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Das Aufkommen der Smartwatches dürfte derzeit einer der wichtigsten Trends am Uhrenmarkt sein und macht auch vor dem Luxussegment nicht Halt. Mit TAG Heuer und Breitling haben bereits zwei Hersteller aus der ersten Reige des Uhrenmarktes entsprechende Produkte lanciert. In diesem Beitrag stellen wir unseren Lesern die drei Luxus-Smartwatch-Modelle Breitling Exospace B55, die Frederique Constant Horological Smartwatch und TAG Heuer Connected etwas näher vor.
Avantgarde auch im Luxus-Smartwatch-Segment
Die Uhrenmanufaktur TAG Heuer pflegt bereits seit mehr als einhundert Jahren ein betont avantgardistisches Image.
Dies ist kein reines Marketing, sondern vielmehr in der beachtlichen Zahl an Innovationen und Patenten bergründet, mit denen das nach wie vor im Schweizerischen La Chaux-de-Fonds ansässige Unternehmen Uhrengeschichte geschrieben und den technischen Fortschritt der Branche maßgeblich mitgeprägt hat. So war es nicht besonders erstaunlich, dass sich gerade diese Marke als erster Hersteller aus dem Luxussegment an das Thema Smartwatch herangewagt und mit der TAG Heuer Connected Modular die erste “echte” Luxus-Smartwatch auf den Markt gebracht hat.
Als das erste Connected-Modell im November 2015 in New York präsentiert wurde, hatte Jean-Claude Biver die Situation mit einer Pokerrunde verglichen. Er sagte damals, er wolle sein Risiko überschaubar halten, aber trotzdem dabei sein.
Smartwatches waren zu diesem Zeitpunkt zwar keine absolute Neuheit mehr, doch bis dahin hatten sich eher Elektronik-Konzerne wie Apple, Samsung und andere mit dieser Produktkategorie befasst, während die Uhrenindustrie – insbesondere in der Schweiz – lange sehr zurückhaltend blieb.
Biver war damals klar, dass sein Unternehmen bei der Entwicklung einer eigenen Smartwatch in zeitlicher Hinsicht nicht mehr zur Avantgarde der Branche gehören würde. Umso mehr war ihm daran gelegen, im Hinblick auf die Produktmerkmale eine wirklich avantgardistische Lösung vorstellen zu können.
Luxus-Smartwatch auf Basis einer Kooperation mit Intel und Google
Das Resultat der daraufhin mit den beiden Partnern Intel und Google als Lieferanten der Elektronikkomponenten beziehungsweise der Android-Software eingegangenen Kooperation war denn auch keine herkömmliche Smartwatch, sondern eine Art Mikro-Computer im Gewand einer Luxusuhr. Die Rechenleistung von Intels “Atom Z34XX”-Prozessor würde – entsprechende Schnittstellen vorausgesetzt – ausreichen, um ihn mit Bildschirm und Tastatur wie einen kleinen Computer zu betreiben. Und wenngleich es nicht möglich ist, auf dem Touchscreen dieser Uhr zu schreiben, so lässt sie sich doch durch Befehle per Zuruf steuern.
Im Unterschied zu anderen Smartwatches zeigt die Connected selbst im Sparmodus kein schwarzes Display, sondern stets ein analoges Zifferblatt. Bei dessen Gestaltung haben die Besitzer dieser Uhren reichliche Wahlmöglichkeiten. Als Farbtöne stehen Schwarz, Weiß und Blau zur Auswahl, eine Drei-Zeiger-Uhr mit Tagesdatum ist ebenso möglich wie ein GMT-Display mit einem zusätzlichen 24-Stunden-Zeiger oder eine Chronographen-Version. Weitere Designs können per WiFi heruntergeladen werden. Die nächste Ebene, die smartphone-unabhängigen Funktionen wie Alarm, Stoppuhr und Timer vorbehalten ist, wird per Knopfdruck erreicht. Des Weiteren gibt es sensorgesteuerte Funktionen zur Geschwindigkeitsmessung und zur Schlafkontrolle sowie einen Activity-Tracker. Zudem können diverse Apps aus Googles Play Store installiert und verwendet werden. Die einzelnen Apps werden wahlweise in sektoralen Displays eingeblendet oder durch Berühren auf dem Touchscreen bildschirmfüllend dargestellt. Das Herunterladen von Apps und die Kommunikation mit Cloud-Lösungen funktionieren direkt via WiFi oder alternativ per Bluetooth über das Smartphone.
Das Gehäuse von TAG Heuers erster Luxus-Smartwatch ist mit einem Durchmesser von 46 Millimetern in etwa einem größeren Sportchronographen vergleichbar. Der Akku reicht geladen für bis zu 30 Stunden. Das aus Titan gefertigte Uhrengehäuse wird an einem in verschiedenen Farben erhältlichen Kautschukband mit Titan-Faltschließe getragen. Angesichts des im Vergleich zu anderen Smartwatches höheren Preises wurde die Connected von Anfang an mit einer besonderen Option angeboten. Jeder Käufer einer solchen Uhr erhielt die Möglichkeit, diese nach Ablauf der zweijährigen Garantiefrist gegen eine mechanische Uhr – eine ausschließlich diesem Zweck vorbehaltene Sonderedition der Carrera-Kollektion – einzutauschen.
Modell-Update im 2022: Connected Calibre E4
Mit der Connected Calibre E4 geht die TAG Heuer Smartwatch 2022 bereits in die vierte Generation. Die Gehäusegrößen wurden über die Generationen angepasst oder erweitert. Wählen können Kunden zwischen 42 mm und 45 mm. Aktualisiert wurden außerdem die Akkus und Prozessoren der Uhren. Letztendlich setzt man aber auf die bewährte Zusammenarbeit mit Google. Die Connected erweist sich damit als Wear-OS-Uhr mit bekanntem SoC. Diese ändern lediglich die eigenen Apps der Uhrenmanufaktur.
TAG Heuers Vorstoß in das Smartwatch-Segment entwickelte sich mit mehr als 50.000 verkauften Uhren relativ schnell zu einem Erfolg, was den Hersteller veranlasste, bereits nach weniger als anderthalb Jahren die zweite Generation der Connected auf den Markt zu bringen. Die im März 2017 erstmals vorgestellte Connected Modular 45 unterscheidet sich von ihrer Vorgängerin vor allem durch die deutlich erweiterten Individualisierungsmöglichkeiten, die das Innere der Uhr ebenso betreffen wie ihr Äußeres. So stehen sowohl für das Armband als auch für Gehäusekorpus, Bandanstöße und Lünette jeweils mehrere unterschiedliche Farb- und Materialvarianten zur Verfügung, die in unterschiedlichen Kombinationen erhältlich sind.
Das Gehäuse der Connected Modular 45 ist – wie bereits bei der Ursprungsversion – aus Titan hergestellt und hat einen Durchmesser von 45 Millimetern. In der Basisvariante wird das Modell mit einer Edelstahllünette und einem farbigen Kautschukband angeboten. Alternativ gibt es von TAG Heuers Luxus-Smartwatch verschiedene Versionen mit einer farbigen Aluminium-Lünette, bei denen die Käufer zwischen Armbändern aus schwarzem oder orangefarbenem Kautschuk, schwarzem Leder oder Titan wählen können. Zudem sind Versionen mit Keramiklünette, schwarzer Keramikbeschichtung der Bandanstöße oder verschiedenen Goldbeschichtungen sowie Diamantbesatz erhältlich.
Später können Armbänder, Schließen und Bandanstöße nachgekauft und dank einem einfachen Stecksystem jederzeit selbst ausgetauscht werden.
Zu den technischen Neuerungen der Connected gehört vor allem die GPS-Funktion, die nunmehr auch das Tracken sportlicher Aktivitäten ohne Smartphone erlaubt. Neu ist auch ein NFC-Chip für mobile Zahlungen über Android Pay. Verbessert wurden die Ablesbarkeit und die Bedienung ebenso wie der Funktionsumfang der Connected Modular. Das Saphirglas ist noch robuster und neben Nutzern von Android-Smartphones können iPhone-User nun ebenfalls auf alle verfügbaren Apps zugreifen.
Erweitert wurden zudem die Austauschmöglichkeiten des Uhrenmoduls. So können statt des Connected-Moduls nun wahlweise zwei mechanische Module verwendet werden. Im einen Fall handelt es sich um eine Drei-Zeiger-Version der Carrera Calibre 5, im anderen Fall um eine Carrera Calibre Heuer 02 Tourbillon.
Breitlings Luxus-Smartwatch für Piloten
Die Grenchener Uhrenmanufaktur Breitling steht in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem für hochwertige Fliegerchronographen. Die traditionell enge Verbindung der Marke zur Luftfahrt ist auch beim Konzept ihrer ersten Luxus-Smartwatch nicht zu übersehen. Im Unterschied zu TAG Heuers Offerten in diesem Segment wird dem Käufer einer Breitling Exospace B55 Connected keine Luxus-Smartwatch mit einer mechanischen Alternative angeboten, sondern ein Instrument, das organisch aus einer hochpräzisen Quarzuhr für Piloten weiterentwickelt wurde.
Das zeigt sich bereits beim Antrieb der Uhr, den Breitlings exklusives SuperQuartz-Kaliber übernimmt, das über eine Reihe von Funktionen verfügt, die speziell auf die Bedürfnisse von Piloten zugeschnitten sind. Dabei sorgt die Möglichkeit, sich mit dem Smartphone zu verbinden, zu einer besonders hohen Benutzerfreundlichkeit der Uhr. So kann das Smartphone genutzt werden, um bestimmte Einstellungen an der Exospace vorzunehmen, und umgekehrt lassen sich mithilfe des Chronographen gemessene Resultate an das Smartphone übermitteln und auf dessen Display verschiedene Meldungen anzeigen. Dabei ist Breitlings Exospace selbst nicht mit dem Internet verbunden, sondern kommuniziert lediglich mit dem Smartphone.
Insofern stellt sie keine Smartwatch im herkömmlichen Sinne dar, sondern vielmehr eine besonders hochwertige und mit zahlreichen Funktionen ausgestattete Fliegeruhr, die auch jenseits von Piste und Cockpit ihre Liebhaber finden dürfte.
Ihren Nutzern bietet sie eine klassische Flyback-Chronographenfunktion, ein elektronisches Tachometer, einen ewigen Kalender mit Wochenanzeige, einen Timer, einen Sieben-Tages-Alarmwecker und eine Anzeige für die UTC-Universalzeit. Piloten können die Exospace B55 zudem verwenden, um wichtige Daten für ihr Logbuch auf möglichst einfache Weise zu erfassen und später bequem weiterzuverarbeiten.
Dazu zählen beispielsweise Zeiten für das Verlassen beziehungsweise Erreichen der Parkposition, Start- und Landezeiten sowie Flugdauern. Im Chronoflight-Modus dieser besonderen Luxus-Smartwatch lassen sich all diese Angaben mittels Drücker registrieren und anschließend per App via Smartphone übertragen.
Die erste echte Luxus-Smartwatch? – Frederique Constant Horological Smartwatch
Einen anderen Weg beschreitet die Frederique Constant Horological Smartwatch in vielerlei Hinsicht. Der Ansatz, ein Display ins Zifferblatt zu integrieren und dann nicht die ganze Uhr digital dazustellen unterscheidet die Horological Smartwatch von der Tag Heuer Connected. Smartwatch Elemente werden in der unteren Hälfte des Zifferblatts in passender Größe dargestellt. Der Vorteil: Es bleibt mehr Platz für Luxus. So schätzen Kunden die physischen Zeiger Uhr, müssen die Funktionen einer Smartwatch aber nicht missen. Die edelsten Materialien verknüpft die Tradition Schweizer Uhrmacher mit den neusten Silicon Valley Technologien. Die Horological Smartwatch unterscheidet außerdem erstmals zwischen Damen Smartwatch und Herren Smartwatch gänzlich in der Gestaltung und Größe. Varianten mit 36 mm und 42 mm Umfang stehen zur Auswahl. Ist das Zifferblatt ein Display, fällt die Unterscheidung zwischen Damen – und Herrenuhr natürlich schwerer als hier.
Luxuriös ist das kleinere Display und das klassische Quarzwerk auch in Sachen Akku. Die Frederique Constant Horological Smartwatch läuft mit einer Uhrenbatterie, die 2 Jahre halten soll unabhängig vom Akku der Uhr. Der verrichtet bis zu 11 Tage seinen Dienst mit einer Ladung. Wer also in erster Linie eine Dresswatch sucht, die Smartwatch Funktionen erfüllt, wird die Frederique Constant Horological Smartwatch wundervoll finden. Für Technikfreunde mit Liebe zur Horologie und Ihren schillernden Marken ist die Tag Heuer Connected hingegen wie gemacht. Golf-Freunden möchten wir zuletzt die limitierte Connected Golf Edition besonders ans Herz legen.