Puristisch und ikonisch, gehört die Junghans Max Bill zu den wohl zeitlosesten Uhren aller Zeiten. Jetzt wurde die Ästhetik des deutschen Meisterstücks geehrt, denn der renommierte Red Dot Design Award 2018 geht an den Klassiker der Traditionsmarke. Die Auszeichnung gehört zu den begehrtesten Preisen weltweit – nur Produkte mit besonders hoher Gestaltungsqualität dürfen den roten Punkt tragen. Kritiker hingegen bemängeln eine zu hohe Menge an Auszeichnungen.
Was genau ist der Red Dot Award?
In seinen Grundzügen seit 1955 bestehend, ermittelt der Preis jährlich die bezüglich ihrer Designqualität besten Produkte. Er wird vom Design Zentrum Nordrhein-Westfalen e.V. ausgeschrieben und basiert auf dem Urteil einer internationalen Jury mit 40 Mitgliedern. Darunter befinden sich hauptsächlich Künstler, Professoren und andere Größen, die ein breites Verständnis sowie langjährige Erfahrung im Bereich Gestaltung besitzen.
Derzeit erfolgt die Vergabe der Auszeichnung in 48 Kategorien – Hersteller und Designer auf der ganzen Welt können gegen eine Gebühr ihre Werke einreichen und bewerten lassen.
Die Kategorien sind ebenso vielfältig wie die Bewertungskriterien. Neben klassischen Produkten wie Sitzmöbeln, Elektrogeräten oder eben Uhren werden auch speziellere Objekte ausgezeichnet – das Spektrum reicht von Bohrmaschinen über Duschköpfe bis hin zu Schreibwaren.
Zu den wichtigsten Kriterien der Jury zählen Innovationsgrad, Funktionalität und Langlebigkeit, insbesondere bei Alltagsgegenständen aber auch Ergonomie und ökologische Verträglichkeit. Die Vergabe des Red Dot erfolgt in drei Abstufungen, wobei der “Best of the Best”-Preis nur für außergewöhnliche Innovationen vergeben wird. Als mittlere Stufe steht der gewöhnliche Red Dot Award, der auch an die Max Bill by Junghans vergeben wurde. Um gelungene Aspekte gestalterischer Arbeit zu würdigen, existiert als dritte Abstufung noch die sogenannte “Honourable Mention”.
Das legendäre Design der Junghans
Max Bill, ein Schweizer Architekt und Künstler, entwarf die gleichnamige Armbanduhr bereits im Jahr 1961. Heute, mehr als 50 Jahre später, wird die Serie immer noch beinahe unverändert hergestellt und steht wie keine andere für die Traditionsmarke aus dem baden-württembergischen Schramberg.
Besonders hervorstechend ist das puristische Zifferblatt, dessen abgerundete Ziffern eigens für den Zeitanzeiger entworfen wurden. Das gewölbte Glas, ein schlankes Gehäuse ohne Schnörkeleien und eine hervorragende Ablesbarkeit sind weitere Merkmale der stilvollen Max Bill by Junghans. Vielfalt ist ebenfalls eine prägende Eigenschaft der Reihe, denn der Klassiker steht in diversen Ausführungen zur Wahl.
Neben Quarz- und Automatikmodellen ist mit der innovativen Max Bill Mega auch eine Funkuhr im Programm, sogar Tisch- und Wanduhren tragen das Design. Passend zur Auszeichnung mit dem Red Dot Design Award 2018 präsentiert die Manufaktur eine neue Edition; sie ist in Sandgold gehalten und stellt eine farbliche Interpretation des Originals von 1961 dar. Mit dezenten Gold- und Grautönen betont sie den minimalistischen Stil der Kollektion, das graue Armband rückt den typischen Bauhausstil gekonnt in den Vordergrund.
Junghans – Brücke zwischen Tradition und Moderne
Angesichts dieses ausgeprägten Stil- und Traditionsbewusstseins verwundert die Auszeichnung mit dem Red Dot Award also nicht. Liebe zum Detail, technologischer Fortschritt und höchste Ansprüche an Design und Qualität gehören ohnehin zum Kern der Marke, die 1861 im Schramberg gegründet wurde. Sie entwickelte sich in den Jahrzehnten nach der Gründung zum größten Uhrenhersteller der Welt, über 3000 Beschäftigte im Jahr 1903 sprachen für sich.
Auch das 20. Jahrhundert sollte Erfolg bringen: Zu Beginn der 1950er-Jahre größter Hersteller von Chronometern in Deutschland, etablierte Junghans als offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele 1972 neue Standards in Sachen Präzision. Im Verlauf der 1980er-Jahre gelang der Marke mit der Entwicklung der ersten kommerziellen Funkuhr ein Geniestreich – noch vor der Jahrtausendwende fand die Technologie Einzug in den Armbanduhren. Damit ist die Max Bill by Junghans Teil einer Geschichte, die die ganze Uhrenwelt geprägt hat.
Dieses Maß an Innovationskraft wurde bei der Vergabe des Red Dot Award ebenso berücksichtigt wie das Design der Uhr – ihre Bedeutung für die Branche ist höher als die der meisten anderen Zeitanzeiger. 2018 traten über 6300 Produkte von Designern und Herstellern weltweit an, um mit dem Preis geehrt zu werden. Dass die Max Bill hinsichtlich dieser starken Konkurrenz gewinnen konnte, unterstreicht nochmals die Wichtigkeit des Modells und der gesamten Marke.
Red Dot Award – wie hoch ist die Aussagekraft?
Trotz des allgemein hohen Ansehens des Preises steht er, wie auch viele andere Auszeichnungen, regelmäßig in der Kritik. Vor allem die Glaubwürdigkeit wird angezweifelt, da jährlich relativ viele Red Dots in jeder Kategorie vergeben werden. Der Vorwurf einiger Kritiker lautet, das hinter dem Award stehende Unternehmen vergebe aus Gründen der Profitabilität absichtlich viele Preise. Ein nachvollziehbarer Einwand, betrachtet man die Struktur der Vergabe:
Je mehr Teilnehmer antreten, desto mehr Gebühren werden eingenommen. Und gute Chancen auf einen Gewinn steigern wiederum den Anreiz zur Teilnahme.
Letztendlich liegt es in der Betrachtung jedes Einzelnen, welchen Stellenwert derartige Auszeichnungen haben. Fakt ist jedoch, dass beim Red Dot Design Award eine relativ große und zudem unabhängige Jury mitwirkt, deren Mitglieder keinen finanziellen Vorteil aus einer möglichst großen Gewinnerzahl ziehen. Die Auszeichnung der Max Bill by Junghans bedeutet die Anerkennung eines einzigartigen, für die Uhrenindustrie prägenden Designs und zeigt, dass Zeitlosigkeit aus dem Jahr 1961 problemlos mit den Kreationen des 21. Jahrhunderts mithalten kann. Ob man ein Design persönlich schön findet, hängt doch ohnehin nicht von Auszeichnungen ab.