Der Markt für gebrauchte Zeitanzeiger ist riesig und erfreut sich aus guten Gründen einer hohen Beliebtheit: Nicht nur bietet er dramatisches Einsparpotential bei der eigenen Traumuhr, sondern rückt auch High-End-Marken wie Breguet oder Blancpain in greifbare Nähe und erlaubt den Zugang zu längst eingestellten Modellen. Doch auch Risiken wie versteckte Mängel oder Wucherpreise sind hier an der Tagesordnung. Wie verraten die wichtigsten Ratschläge für einen erfolgreichen Gebrauchtkauf.
Essenziell: Die Reputation des Händlers
Die traurige Wahrheit lautet, dass selbst erfahrene Uhrenliebhaber regelmäßig auf die Machenschaften betrügerischer Händler hereinfallen. Sie glauben den schönen Fotos, perfekten Beschreibungen und scheinbar kompletten Lieferumfängen, obwohl hinter der Fassade häufig Photoshop, trickreiche Autoren und gefälschte Papiere stecken. Manche dieser täuschenden Inserate sind so überzeugend, dass keine realistische Möglichkeit zur Erkennung des Betrugs besteht.
Daher lautet unsere Regel Nummer eins: Achten Sie auf die Reputation des Händlers! Wer seit vielen Jahren Gebrauchtuhren vertreibt, eigene Uhrmacher zur Qualitätskontrolle engagiert und hunderte, wenn nicht gar tausende positive Bewertungen vorweisen kann, wird sein hart erarbeitetes Ansehen wohl kaum beim nächsten Verkauf aufs Spiel setzen. Und sollte doch einmal etwas schieflaufen, werden die Unannehmlichkeiten durch einen vernünftigen Service und eine transparente Kommunikation aus dem Weg geräumt.
“Certified Pre-owned” – mehr Sicherheit durch zertifizierte Uhren
Egal ob Rolex, Breitling oder Omega: Immer häufiger liest man im Zusammenhang mit Gebrauchtuhren den Begriff “Certified Pre-owned”, den viele Online-Händler wie beispielsweise Uhrinstinkt verwenden. Dabei handelt es sich um ein Qualitätssiegel, das die Untersuchung des Zeitanzeigers durch einen erfahrenen Uhrenexperten bestätigt. Im Rahmen dieser Behandlung sollte nicht nur die Verifizierung der Echtheit, sondern auch eine vollständige Überholung des Uhrwerks erfolgen.
Gegebenenfalls erforderliche Polituren müssen so ausgeführt werden, dass der Originalschliff erhalten bleibt. Dieser Aufwand hat natürlich seinen Preis, sodass zertifizierte Uhren in der Regel nicht die größten Schnäppchen sind. Im Gegenzug bieten sie eine hohe Sicherheit vor Enttäuschungen und klare Gewissheit über den Zustand des Modells.
Dazu gehört auch, dass der Händler eventuelle Mängel wie etwa Kratzer deutlich kommuniziert und in der Preisgestaltung berücksichtigt. Um ein möglichst akkurates Bild vom Verkäufer zu erhalten, raten wir zum Stellen einer oder mehrerer Fragen – freundliche, kompetente und schnelle Antworten verstärken den Eindruck einer seriösen Quelle.
Box und Papiere: Wie wichtig ist der Lieferumfang?
Von Tissot bis Tudor, von Maurice Lacroix bis Longines: Im Neuzustand werden alle Zeitanzeiger mit einer Originalbox und Papieren zum Nachweis der Historie ausgeliefert. Bei Gebrauchtuhren fehlen diese Komponenten häufig und es stellt sich die Frage nach ihrer Notwendigkeit.
Unsere Antwort darauf: Obwohl Papiere nützliche Informationen zu Vorbesitzern, Wartungen und eventuellen Mängeln bereitstellen können, sind sie im Falle eines vertrauenswürdigen Händlers wie Uhrinstinkt kein Muss. Dank seiner Expertise ist er in der Lage, trotz fehlender Unterlagen ein exaktes Bild vom Zustand der Uhr zu erhalten und dieses an den Kunden weiterzugeben.
Wichtig ist aber, dass der Verzicht auf Boxen oder Papiere eine preisliche Ersparnis gegenüber einem gleichwertigen Modell mit vollem Lieferumfang bedeutet. Um die Fairness eines Angebots von Gebrauchtuhren erkennen zu können, muss man die betreffende Marke eigenständig studieren und über aktuelle Preisentwicklungen informiert sein.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis
Dass diese Entwicklungen maßgeblich von der Marktlage getrieben werden, ist eine zentrale Erkenntnis bei Gebrauchtuhren. Nicht Markenname, Material oder Neupreis, sondern die Begehrtheit entscheidet über den Kaufpreis einer Referenz.
So kann es sein, dass eine goldene, aufwendig handgefertigte Breguet Tradition mit einem Neupreis von 26.000 Euro nach zehn Jahren nur noch die Hälfte kostet, während stählerne Rolex-Klassiker wie etwa die Ref. 16610LV “Kermit” einen massiven Wertzuwachs auf über 20.000 Euro erfahren. Wer eine gebrauchte Uhr verkaufen oder kaufen möchte, muss sich dieser Unabhängigkeit von Preisen und Qualitätsstandards bewusst sein und sollte eine umfangreiche Recherche des gewünschten Modells betreiben.
Das gilt insbesondere für gebrauchte Uhren von höherpreisigen Marken wie Omega, Breitling oder Tudor. Günstigere Editionen von Tissot, Longines und Maurice Lacroix unterliegen hingegen nur geringen Preisschwankungen und bergen kaum finanzielle Risiken.
Pflege und Folgekosten beim Kauf berücksichtigen
Stichwort Risiken: Anfangs erwähnten wir, dass Gebrauchtuhren eine wunderbare Möglichkeit zum Einstieg in die Haute Horlogerie sind. Denn mal ehrlich, welcher Enthusiast träumt nicht von Spitzenmarken wie Patek Philippe, von massiven Platingehäusen oder von High-End-Komplikationen wie ewigen Kalendern oder Tourbillons? Stehen diese Meisterwerke zum Bruchteil ihres Neupreises zum Verkauf und passen plötzlich ins eigene Budget, wird die Verlockung unerträglich.
Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten sich Interessenten im Voraus über die Wartungs- und eventuelle Reparaturkosten informieren – gerade in der Luxusklasse relevante Faktoren von Gebrauchtuhren. Möchte man eine gebrauchte Uhr kaufen, empfiehlt sich darüber hinaus ein vorheriges Studium ihrer Komplikationen: Fehler wie das Vorstellen eines festprogrammierten ewigen Kalenders oder das Herausziehen der Krone während des Erklingens einer Minutenrepetition können gewaltige Schäden verursachen.
Die Absicht: Hobby oder Spekulation?
Welche Bedeutung man Faktoren wie der Marktsituation, Folgekosten oder dem Lieferumfang beim Kauf von Gebrauchtuhren zumisst, hängt wesentlich von der Kaufintention ab.
Steht der Wertzuwachs im Vordergrund, wird die Marktlage umso wichtiger und Folgekosten beziehungsweise Risiken aufgrund der sicheren Aufbewahrung im Tresor eher zweitrangig. Letztere Aspekte rücken beim Hobbykauf in den Fokus, wo emotionale Argumente wie etwa Ästhetik, Historie oder Markenname überwiegen.
In allen Fällen gilt: Wer Zeitanzeiger bei seriösen Händlern kauft und gut informiert ist, reduziert die Gefahr eines Fehlgriffs auf ein Minimum und kann alle Vorzüge des Gebrauchtmarktes auskosten.