« Dresswatch der 40er Jahre im Heritage Classic Anzug »
Melodische Jazzmusik, feine Abendgesellschaften und ein neues Freiheitsgefühl: Die zweite Hälfte der 40er Jahre markierte den Aufbruch in modernere und friedliche Zeiten. Als Hommage an diese Ära präsentiert Longines zwei neue Editionen seiner Heritage Linie, die wegen des Schwarz-Weiß-Kontrasts ihrer Zifferblätter den Beinamen Tuxedo tragen. Sowohl das Dreizeigermodell als auch der Chronograph sind eng an die historischen Originaluhren angelehnt und punkten mit einer hohen Liebe zum Detail.
Simplizität trifft Art déco: Die Dreizeigervariante
Blicken wir auf das Dreizeigermodell der neuen Longines Tuxedo (Ref. L2.330.4.93.0), so enthüllt sich eine spannende Mischung aus Art déco-Dresswatch und funktionaler Militäruhr. Eine Ambivalenz, die vor allem im Zifferblatt zum Ausdruck kommt: Während das opalisierend-silberfarbene Zentrum ein edles Schimmern abgibt, sorgt der mattschwarze Rand für eine nahezu perfekte Lesbarkeit der zwölf arabischen Ziffern. In Kombination mit den großen Stabzeigern für Stunde und Minute ergibt sich ein simples und fokussiertes Design, das einen Spagat zwischen Vergangenheit und Moderne vollzieht: So verfügt die Longines Tuxedo einerseits über die wirkungsvolle Super-LumiNova-Beschichtung des 21. Jahrhunderts, andererseits über eine kleine Sekunde mit dezentralem Zähler – ein historisch inspiriertes Detail. Hinzu kommt der ausdrückliche Verzicht auf eine Datumsanzeige, den wir für eine wichtige Entscheidung halten: Das kleine Fenster würde nicht nur vom Original aus 1945 abweichen, sondern auch die elegante Symmetrie der Dreizeigervariante ruinieren.
Stichwort Eleganz: Das 38,5 Millimeter große, oder besser gesagt kompakte Edelstahlgehäuse der Longines Tuxedo unterstreicht ihre Positionierung als Re-Edition ebenfalls gelungen. Erstens greift es die generell kompakteren Ausmaße historischer Dresswatches auf, zweitens erinnert die große Krone an den Handaufzug des Originals. Letzteren ersetzt die Longines Tuxedo durch das automatische Kaliber L893.5, welches auf dem ETA A31.501 basiert und neben 64 Stunden Gangreserve auch eine hochentwickelte Silizium-Spiralfeder zu bieten hat. Im Gegensatz zu den meisten modernen Editionen aus Saint-Imier verzichtet das Dreizeigermodell jedoch auf den typischen “Automatic”-Schriftzug im Zifferblatt, um eine stärkere Nähe zum 75 Jahre alten Vorbild zu schaffen. Zu diesem Ziel trägt auch der verschlossene Gehäuseboden bei, den das traditionelle Markenlogo der geflügelten Sanduhr ziert.
Seltene Tachymeterskala beim Chronographen
Wer es aufregender mag und eine Vorliebe für historische Komplikationen des Schweizer Herstellers besitzt, wird den Heritage Classic Chronograph der Longines Tuxedo (Ref. L2.830.4.93.0) präferieren. Sein Zifferblatt besitzt den gleichen Kontrast zwischen opaleszentem Silber und mattem Schwarz wie die Dreizeiger-Edition, wirkt durch die Einführung einer dritten Farbe – Mitternachtsblau – allerdings bissiger und spannender als beim kleinen Bruder. Der dunkle Blauton prägt nicht nur den großen Sekundenzeiger des Chronographen, sondern auch die Zähler der beiden Totalisatoren (kleine Sekunde bei drei Uhr sowie 30-Minuten-Zähler bei neun Uhr) und die äußere Tachymeterskala. Letztere gehört bei anderen Herstellern wie Omega oder TAG Heuer zum Tagesgeschäft, ist bei Longines allerdings eine Seltenheit und macht den Heritage Classic Chronograph zu einer Besonderheit innerhalb der Modellfamilie. Unabhängig davon gefallen uns die stimmigen Proportionen des Zifferblatts; nichts wirkt überladen, alle Unterteilungen, inklusive der Eisenbahnminuterie, sind am richtigen Platz.
Das Gehäuse der Heritage Classic Tuxedo ist mit 40 Millimetern etwas größer geraten als beim Dreizeigermodell, mutet aber ebenso stimmig an und besitzt mit der großen Krone dasselbe Charaktermerkmal. Im Innern arbeitet auch hier ein aktuelles Automatikwerk mit Siliziumspirale, genauer gesagt das Kaliber L895.5 auf Basis des ETA A31.L21. Seine Frequenz von 28.800 Halbschwingungen pro Stunde übertrifft die Schlagzahl von 25.200 der kleinen Longines Tuxedo, die Gangreserve liegt mit 54 Stunden leicht darunter. Preislich ist der Chronograph laut Hersteller bei 2.778 Euro angesiedelt.
Mehr als nur Dresswatches: Die Vielseitigkeit der Longines Tuxedo
Beide Modelle erscheinen an einem schwarzen Kalbslederband im Vintage-Stil, welches den klassischen Charakter der Tuxedo erfolgreich betont und eine passende Ergänzung zu den schwarzen Elementen des Zifferblatts darstellt. Im Gegensatz zu einem glänzenden Alligatorband wirkt es aber nicht übertrieben feierlich, sondern bringt die Positionierung der Heritage-Modelle zwischen reinen Dresswatches und alltagstauglichen Begleitern gut zum Ausdruck. Trotz ihres Namens und der Inspiration von gehobenen Abendgesellschaften der 40er können sie problemlos, wenn nicht sogar hervorragend in der Freizeit getragen werden und wirken dabei keineswegs fehl am Platze. Einziges Manko sind die schwachen 30 Meter Wasserdichtigkeit beider Modelle, sodass eine gewisse Achtsamkeit im alltäglichen Umgang ratsam ist. Immerhin wurde auf das empfindliche Plexiglas des vergangenen Jahrhunderts verzichtet und eine kratzfeste, wie entspiegelte Abdeckung aus Saphirglas verbaut.
Erfolgreiche Fortsetzung des Vintage-Trends?
Die neue Heritage Classic Tuxedo setzt eine langjährige Konzentration des Schweizer Herstellers auf die Wiederbelebung historischer Modelle fort. Ein Spezialgebiet, das die Marke mit der geflügelten Sanduhr besser beherrscht als die meisten ihrer Mitbewerber: Obwohl Reminiszenzen und Re-Editions generell anfällig für Fehlschläge sind und manchmal in seltsamen Mischungen aus Alt und Neu enden, konnte Longines bisher mit authentischen und originellen Neuauflagen überzeugen. Skin Diver, Legend Diver, die Lindbergh-Stundenwinkeluhr und die Weems Second-Setting Watch sind nur einige Beispiele für erfolgreiche Heritage Modelle aus Saint-Imier.
Unserer Ansicht nach wird sich auch die neue Longines Tuxedo in die Reihe der geglückten Neuauflagen einfügen: Eine starke Nähe zu den Originalmodellen, ein ausgewogenes Gesamtpaket und nicht zuletzt der schöne Bezug zum Zeitgeist der 40er machen die beiden Newcomer zu begehrenswerten Modellen. Wir sind schon gespannt, wie die nächste Bereicherung der Heritage-Familie aussehen wird.