalls eine kleine Nische. Als besonders anspruchsvolle Komplikation bei mechanischen Uhren gilt der Ewige Kalender, der das Datum, den Wochentag und häufig auch die Mondphase anzeigt und dabei nicht nur die unterschiedliche Länge der einzelnen Monate, sondern darüber hinaus noch die Schaltjahre selbstständig berücksichtigt.