Hier eine Fashionuhr, dort eine Luxusuhr und in beiden steckt das ETA 2824-2? Aber: Die Qualitätsstufen der weltbekannten Uhrwerksschmiede variieren, damit die Produkte zur Preispolitik vieler Kunden passen. Luxusmarken wie Hamilton, Fortis oder Zenith optimieren zudem Rohwerke, damit bemerkenswerte Unterschiede ihre Kollektionen charakterisieren.
Qualitätsunterschiede bei der Mecaline-Kollektion
Modeschmuck-Label und Nobelmarken haben eine Gemeinsamkeit: Wenn sie ihre Kollektionen mit einem Chronographen aufwerten möchten, liebäugeln sie mit dem Kaliber 7750. Die Qualitätsstufen, die angesichts der Markenidentität zur Diskussion stehen, bescheren aber beachtliche Unterschiede. Grundsätzlich gruppiert ETA die Kaliber-Qualität für mechanische Uhrwerke folgendermaßen:
Die Standard- und Elaboré-Werke haben Lagersteine aus Polyrubin, Spiralfedern aus Nivarox 2 und eine Unruh aus Nickel, die vergoldet ist. In zwei Lagen erfolgt die Regulierung bei den Standard-Produkten, während die mittlere Gangabweichung +/- 12 s/d beträgt. Die Elaboré-Werke sind 3-lagig gearbeitet und haben Gangabweichungen von +/- 7 s/d. Beide Werksvarianten sind bei gewöhnlichen Uhren ein Qualitätsmerkmal, da der erfahrene Hersteller auf solide Produkte wert legt.
Bei exklusiven Marken werden jedoch nur ETA-Uhrwerke der Qualitätsstufen Top und Chronomètre eingesetzt. Sie warten mit Lagersteinen aus rotem Rubin, einer Spiralfeder aus Anachron und einer Unruh aus Glucydur auf, die vergoldet ist. Beide Premiumwerke sind 5-lagig konzipiert. Bei +/- 4 s/d liegen die mittleren Gangwerte der Top-Produktlinie. Der Name lässt erahnen, dass die Chronomètre-Uhrwerke ein aufwendiges Prüfverfahren zur Ganggenauigkeit durchlaufen und die Chronometer-Zertifizierung erhalten haben.
Roter Rubin und andere Materialunterschiede
Bewusst entscheiden sich Schweizer Traditionsmarken beispielsweise für das ETA 2836-2 in den Qualitätsstufen Chronomètre und Top. Die Rubine aller Produktlinien sind synthetische Korunde, mit denen man die Reibung und demzufolge den Verschleiß beweglicher Uhrwerksteile verringert. Ein roter Rubin wird für die Kaliber mit den Qualitätsstufen Chronomètre und Top bevorzugt, weil er glattere Oberflächen hat. Die kräftige Farbe ist zudem schöner als beim Polyrubin, was Uhrendesigns mit Saphirglasboden entgegenkommt.
Die Kupferlegierung Glucydur ist härter und widerstandsfähiger als Nickel. Gleiches gilt für die Legierung Anachron, die zudem weniger anfällig für Magnetismus als Nivarox 2 ist. Deshalb forciert ETA die Kaliber-Qualität teilweise mit diesen Materialien. Die Zahl der Lagen ist ebenfalls qualitätsrelevant. Vereinfacht gesagt: Je mehr Regulierungsmöglichkeiten die Uhrwerke bei den Qualitätsstufen erlauben, umso kleiner fallen die Lagefehler und demzufolge die Gangabweichungen aus.
Schützenhilfe, die Traditionsmarken zu nutzen wissen
Man entwirft ein edles Uhrengehäuse und bestellt das ETA 2892-A2 in den Qualitätsstufen, die hochklassig sind. Später steckt man es ins vorbereitete Gehäuse und ergänzt ein nobles Armband – fertig ist die Luxuskollektion. So einfach ist versiertes Uhrmacherhandwerk nicht. Selbst Komplettwerke treffen normalerweise als Bausatz ein, weil Uhrenhersteller ihre funktionalen und ästhetischen Designideen umsetzen möchten.
Modifizierte Rohwerke
Ambitionierte Marken bevorzugen das Rohwerk – im Fachjargon Ébauche genannt. Es wird unvollständig geliefert, damit man neben Hemmung, Spiralfeder, Unruh, Zugfeder und Zeiger auch das Zifferblatt beeinflussen kann. Es ist zudem üblich, dass Uhrenmarken modifizierte Spezialwerke bestellen oder gemeinsam mit dem Uhrwerkshersteller eine Marktneuheit entwickeln. Die skizzierten Spielräumen verdeutlichen, dass die ETA-Kaliber-Qualität die Güte einer Armbanduhr weniger definiert als die Fachkompetenz der Uhrenmanufaktur.
ETA 2824-2: in vielen Qualitätsstufen ein Dauerbrenner
Schon in den 1970er-Jahren wurde das ETA 2824 in vielen Qualitätsstufen eingeführt und zum Erfolgsmodell. Gleiches gilt für die überarbeitete Version, die seit den 1980er-Jahren beliebt ist. Das robuste und präzise Automatikwerk 2824-2 zeichnet sich durch 28.800 Halbschwingungen pro Stunde (4 Hz), Incabloc-Stoßsicherung, beidseitig aufziehenden Zentralrotor, 25 Lagersteine und Datumsfenster aus. Die typische Gangreserve beträgt 42 Stunden.
Das Breitling-Kaliber 17 modifiziert bekanntermaßen das erprobte ETA-Kaliber. Die Qualität verfeinerte man bei dem Manufakturwerk jedoch deutlich. Tissot entwickelte gemeinsam mit der Uhrwerkmanufaktur auf Basis vom 2824-2 das Powermatic 80 (ETA C07.11). Es wartet mit einer Sizilium-Unruhspirale und 80-stündigen Gangautonomie auf. Hamilton ließ sich beim H-10-Manufakturkaliber von dieser ETA 2824-Weiterentwicklung inspirieren.
ETA 2836-2: für viele Qualitätsstufen ein Preisschlager
Seit dem Debüt 1982 sind diese ETA-Uhrwerke in vielen Qualitätsstufen gefragt, weil sie neben 25 Steinen, kugelgelagertem Rotor, Novodiac-Stoßsicherung und rund 42-stündiger Reserve auch reichlich Zusatzfunktionen bieten. Regulär hat das ETA 2836-2 Anzeigen für Datum und Tag an Bord. Bei Interesse kann es unkompliziert für eine GMT-Funktion gerüstet werden. Tissot und Oris verwendeten beispielsweise die attraktiven Kaliber. Bei den Qualitätsstufen griffen die Premiummarken gewiss zu den Sternen, die für ihre exzellente Produktphilosophie und ihr Herz fürs moderate Budget geschätzt werden.
ETA 2892-A2 – in vielen Qualitätsstufen ideal fürs schlanke Uhrendesign
2892-A2-Uhrwerke sind in allen Qualitätsstufen seit 1975 verbreitet – insbesondere die hochpreisigen Versionen. Den Platz des 2892 nahm 1984 die zweite Auflage ein und in den 1990ern gesellte sich die Variante 2892-A2 hinzu. Obwohl bei dem ETA-Kaliber die Qualität des Automatikaufzugs häufig kritisiert wird, ist es wegen der flachen Bauweise erfolgreich. Sie steht eleganten Armbanduhren gut und erleichtert das Ergänzen von Komplikationen.
Das Kompakt-Kaliber hat eine Datumsanzeige, 21 Steine und typischerweise eine 50-stündige-Gangautonomie. Das verwandte 2893-2 punktet mit zweiter Zeitzone bzw. 24-Stunden-Zeiger. Exemplarisch wurden diese ETA-Uhrwerke in den Qualitätsstufen für hohe Ansprüche von Fortis oder Zenith verwendet. Omega griff darauf sogar bei einigen Seamaster-Diver-Referenzen zurück.
Chronographenkaliber 7750 – in vielen Qualitätsstufen das Sprungbrett zum Chronographen
Während sich Automatikwerke bei klassischen Armbanduhren früh etablierten, war der Handaufzug bei Chronographen lange präsent. Zur Verzögerung trug bei, dass dafür zunächst keine ETA-Uhrwerke in Qualitätsstufen verfügbar waren, die überzeugten. In den 1970ern debütierte endlich das ETA 7750 – auch bekannt als Valjoux 7750.
Seither ist das automatische Chronographenwerk in der Uhrenszene fest verankert. Bei dem ETA-Kaliber wird die Qualität geschätzt, die sich in der Robustheit, Verlässlichkeit, 54-stündigen-Gangreserve und der Anpassungsfähigkeit widerspiegelt. Typisch für das ETA Valjoux 7750 ist neben der Datumsanzeige mit Wochentag die Totalisatoren-Anordnung, die ein aufrechtes Dreieck skizziert. Auf das Werk griffen beispielsweise Breitling und Tag Heuer zurück.
Nicht alle Manufakturen setzen auf zugekaufte Kaliber
Wenngleich Luxusmarken von Breitling über Omega bis Tudor gern ETA-Werke höchster Qualitätsstufe verwenden, gehen nicht alle Uhrenhersteller offen damit um. Breitling spezifiziert hingegen bei allen markenfremden Werken die Kooperation mit ETA, Sellita oder Dubois-Depraz. Und natürlich erwartet man bei Marken wie Rolex oder Hublot in den meisten Fällen exklusivere Manufakturwerke. Zu den wenigen Manufakturen, die ihr eigenes Uhrwerksportfolio anstelle von ETA-Komponenten bevorzugen, gehört Nomos. Das Unternehmen präferiert sein eigenes Uhrwerksportfolio und nutzt nur hausgemachte Mechanik-Kaliber.
Ähnlich ehrgeizig ist Zenith, was sich im beachtlichen 5Hz-Manufakturwerk “El Primero” widerspiegelt.