« Sonderedition ehrt 100. Jubiläum des spektakulären Industriegebäudes »
Terrassenbau? Ja, Sie haben richtig gehört: Terrassenbau! So lautet tatsächlich der Name der neuesten limitierten Sonderedition von Junghans. Was zunächst etwas merkwürdig klingen mag, erschließt sich bei einem Blick auf die Firmengeschichte. Denn dieses Uhrenmodell ist dem ganz besonderen Industriebau gleichen Namens gewidmet, der untrennbar mit der Entwicklung der Marke verbunden ist.
Ehrung für einen spektakulären Industriebau – und einen fast vergessenen Architekten
“Terrassenbau” ist sicherlich nicht unbedingt das, was Uhrenkenner als Modellbezeichnung für einen schlanken, eleganten Chronographen im Stile einer vom Bauhaus und von Max Bill geprägten Designtradition erwarten würde. Doch es handelt sich hierbei um eine limitierte Sonderedition, mit der die Marke Junghans das hundertjährige Bestehen eines ihrer wichtigsten Gebäude feiert.
Um die Bedeutung dieses Bauwerkes ermessen zu können, bedarf es einiger Hintergrundinformationen. Denn zum einen hat sich die Situation des Unternehmens am Markt im Laufe des vergangenen Jahrhunderts grundlegend geändert, und zum anderen gehört der Schöpfer des Terrassenbaus zwar zu den wohl produktivsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Architekten seiner Zeit, ist aber von Architektenkollegen und von der Architekturgeschichtsschreibung nur relativ wenig zur Kenntnis genommen worden. Junghans Uhren aus diese Kollektion verstehen sich hingegen als Hommage und Ehrerweisung architektonischer Schöpfungskraft.
Ein Blick in die Geschichte: Weltmarktführer auf Expansionskurs
Die in Schramberg im Schwarzwald ansässige Uhrenmanufaktur Junghans befand sich um das Jahr 1900 herum auf einem starken Expansionskurs. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Unternehmen für einige Zeit sogar der größte Uhrenhersteller der Welt. Die Zahl der im Unternehmen Beschäftigten stieg bis auf über 3.000 Personen an. Pro Jahr wurden mehr als drei Millionen Uhren hergestellt. Die große weltweite Nachfrage nach den Uhren des Herstellers ließ nicht nur die Beschäftigtenzahl steigen, sondern auch den Bedarf an Produktions- und Büroflächen. Da das Tal, in dem Schramberg liegt, zu dieser Zeit bereits relativ dicht bebaut war, entschied man sich für einen Neubau in Hanglage oberhalb des bereits bestehenden Betriebsgeländes. Dieser Terrassenbau wurde in den Jahren 1916 bis 1918 realisiert und sollte für viele Jahrzehnte das Herzstück der weltbekannten Schramberger Uhrenfabrik werden.
Philipp Jakob Manz – ein großer Unbekannter der Architekturgeschichte
Mit den Entwürfen für das neue Betriebsgebäude wurde Philipp Jakob Manz (1861-1936) beauftragt. Nach dem Tod seiner Mutter war dieser im Alter von 14 Jahren gemeinsam mit seinem Vater nach Stuttgart gekommen, wo er eine Lehre als Maurer und Steinhauer begann. Als Sechzehnjähriger nahm er parallel zu seiner Lehre ein Architektur- und Bauhandwerksstudium an der Königlichen Württembergischen Baugewerkschule Stuttgart auf, das durch eine besonders enge Verbindung von theoretischer und praktischer Ausbildung gekennzeichnet war.
Einer seiner prägendsten Lehrer war Otto Tafel, der bei seinen Entwürfen im Unterschied zum damals vorherrschenden Historismus eher auf Beweglichkeit, Offenheit und Vielseitigkeit setzte und damit im Bereich der Fabrikarchitektur und Ingenieurbaukunst beachtlichen Erfolg verbuchte. Manz arbeitete für insgesamt zehn Jahre im Architekturbüro seines Lehrers mit und war dort an mehreren größeren Entwürfen beteiligt, bevor er schließlich mit 30 Jahren sein eigenes Architekturbüro gründete. Mit Entwürfen für verschiedene Fabrikgebäude erwarb er sich schnell eine hervorragende Reputation als erfolgreicher Industriearchitekt. Der Terrassenbau ist stellvertretend für eine Vielzahl ideenreicher Entwürfe.
Industriebau-Pionier und “Blitzarchitekt”
1905 errichtete Manz eine Dependance seines Büros in Wien und dehnte seinen Tätigkeitsradius von Württemberg auf Bayern, Baden, Österreich-Ungarn und Schlesien aus. Noch heute sind seine Bauten in ganz Mitteleuropa zu finden, so beispielsweise in Frankreich, Österreich, Polen, Tschechien und Ungarn. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag jedoch immer im Südwesten von Deutschland. Die Produktivität war enorm: Bis zu 100 Architekten entwarfen hier jährlich etwa achtzig bis hundert Bauten. Seit den 1890er Jahren war das Büro von Manz das größte Industriebau-Büro Deutschlands, bis während des Ersten Weltkriegs ein drastischer Auftragsrückgang einsetzte. Wesentliche Erfolgsfaktoren von Manz waren sein lebhaftes Interesse an Rationalisierung sowie die zügige Realisierung der von ihm betreuten Bauvorhaben. Dieses Vorgehen brachte ihm den anerkennenden Beinamen “Blitzarchitekt” ein.
Schon zu Lebzeiten standen für den Architekten beruflicher Erfolg und sein enormes Werk in bemerkenswertem Gegensatz zu der Tatsache, dass er von der zeitgenössischen deutschen Architekturkritik sowie von seinen Architektenkollegen kaum beachtet wurde. Inzwischen ist man sich zumindest darüber einig, dass seine tatsächliche Bedeutung für die Geschichte des Industriebaus sowie seine Pionierrolle auf diesem Gebiet in Deutschland stark unterschätzt werden.
Der Junghans-Terrassenbau: optimale Nutzung von Geländeprofil und Lichteinfall
Natürlich ist es einfacher, ein Gebäude auf ebenem Baugrund zu errichten. Dass für den benötigten Neubau nur ein Baugrundstück in Hanglage infrage kam, war für Philipp Jakob Manz allerdings kein Problem. Vielmehr wusste er diesen Umstand in einen Vorteil für seinen Entwurf – und vor allem für die künftigen Nutzer des Gebäudes – umzumünzen. Er errichtete direkt am Hang ein neunstufiges Gebäude, das sich nicht nur gut an das Geländeprofil anpasst, sondern durch seine Terrassenstruktur auch optimale Lichtverhältnisse im Inneren bietet.
Heute gilt der Terrassenbau in Schramberg nicht nur als eines der Meisterwerke von Manz, sondern zugleich als eines der spektakulärsten Industriegebäude in Hanglage weltweit.
Innerhalb von weniger als zwei Jahren fertiggestellt, bot er ab 1918 jedem darin tätigen Uhrmacher einen Arbeitsplatz mit direktem Tageslichteinfall. Insbesondere bei anspruchsvollen feinmechanischen Arbeiten stellte dies einen wesentlichen Vorteil gegenüber den damals zur Verfügung stehenden künstlichen Lichtquellen dar, einmal ganz abgesehen von der angenehmeren Atmosphäre, die sich durch die künstliche Beleuchtung ergibt.
Die Uhr zum Jubiläum
Für die limitierte Sonderauflage zum hundertjährigen Jubiläum des Bauwerkes wählte das Unternehmen die Junghans Meister Chronoscope aus, einen schlanken, eleganten Chronographen aus der Kollektion Junghans Meister, der in zwei Versionen angeboten wird. Die exklusivere Ausführung besitzt ein Gehäuse aus 18-karätigem Gold und wird lediglich in 100 Exemplaren gefertigt.
Die Gestaltung des champagnerfarbenen Zifferblattes mit seinen drei mattsilbernen Totalisatoren ist von den in Weiß und Beige gehaltenen Treppenaufgängen des Terrassenbaus inspiriert. Darüber hinaus gibt es noch eine Version mit Edelstahlgehäuse und matt versilbertem Zifferblatt, die auf 1.000 Stück limitiert ist.
Chronoscope mit raffinierten Details
Das Design der limitierten Jubiläumsuhren weist mehrere Bezüge zur Architektur des ikonischen Gebäudes auf. So spielt die Gestaltung der Minuterie beider Versionen der Junghans Meister Chronoscope Terrassenbau auf das Mäander-Design der originalen Wandverzierungen an, während sich der dunkelgrüne Farbton der Wandfliesen im Armband aus Alligatorleder wiederfindet.
Besonders beeindruckend ist die detailreiche Gravur auf dem Gehäuseboden, die einen Blick auf das spektakuläre Gebäude wiedergibt. Wie bereits seit den 1930er Jahren für die Meister-Linie üblich, zeichnet sich auch die Junghans Meister Chronoscope Terrassenbau durch harmonische Proportionen und ein ausgewogenes Zifferblattdesign aus.
Die Dimensionen sind mit einem Gehäusedurchmesser von 40,7 Millimetern für einen Chronographen durchaus moderat. Angetrieben wird die Jubiläumsuhr durch ein Automatikwerk des Kalibers J880.1 mit bis zu 48 Stunden Gangreserve.