« In diesen Ländern lebt die Zeit »
Seit Jahrhunderten gelten die Schweiz und auch Deutschland als Heimat hochwertiger Uhren. Dort haben sich die Uhrmacher um die Herstellung von Uhren und die Entwicklung von Innovationen der Horlogerie in besonderem Maße verdient gemacht. Worin ist diese Tradition aber begründet und wo finden wir die „Epizentren“ exklusiver Luxusuhren-Fertigung? Begleiten Sie uns auf eine Reise über die Landkarte der Zeit.
Für viele Jahre waren besonders Uhrenmarken der Schweiz ein Synonym für handgefertigten Luxus, von denen viele dieser langjährigen Traditionsfirmen in der Gegend rund um Genf ansässig sind. Doch nach der deutschen Wiedervereinigung wurden auch deutsche Manufakturen mit ihren technischen Innovationen und Finessen weltweit besser wahrgenommen. Inzwischen zählen sowohl schweizerische ebenso wie deutsche Manufakturen zu den führenden Herstellern hochwertiger Luxusuhren, welche die Alpen, aber auch den Schwarzwald oder das Erzgebirge in den Fokus rücken.
Traditionen bleiben lebendig
Dort, wo das Leben ein wenig „ruhiger“ abläuft, konnten sich die traditionellen Uhrenmarken besser entwickeln. So entstammen sowohl Deutsche als auch Schweizer Uhrenmarken den dünn besiedelten Gegenden wie dem Schweizer Jura, dem Schwarzwald oder dem Erzgebirge. Dort siedelten sich früh die großen Uhrmacherschulen an, die nicht nur für die notwendige Ausbildung des Nachwuchses sorgten, sondern sich gleichzeitig mit immer neuen und innovativen Technologien auseinandersetzten. Die industrielle Fertigung zog dort nicht ein, so dass die fragmentierte Fertigung in den Manufakturen teilweise über Jahrhunderte erhalten blieb. Aus diesem Grund werden bis heute hochwertige Luxusuhren natürlich nicht am Fließband produziert, sondern in kleinen und unabhängigen Manufakturen mit viel Handarbeit gefertigt, manchmal monatelang.
Da die Menschen nach der Quarzkrise allmählich wieder zu schätzen wussten, welchen mechanischen Schatz handgefertigte deutsche und schweizerische Uhrwerke bergen, konnten die Manufakturen der bekannten Uhrenmarken wieder rentabel arbeiten, ihr Wissen weitergeben und die Uhrmacherkunst weiterentwickeln.
Für die Fertigung hochwertiger Luxusuhren sind die traditionellen Kleinbetriebe mit ihrer hohen Wertschöpfung und Kompetenz unerlässlich. Präzise gefertigt und mit einzigartigen Komponenten ausgestattet, garantieren die hohen Fertigkeiten der dort beschäftigten Uhrmacher die hohe Qualität und Zuverlässigkeit handgefertigter Luxusuhren aller bekannten Uhrenmarken.
Swiss Made im Schweizer Jura
Über die Erfindungen und Leistungen der Uhrmacher wurde bereits viel erzählt und geschrieben, wie beispielsweise den Erfinder des Tourbillon, Abraham Louis Breguet oder den Erfinder der Aufzugskrone, Adrien Philippe. Selbst Jean-Jacques Rousseau, der als Kind im Jura aufwuchs, musste eine Lehre als „Graveur pour l’Horlogerie“ absolvieren, bevor er dem strengen Meister entfliehen und zum Philosophen werden konnte. Schon im 18. Jahrhundert wurden die Uhrmachermeister als Künstler bezeichnet, gelten die dort beschäftigten Arbeiter lange als Aristokraten der Arbeiterschaft. Werden 1830 noch etwas mehr als 50 Arbeitsgänge benötigt, um eine Uhr herzustellen, sind es vierzig Jahre später bereits doppelt so viele. Bis heute sitzt jeder Uhrmacher still auf seinem Schemel, während er die handgefertigten Luxusuhren zusammenbaut, hat die Lupe ins Auge geklemmt und arbeitet mit außerordentlich ruhiger Hand geduldig vor sich hin. Ein unbedachtes Zittern, ein schneller Griff oder gar Hektik sind Gift für diesen Prozess und könnten dafür sorgen, dass eine bis dahin sorgfältige Arbeit umsonst war.
Insgesamt drei große Krisen haben die Manufakturen bis heute bewältigt: Die amerikanische Serienfertigung, die seit den 1870er Jahren auf den europäischen Markt drängte, die Weltwirtschaftskrise am Ende des Ersten Weltkrieges und die Quarzkrise, die Ende der 1970er Jahre begann. Doch bisher konnte sich der Mythos der Schweizer Uhrenmarken immer wieder aufs Neue behaupten.
Genf: Von Juwelieren und Goldschmieden zu Uhrmachern
Noch bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war Genf berühmt für seine Juweliere und Goldschmiede. Die Wende zur Uhrmacherei läutete ausgerechnet der Reformator Johannes Calvin ein, der die oben genannten Zünfte aufforderte, sich lieber diesem Handwerk zu widmen, statt der Eitelkeit zu frönen. Mit Hilfe der aus Frankreich geflohenen Hugenotten, von denen viele Uhrmacher waren, wurde Genf bereits zu dieser Zeit eine Hochburg der Uhrenproduktion und baute diese Stellung immer weiter aus. Hier entstand beispielsweise auch die erste Sternwarte in der Schweiz. Heutzutage findet in Genf mit der SIHH nicht nur eine der beiden großen Uhrenmessen statt, in der Stadt sind auch Uhrenmarken wie Rolex und Patek Philippe zu Hause, ebenso wie Museen zur Horlogerie und die Académie Horlogère des Créateurs Indépendants.
Von Genf aus profitierte spätestens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bald die ganze Ostschweiz vom Know-how der einst Genfer Uhrmacherzunft. Uhrenmanufakturen die in Genf zunehmend teurer produzieren mussten und darüber hinaus auf unliebsame Zunftgesetze stießen, wanderten ins Umland ab. Auf der Suche nach Alternativen begründeten die Kaufleute aus Genf dadurch wahre Uhrenzentren in Dörfern, die zu florierenden Kleinstädten heranwuchsen. So sind beispielsweise Biel – (Heimat von Omega, der Rolex Uhrwerke oder auch Maurice Lacroix), Le Locle (Tissot, Ulysse Nardin, Zenith), La Chaux-de-Fonds (Ebel, Girard-Perregaux, TAG Heuer) oder Grenchen (Fortis, Breitling) mitunter die bedeutendsten Orte der Horlogerie und Ursprung exklusiver Marken, wertvoller Patente und zahlloser Innovationen rund um die mechanische Uhrenfertigung.
Der Schwarzwald: Neben Kuckucksuhren werden hier die Luxusuhren von Junghans kreiert
Der deutsche Schwarzwald ist nicht nur ein idyllischer Erholungsort, an dem die weltweit bekannten und beliebten Kuckucksuhren von einer über Jahrhunderte gepflegten Tradition der Uhrmacherkunst erzählen, hier ist auch der einst größte Uhrenproduzent der Welt zu Hause. Junghans gehört zu den weltweit anerkannten Uhrenmarken mit großem Renommee und begeistert Uhrenliebhaber mit einem großen Portfolio an unterschiedlichen Produkten. Funkuhren und Solaruhren gehören ebenso zum Repertoire, wie die begehrten mechanischen Chronographen aus den Linien Meister Chronoscope oder Meister Telemeter. Eine besondere Stellung nehmen dabei die Kollektionen Max Bill und Erhard Junghans ein, die eine Hommage an die klaren Linien der Bauhaus-Zeit oder an den Firmengründer darstellen. Neben diesen mechanischen Luxusuhren bietet der deutsche Hersteller außerdem zahlreiche Varianten mit Quarzuhrwerk.
Glashütte: Das deutsche Pendant zum Schweizer Jura
Was die Täler des Schweizer Jura für die Schweizer Uhren sind, ist die sächsische Schweiz für die deutschen Manufakturen. In Glashütte bildete nicht nur die Deutsche Uhrmacherschule die besten Uhrmacher aus, sie fanden gleich nebenan in der Uhrenindustrie eine entsprechende Beschäftigung. Seit der deutschen Wiedervereinigung haben sich A. Lange und Söhne, Union Glashütte, Nomos Glashütte und weitere Uhrenmanufakturen einen internationalen Ruf erarbeitet.
Die Kollektionen der Manufaktur Glashütte Original setzen beispielswiese seit dieser Zeit neue Maßstäbe. Dazu gehört die Schwanenhals-Feinregulierung, das patentierte Panoramadatum, aber auch die Dreiviertelplatine mit Streifenschliff. Kollektionen mit ausgesuchten technischen Raffinessen finden begeisterte Liebhaber und überzeugen mit ihren Komplikationen, wie beispielsweise die Glashütte Original Grande Cosmopolite mit dem Tourbillon oder die Panomatic mit ihrer Mondphase.
Luxusuhren von Uhrenmarken aus der Schweiz und aus Deutschland werden auch künftig das große Erbe der Uhrmacherkunst würdig vertreten und weiterentwickeln. Sie sind Teil eines Kulturguts von Region und Land und wissen um ihre Bedeutung.