« Uhrwerke für Chanel, Fortis und mehr »
Die drei Buchstaben E, T, und A haben für Uhrenliebhaber eine ganz besondere Bedeutung: Schließlich stehen sie für eines der bedeutendsten Unternehmen auf dem Uhrenmarkt weltweit. Die von der ETA SA Manufacture Horlogère Suisse hergestellten Werke arbeiten nicht nur in den eigenen Uhren des Unternehmens, sondern auch in denen zahlreicher anderer renommierter Hersteller.
Beste Schweizer Qualität seit 1793
Das inzwischen zur Swatch Group gehörende Unternehmen blickt bereits auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück und ist in Grenchen im Schweizer Kanton Solothurn ansässig. In dieser Stadt hat das Uhrmacherhandwerk eine lange Tradition. Hier haben unter anderem auch die Uhrenhersteller Breitling, Certina, Eterna, Titoni und Fortis ihren Firmensitz.
In ihrer heutigen Form ist die ETA aus Zusammenschlüssen mehrerer Unternehmen hervorgegangen. Ihre „Keimzelle“ war die Uhrenfabrik Benguerel & Humbert, die im Jahr 1793 von vier Uhrmachermeistern in Fontainemelon gegründet worden war.
Heute sind mehr als 8.000 Mitarbeiter an 20 verschiedenen Produktionsstandorten für die Marke mit den drei Buchstaben tätig und stellen Uhrwerke und Uhren her, die weltweit wegen ihrer Präzision und Zuverlässigkeit geschätzt werden. Zur Auswahl stehen dabei drei Serien mechanischer Uhrwerke (Mecaline, Mecaline Specialities und Mecaline Chronographes) sowie fünf Serien mit Quarzuhrwerken (Thermoline, Flatline, Normflatline, Trendline und Fashionline).
Nur wenige Hersteller produzieren komplett eigene Uhrwerke
Die Herstellung von Uhrwerken ist nicht nur technisch aufwendig, sondern stellt auch eine nicht zu unterschätzende ökonomische Herausforderung dar. Das liegt vor allem daran, dass bestimmte Teile, wie zum Beispiel Spiralfedern, erst dann kosteneffizient hergestellt werden können, wenn sie in großen Stückzahlen gefertigt werden. Deshalb verzichten viele Hersteller – wie zum Beispiel Chanel oder auch Fortis – auf die Entwicklung eigener Werke und setzen stattdessen Rohwerke ein, die von entsprechenden Spezialisten angeboten werden.
Heute könnte nur eine relativ kleine Zahl von Uhrenmanufakturen ohne Rohwerke oder Teile von ETA produzieren. Dazu zählen beispielsweise A. Lange & Söhne, Girard-Perregaux, Jaeger-LeCoultre, Nomos Glashütte, Omega, Rolex und Zenith. Doch selbst diese Hersteller greifen teilweise aus den genannten Gründen zumindest partiell auf Produkte von ETA zurück. Dabei beziehen einige Abnehmer komplette Uhrwerke, die sie unmittelbar in eigenen Uhren verbauen können. Andere Unternehmen hingegen erwerben Bausätze, die sie anschließend selbst noch bearbeiten, verfeinern und in einigen Fällen auch um zusätzliche Funktionen ergänzen. So verfahren beispielsweise die Firma Nautische Instrumente Mühle in Glashütte und die DEPA Uhrwerke.
Bekannte Serien und Kaliber von ETA
Die Mechanik-Serie Mecaline umfasst elf verschiedene Uhrwerke, darunter auch zwei Taschenuhrkaliber mit Handaufzug. Es handelt sich durchweg um einfache Werke ohne Komplikationen. Die Frequenz der Werke für Armbanduhren liegt in dieser Serie bei 28.800 A/h. Das bekannteste Mecaline-Werk dürfte das Kaliber 2824-2 sein, das wegen seiner Robustheit und Zuverlässigkeit auch den Beinamen “Panzer” erhalten hat. Dieses Automatikwerk ist eines der verbreitetsten weltweit und wurde bereits millionenfach hergestellt.
Angeboten werden vier Qualitätsstufen: Standard, Elaboré, Top und Chronomètre. Weitere wichtige Kaliber der Serie sind das 2671, ein Automatik-Uhrwerk mit Zentralsekunde, Datumskorrektur und Sekundenstoppvorrichtung, das 2836-2, das zusätzlich auch noch über eine Anzeige des Tages verfügt, sowie das 2834-2. Letzteres ist ein Automatikwerk, bei dem das Datum bei der Drei positioniert ist und die Anzeige des Tages außen bei der Zwölf erfolgt.
Valjoux 7750: Erfolgsmodell seit über 40 Jahren
Zur Serie Mecaline Chronographes gehören insgesamt sieben mechanische Chronographen-Werke, darunter vier Valjoux-Modelle. Das bekannteste von ihnen ist das bereits 1973 auf den Markt gebrachte und seither nahezu unverändert produzierte Valjoux 7750. Das vermutlich beliebteste Chronographen-Automatikwerk, das jemals hergestellt wurde, ist unter anderem in so bekannten Uhrenmodellen wie dem Breitling Navitimer, der Omega Speedmaster, der Carrera von TAG Heuer, dem Aquatimer Chronograph von IWC oder dem Meister Chronograph von Junghans zu finden. Es verfügt über einen 60-Sekunden-, einen 30-Minuten- und einen 12-Stunden-Zähler, zwei Drücker, eine kleine Sekunde sowie eine Datums- und Wochentagsanzeige. Das Schwestermodell Valjoux 7751 ist ähnlich aufgebaut, zeigt das Datum aber mittels Zeiger, Tag und Monat dagegen in Zifferblattfenstern an; außerdem verfügt dieses Werk über eine Mondphasenanzeige.
Wenn es etwas komplizierter sein darf: Mecaline Specialities
Die Specialities-Serie umfasst insgesamt 14 verschiedene Uhrwerke, die jeweils mit besonderen Komplikationen ausgestattet sind. So gibt es beispielsweise Werke mit einer zusätzlichen 24-Stunden-Anzeige beziehungsweise mit Anzeige einer zweiten Zeitzone oder solche, die den Träger der Uhr auf dem Zifferblatt über die Gangreserve informieren. Besonders erwähnenswert sind dabei die drei Valgranges-Kaliber, die auf dem erfolgreichen Chronographenkaliber Valjoux 7750 basieren und seit 2004 angeboten werden. Der Name spielt übrigens auf Granges an, den französischen Namen von Grenchen, dem Sitz des Herstellers.
Unterschiedliche Qualitätsstufen im Angebot
Angeboten werden die einzelnen Kaliber jeweils in den vier verschiedenen Qualitätsstufen Standard, Elaboré, Top und Chronomètre. So ist es durchaus möglich, dass in einer relativ preisgünstigen Uhr das gleiche Kaliber verbaut wird wie in einem hochpreisigen Modell der Luxusklasse, in dem dann allerdings eine entsprechend höhere Qualitätsstufe zum Einsatz kommt.
Die einzelnen Qualitätsstufen unterscheiden sich in mehreren Punkten. An erster Stelle ist dabei die Ganggenauigkeit zu nennen. Weitere Unterschiede betreffen die Zahl der Regulierungen beziehungsweise der verwendeten Rubine sowie die Materialien von Unruh und Spiralfeder.
Die höchste Qualitätsstufe ist dabei so ausgelegt, dass die mit einem solchen Kaliber ausgestatteten Uhren als Chronometer zertifiziert werden können.
Werke für Quarzuhren
Auch für Uhren mit Quarzwerk werden von zahlreichen Uhrenmarken ETA-Kaliber verwendet. So gibt es beispielsweise zahlreiche Modelle von bekannten Schweizer Herstellern wie Tissot oder Certina, in denen ein Quarzwerk der Grenchener für die präzise Zeitanzeige sorgt.
Infolge der Quarzkrise hatte ETA bereits in den 1970er Jahren damit begonnen, die eigenen Beschäftigten mit entsprechenden internen Ausbildungsprogrammen auf die Fabrikation von Quarzwerken umzuschulen und diese in großem Stil anderen Herstellern anzubieten. Zu einem besonderen Erfolg wurden dabei die Swatch-Uhren, die bis heute ihren Kultstatus nicht verloren haben und von denen jede ein Quarzwerk aus dem Hause ETA enthält.