Wenn Masterpieces damit aufwarten, applaudieren Uhrenkenner. Anspruchsvolle Manufakturkunst verbirgt sich hinter der unscheinbaren Funktion, die bei ihrem Debüt sensationell war. Bis heute werden Flyback-Uhren entworfen, weil sie zeitlos faszinieren und das Know-how der jeweiligen Marke bezeugen.
Bahnbrechende Erfindung: Neustart im Fluge
Chronographen sind Präzisionswerkzeuge für das Messen einer Ereignisdauer. Diese Stoppfunktion wertet vorwiegend Armbanduhren auf, die für berufliche oder sportliche Zwecke entwickelt wurden. Der Flyback-Mechanismus optimiert das Handling: Bei den Sondermodellen gibt es zwei Drücker für das Stoppen einer Zeitetappe. Das Exemplar auf der 2-Uhr-Position startet und beendet den Messvorgang. Mit dem Knopf auf der 4-Uhr-Position erfolgt die Rückstellung zur Ausgangsposition.
Flyback-Uhren ermöglichen eine alternative Nutzung des zweiten Drückers: Betätigt man ihn während des Messprozesses, ohne ihn loszulassen, schnellt der Sekundenzeiger auf die Ausgangsstellung zurück. Jetzt genügt es, den Finger vom Knopf zu nehmen, damit die nächste Messung beginnt. Die Flyback-Funktion wird auch fliegende Nullstellung oder “retour-en-vol” genannt. Wer es trendiger mag, könnte die funktionale Besonderheit mit dem Begriff “Reset” einem Laien erklären.
Effiziente Bedienung bei Zeitmessungen
Wer Armbanduhren nicht nur als stilistisches Statement begreift, sondern beim Sport oder im Beruf als Instrument nutzt, erkennt den Vorteil: Möchte man Messvorgänge neu starten oder die nächste Messung sofort beginnen, sind normalerweise drei Aktionen nötig. Auf das Anhalten folgen das Nullstellen und Starten des nächsten Zählvorgangs.
Bei mechanischen Stoppuhren, die früher für Sportveranstaltungen eingesetzt wurden, gelingt die Bedienung intuitiv. Sie ruht in einer Hand und die Finger schweben über den Drückern für schnelle Reaktionen. Umständlicher wird es, wenn man zum gegenüberliegenden Arm greifen und kleine Knöpfe dreimal in der korrekten Reihenfolge betätigen muss. Falls jede Sekunde zählt, freut man sich über effiziente Flyback-Uhren: Sie fassen drei Schritte zu einer Aktion zusammen, die man ohne Blick auf den Zeitmesser erledigen kann.
Mehr Sicherheit und Genauigkeit dank fliegender Nullstellung
Kaum war die erste Flyback-Uhr erfunden, begleitete sie Richard Byrd, der 1929 erstmals den Südpol überflog. Wer die Rahmenbedingungen bei der frühen Fliegerei kennt, versteht seine Begeisterung. Borduhren fürs Handgelenk waren bedeutende Navigationsinstrumente. So aktivierte man beispielsweise beim Anblick eines markanten Orientierungspunktes den Chronographen, um den weiteren Flugverlauf sicher zu planen.
Bei Langstrecken war es notwendig, mehrmals Zeiträume zu stoppen. Selbst wenn man die drei Handgriffe fürs Nullstellen schnellstmöglich vollzog, summierten sich die dabei verlorenen Sekunden. Wer das nicht einkalkulierte, riskierte Navigationsfehler, die bei hoher Fluggeschwindigkeit fatal sein konnten. Denkbar war, das Ziel zu verfehlen oder den Treibstoffvorrat falsch einzuschätzen. Professionelle Flugpioniere berücksichtigten diese Differenzen mit komplizierten Berechnungsmethoden. Sie vereinfachten sich, als die Flyback-Funktion debütierte. Gleiches galt für Messungen in der Wissenschaft oder beim Militär, die sekundengenaue Präzision einforderten.
Die Initialzündung: Patent von Longines
Die Pionierarbeit leistete die Schweizer Marke Longines, die 1925 eine Flyback-Uhr vorstellte, die Piloten lobten. Rund zehn Jahre später ließ sie sich die Funktion patentieren, die das legendäre Kaliber L13ZN charakterisierte. Denn es ging um einen Meilenstein der Uhrmacherkunst mit novelliertem Werksdesign:
Die klassische Bauweise gibt vor, dass das relevante Werkselement ausgekuppelt sein muss, wenn der Chronograph bzw. die Zeiger auf die Nullposition gebracht wird. Bliebe es eingehakt, wären Schäden vorprogrammiert. Longines gelang es, einen Mechanismus zu integrieren, der das zwischenzeitliche Aus- und Einkuppeln für den Nullstellungsprozess innerhalb eines Augenblicks vornimmt. Er ist das Herzstück der Flyback-Funktion, die zu den anspruchsvollen Komplikationen zählt.
Zündende Ideen verfeinern – Blancpain Fifty Fathoms
Eine Marke sorgte 1996 fürs Comeback der Zusatzfunktion und pflegt sie bis heute – beispielsweise mit der Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback. Sie zeigt, dass die Komplikation auch beim Tauchen praktisch ist, wenn die Manufaktur eine Herausforderung meistert: Je mehr Bedienelemente es gibt, umso kniffliger ist es, eindringende Umwelteinflüsse abzuwehren. Die Mission gelang bei der schwarzen Blancpain Fifty Fathoms Bathyscaphe Chronographe Flyback mit 300-m-Wasserdichtheit, Keramikgehäuse und Segeltucharmband.
Erlebbare Uhrengeschichte – Chopard L.U.C. Chrono One Flyback
Die fliegende Nullstellung versteht sich oft als Tribut an die Uhrmachertradition. Dafür ist die Chopard L.U.C. Chrono One Flyback ein Paradebeispiel. Für eine authentische Hommage rückte der Premiumhersteller bei der limitierten Edition von seiner Vorliebe für Gold ab. Der Automatikchronograph bekennt sich zur Titanlegierung, die bei der Luftfahrt eine Rolle spielt. So schlägt das Uhrendesign eine Brücke zur Fliegerei, für die man die Flyback-Funktion entwickelte. Das khakifarbene Zifferblatt und hellbraune Lederarmband verstärken den Vintage-Charme.
Frischer Wind für Bewährtes – Hublot Big Bang Unico Gourmet 42 mm
Erst 1980 debütierte die Nobelmarke mit Sitz in Nyon. Die Relevanz der Flyback-Funktion hatte sich zu dem Zeitpunkt längst relativiert. Der Ehrgeiz und die Liebe zum kontrastreichen Design stecken hinter der Idee, der farbenfrohen Hublot Big Bang Unico Summer Purple 42 und der Unico Gourmet die Uhrenkomplikation zu gönnen. Sie beweist, dass sich unkonventionelle Herangehensweisen und traditionelle Handwerkskunst nicht widersprechen. Gleiches gilt fürs eingebaute Chronographenwerk: Es hebt sich mit dem doppelten Kupplungssystem und dem Säulenrad auf der transparenten Zifferblattseite vom Gewohnten ab.
Keineswegs vom Aussterben bedroht – Chronographen mit Flyback-Funktion
Flugzeug, Forschung oder Profisport: Längst gibt es Messinstrumente, die mechanische Flyback-Armbanduhren hinsichtlich Genauigkeit und Funktionalität überbieten. Abgesehen von einer kurzen Pause während der Quarzkrise hat sich der Chronograph-Zusatzmechanismus trotzdem gehalten. Wer dafür einen Faible hat, wird von ambitionierten Uhrenherstellern facettenreich bedacht, zum Beispiel:
- Audemars Piguet Code 11.59 Ultra-Complication Universelle (RD#4)
- Breguet Type 20 Chronographe 2057
- Frederique Constante Chronograph Manufakture Flyback-Uhren
- Hublot Big Bang Unico Summer Purple 42 Sonderedition
- Hublot Big Bang Unico Gourmet 42-mm
- Longines Spirit Flyback
- Patek Philipp 5935A Weltzeituhr
- Raymond Weil Freelancer Pilot
- Rolex Yacht-Master II Segelsportuhr
- Tag Heuer Monza Flyback-Uhren
- Zenith Pilot Big Date
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