« Metalle und ihre Verwendung im Luxusuhrensegment »
Für die Herstellung von Gehäusen und Armbändern für Luxusuhren werden oft besonders hochwertige Materialien verwendet. Edelstahl gilt dabei heute als Mindeststandard und wird nicht nur für Luxusuhren, sondern auch in nahezu allen anderen Preissegmenten eingesetzt. Darüber hinaus gibt es jedoch auch zahlreiche Uhren, bei denen die Gehäuse und teilweise auch die Armbänder aus Edelmetallen wie Platin oder Gold gefertigt sind. Wir geben einen Überblick über die verschiedenen Materialien und deren Besonderheiten.
Materialien für Uhrengehäuse – ein kurzer Blick in die Geschichte
Das Gehäuse einer Uhr erfüllt eine wichtige Funktion: Es schützt die empfindliche Technik im Inneren vor schädlichen Umweltweinflüssen wie Staub und Feuchtigkeit. Bei ortsfesten Zeitanzeigern wie Tisch- oder Wanduhren besteht das Gehäuse traditionell meist aus Holz, Stahl(-blech), verchromtem Messing, vergoldeter Bronze, Kunststoff oder Glas. Bei der Wahl des Materials für das Uhrengehäuse einer Armbanduhr oder Taschenuhr ist besonders auf dessen Stoßfestigkeit zu achten. Deshalb kommen hier heute vor allem Edelstahl, Titan, Edelmetalle sowie in einigen Fällen auch Kunststoffe zum Einsatz.
Die im 18. und 19. Jahrhundert hergestellten Taschenuhren erhielten in der Regel Gehäuse aus Silber- oder Goldlegierungen. Als in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts immer mehr Armbanduhren nachgefragt und zunehmend in industrieller Fertigung produziert wurden, kamen für deren Gehäuse “neue” Materialien wie rostfreier Stahl und Aluminium in Gebrauch. Im Luxussegment wurden und werden jedoch weiterhin Gehäuse aus verschiedenen Goldlegierungen sowie aus Platin eingesetzt.
Nachdem die technologischen Voraussetzungen dafür geschaffen waren, hat zudem Titan seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Material für Uhrengehäuse immer mehr an Bedeutung gewonnen. Darüber hinaus kamen Uhrengehäuse aus Keramik sowie aus verschiedenen Kunststoffen auf den Markt, wobei Letztere bis auf einige Ausnahmen nicht im Luxussegment, sondern eher bei preisgünstigen Mode- und Kinderuhren sowie zum Teil auch bei Sport- und Freizeituhren anzutreffen sind.
Edelstahluhren – die heute am weitesten verbreitete Gehäusevariante
Die meisten Uhrengehäuse von Armbanduhren bestehen heute aus Edelstahl, richtige Golduhren sind eher selten geworden. In der metallurgischen Fachsprache bezeichnet Edelstahl eigentlich nur Stähle mit einem besonders hohen Reinheitsgrad, und zwar unabhängig davon, ob sie nichtrostend sind oder nicht. Im Alltag wird er jedoch meist als Synonym für rostfreien Stahl verwendet. Dabei handelt es sich um Stahlsorten, die sich durch ihre Korrosions- und Säurebeständigkeit auszeichnen. Entsprechende Patente wurden in Deutschland und im angelsächsischen Raum 1912 beziehungsweise 1913 angemeldet und jeweils sechs Jahre später erteilt. Bereits 1908 hatte die Germaniawerft für Krupp eine Yacht unter Verwendung von rostfreiem Stahl gebaut, doch dauerte es noch einige Zeit, bis das neue Material auch in industriellem Maßstab kostengünstig hergestellt werden konnte.
Edelstahluhren sind aufgrund ihrer Materialeigenschaften nicht nur robust gegen Stöße und andere mechanische Beanspruchungen, sondern werden an ihren Oberflächen auch nicht durch Schweiß angegriffen oder verfärbt. Daher wird oftmals nicht nur das Uhrengehäuse, sondern auch das gesamte Armband inklusive der Schließe aus Edelstahl hergestellt.
Edelstahluhren mit Armbändern aus demselben Material finden sich besonders häufig in sportlichen Modellinien. Die Oberflächen von Edelstählen weisen statt des ursprünglichen silbrigen Metalltons des Materials gelegentlich andere Farbtöne auf, die durch entsprechende Beschichtungen erreicht werden.
So können Edelstahluhren beispielsweise durchaus schwarze, goldfarbene oder kupferfarbene Oberflächen haben und aussehen wie echte Golduhren.
Golduhren – Luxusuhren der Spitzenklasse
Golduhren sind für viele Uhrenliebhaber der Inbegriff von Luxusuhren schlechthin. Das gilt jedenfalls dann, wenn das Uhrengehäuse nicht nur einen goldenen Farbton aufweist, sondern tatsächlich aus einer massiven Goldlegierung hergestellt ist. Schon in der Antike wurde Gold wegen seiner ästhetischen Wirkungen ebenso geschätzt wie wegen seiner Beständigkeit. Allein schon aufgrund ihres Materialwertes gehören echte Golduhren preislich jeweils zum Spitzensegment der verschiedenen Uhrenmanufakturen. Herrenuhren mit relativ flachen Goldgehäusen und moderaten Abmessungen werden besonders gerne als Dresswatches zum eleganten Businessoutfit oder zur Abendgarderobe getragen und dabei überwiegend mit Armbändern aus feinem Kalbsleder oder exotischen Lederarten kombiniert.
Darüber hinaus gibt es in vielen Kollektionen renommierter Uhrenhersteller Golduhren, die wahlweise mit Lederbändern oder mit Armbändern aus Gold erhältlich sind. Klassische Golduhren werden meist aus Gelbgold gefertigt, doch Roségold und Weißgold haben inzwischen unter Uhrenkäufern ebenfalls eine beträchtliche Anhängerschaft. Aufgrund seiner mechanischen Eigenschaften wird Gold für Uhrengehäuse, Schmuck und ähnliche Zwecke nicht in reiner Form, sondern stets legiert verwendet. Je nachdem, welche anderen Bestandteile die Legierung neben dem Gold enthält und in welchem mengenmäßigen Verhältnis diese zueinander stehen, lassen sich bestimmte Eigenschaften der Legierung wie die Härte oder der Farbton variieren.
Traditionell wurde Gold mit Silber und Kupfer legiert, wobei ein höherer Kupferanteil einen wärmeren Gelbton bis hin zu einem Roséton erzeugt, während ein höherer Silberanteil einen kühleren, helleren Gelbton ergibt.
Inzwischen gibt es darüber hinaus jedoch eine Reihe von Goldlegierungen, denen noch weitere Metalle wie Cadmium, Gallium, Iridium, Nickel, Platin, Zinn oder Zink zugesetzt werden, um bestimmte spezifische Materialeigenschaften zu erreichen.
Platinuhren – edle Exoten im Luxussegment
Platin und Gold sind die wertvollsten Edelmetalle. Aktuell liegt der Goldpreis zwar höher, doch in der Vergangenheit gab es schon Phasen, in denen der Platinpreis über längere Zeit die Spitzenposition unter den Edelmetallpreisen innehatte. Da das Metall in seiner reinen Form wie Gold zu weich wäre, wird es in Form von Legierungen verwendet.
Eigenschaften wie Korrosionsbeständigkeit, Schmiedbarkeit, Anlaufbeständigkeit und hohe Haltbarkeit machen es zu einem begehrten und zudem seltenen Werkstoff für die Uhren- und Schmuckindustrie. Dabei kommen vor allem Legierungen mit 96-prozentigem Platinanteil sowie vier Prozent Palladium beziehungsweise Kupfer zum Einsatz. Für die kupferhaltige Variante ist deshalb oft die Bezeichnung Juwelierplatin gebräuchlich. Äußerlich unterscheiden sich Platinuhren nur wenig von Edelstahluhren oder von Uhren aus Weißgold, wenngleich der weiß-graue Ton von Platinlegierungen mitunter etwas anders wirken kann. In einigen Fällen, so etwa bei einigen Rolex Yacht-Master oder Yacht-Master 2, werden auch Platinelemente und Edelstahlgehäuse miteinander kombiniert.
Massive Platinuhren sind wegen des hohen Materialpreises ebenso ausschließlich im Top-Segment des Luxusuhrenmarktes anzutreffen wie Golduhren.
Bei einigen Platinuhren-Modellen handelt es sich um regelrechte Juwelierarbeiten, die mit wertvollen und zugleich schmückenden Beigaben wie einer mit Diamanten besetzten Lünette oder Edelsteinen als Indizes auf dem Zifferblatt versehen sind, so etwa bei einigen Top-Modellen der Rolex Day-Date oder Day-Date 40. Fehlen derartige Details, eignen sich Platinuhren allerdings in besonderem Maße für jene Käufer, die gerne eine besonders wertvolle Uhr besitzen möchten – und darin möglicherweise eine Art Kapitalanlage sehen -, gleichzeitig aber auf ein gewisses Understatement bedacht sind. Schließlich ist aufgrund des Farbtons nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen, welch wertvolles Instrument der Betreffende gerade an seinem Handgelenk trägt, denn es könnte sich ja ebenso gut um eine herkömmliche Edelstahluhr handeln.