« Das Uhrenarmband aus Kautschuk erobert das Luxussegment »
Die meisten Luxusuhren werden an Armbändern aus Edelstahl, Gold oder hochwertigem Leder getragen. Doch daneben sind im Luxussegment seit einigen Jahren immer häufiger Uhren anzutreffen, deren Uhrenarmband aus Kautschuk oder Silikon besteht. In einigen Fällen werden die betreffenden Zeitanzeiger sogar ausschließlich mit einem solchen Band ausgeliefert, in anderen ist das Kautschuk-Uhrenarmband eine von mehreren austauschbaren Alternativen. Zu den renommierten Uhrenherstellern, die in nennenswertem Umfang auf Kautschukarmbänder setzen, gehören beispielsweise Breitling, Hublot, Omega, Tag Heuer und Tissot. Was es mit Kautschuk auf sich hat und welche Vorzüge es gegenüber anderen Materialien aufweist, lesen Sie in diesem Beitrag.
“Tränende Bäume” – seit Jahrtausenden von Menschen genutzt
Kautschuk ist ein Naturmaterial, das schon seit Jahrtausenden von Menschen genutzt und aus dem Milchsaft des Kautschukbaumes gewonnen wird. Dieser stammte ursprünglich aus Brasilien, ist aber heute in zahlreichen anderen tropischen Regionen ebenfalls anzutreffen. Die aus den indianischen Worten “cao” für Baum und “ochu” für Träne zusammengesetzte Bezeichnung deutet bereits auf einen wesentlichen Teil des traditionellen Herstellungsprozesses hin. Denn zur Gewinnung des Milchsafts wird die Rinde der Kautschukbäume mit Schnitten versehen, aus denen der Saft dann in darunter platzierte Gefäße läuft und auf diese Weise gesammelt wird. Insofern ähnelt das Verfahren jenem, das in Europas Kiefernwäldern traditionell zur Gewinnung von Harz genutzt wurde.
In Südamerika ist Naturkautschuk bereits seit mehr als drei Jahrtausenden bekannt. Die ältesten bislang bekannten Gegenstände aus diesem Material stammen aus der Zeit um 1.600 v. Chr. Ein bekanntes Beispiel für die frühe Verwendung ist das bereits in präkolumbianischer Zeit verbreitete mesoamerikanische Ballspiel, bei dem ein Ball aus Vollgummi Verwendung fand. Zudem gibt es Anhaltspunkte dafür, dass indigene Völker in Mittelamerika sowie im Amazonasgebiet verschiedene Stoffe sowie ihre Füße mit Gummiüberzügen schützten und in der Lage waren, verschiedene Alltagsgegenstände wie Gefäße, Schläuche und Kleidungsstücke aus diesem wasserabweisenden Stoff herzustellen.
Bis zum ersten Mal für ein Uhrenarmband Kautschuk verwendet werden konnte, sollte es allerdings etliche Jahrhunderte dauern.
Europa entdeckt einen faszinierenden neuen Werkstoff
Nach der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus wurde Kautschuk in Europa zunächst nur einem relativ kleinen Personenkreis bekannt, und erst im 18. Jahrhundert wurden systematische Untersuchungen mit dem Ziel unternommen, den Herstellungsprozess zu ergründen und neue Verwendungsmöglichkeiten für das Material zu finden.
Vom Radiergummi bis zum Regenmantel
So wurde um 1770 der erste Radiergummi hergestellt und 1791 ein spezielles Verfahren entwickelt, um Gewebe mit in Terpentin gelöstem Naturkautschuk beschichten zu können.
Der erste Regenmantel und die ersten Gummistiefel wurden in der ersten Hälfte des 19- Jahrhunderts der Öffentlichkeit präsentiert, doch zu diesem Zeitpunkt gab es beim Einsatz von Naturkautschuk noch erhebliche Probleme. Bei höheren Temperaturen begann das Material zu kleben, während es bei Kälte schnell spröde wurde.
Vulkanisation nach Charles Goodyear
Erst nach der Erfindung des Verfahrens der Vulkanisation durch Charles Goodyear im Jahr 1839 wurde es möglich, aus dem plastischen Latex ein elastisches, gummiartiges Material herzustellen. Weitere Forschungen in den darauffolgenden Jahrzehnten ermöglichten technologische Verbesserungen und schließlich die Herstellung von Synthetikkautschuk und industriell hergestelltem Gummi.
Zu den weltweit führenden Kautschukproduzenten zählen heute übrigens asiatische Länder wie Thailand, Indonesien, Malaysia, Indien, China und Vietnam sowie einige westafrikanische Staaten, insbesondere die Elfenbeinküste, Nigeria und Liberia. In Lateinamerika wird zwar nach wie vor ebenfalls Naturkautschuk gewonnen, allerdings in deutlich geringeren Mengen. Insgesamt werden rund 60 Prozent des weltweiten Kautschukbedarfs mittlerweile durch synthetischen Kautschuk gedeckt, der auf petrochemischem Wege hergestellt wird.
Strapazierfähig, elastisch und wasserabweisend – ideale Eigenschaften für ein Uhrenarmband
Auf die Frage, warum man für ein Uhrenarmband Kautschuk verwenden sollte, gibt es gleich mehrere Antworten. Zum einen zeichnet sich dieses Material durch eine besondere Elastizität aus und ist gleichzeitig robust und strapazierfähig. Zudem ist es wasserabweisend. Es wird durch Schweiß ebenso wenig angegriffen wie durch von außen kommende Feuchtigkeit, sodass Kautschukarmbänder besonders gerne für Sportuhren und Taucheruhren verwendet werden. Eventuelle Verschmutzungen lassen sich von Kautschukoberflächen meist leicht abwaschen.
Hinzu kommen noch der gute Tragekomfort und die Möglichkeit, das Material in allen erdenklichen Farben herzustellen. Angesichts dessen ist es nicht erstaunlich, dass sich vor allem diejenigen Uhrenhersteller diesem Armbandmaterial zugewandt haben, die besonders großen Wert auf innovative Uhrentechnik und frisches, modernes Design legen.
Tag Heuer empfiehlt seinen Kunden beispielsweise Kautschukbänder als eine besser gegen Abnutzung geschützte Alternative zu Lederarmbändern und betont dabei die perfekte Balance zwischen Tragekomfort und Widerstandsfähigkeit.
Neben einem seidigen Finish verleiht die Marke ihren Bändern auch einen speziellen Schutz gegen UV-Strahlung.
Aktuell stehen besonders die frischen Farben der Kautschukbänder für die neue TAG Heuer Connected Modular 45 im Fokus, die je nach Wunsch auch mit einem leuchtend gelben, grünen, roten oder orangefarbenen Kautschukarmband lieferbar ist.
Doch auch Klassiker wie beispielsweise eine Tag Heuer Aquaracer Calibre 5 oder eine Carrera Calibre Heuer 01 sind mit Kautschukband erhältlich.
Vielfältiges Angebot an Uhren mit Kautschukbändern im Luxussegment
Dass besonders gerne bei sportlichen Uhrenmodellen für das Uhrenarmband Kautschuk eingesetzt wird, zeigt auch die Kollektion von Tissot. Modelle wie die Tissot T-Touch Expert Solar, die T-Sport Seastar 1000 oder die T-Sport T-Race MotoGP 2015 Limited Edition sind nicht nur mit Leder- oder Edelstahlbändern, sondern wahlweise auch mit rotem, orangefarbenem oder schwarzem Kautschukband zu bekommen.
Hublot adelt das elastische Armbandmaterial sogar dadurch, dass es an zahlreichen Golduhren des exklusiven Herstellers zum Einsatz kommt, so etwa an der Big Bang 41 mm Automatic oder an der Big Bang Aero Bang.
Bei Omega sind Taucheruhren für professionellen Einsatz, wie zum Beispiel die Seamaster Planet Ocean, geradezu prädestiniert, um auch mit einem Kautschukarmband angeboten zu werden.
Oris stattet seine Aquis Date und die Aquis Date Depth Gauge ebenfalls mit Kautschukbändern aus, und von Breitling sind beispielsweise Modelle wie die Exospace B55, die Navitimer, die Chronomat und die Superocean an den robusten, wasserresistenten Bändern erhältlich.
Die Reihe ließe sich noch um eine ganze Reihe weiterer renommierter Hersteller ergänzen.
Kautschukuhrenbänder bleiben Trend
Das zeigt deutlich, dass sich Kautschukuhrenbänder nicht nur bei expliziten Sport- und Taucheruhren, sondern auch bei anderen sportlichen Modellen im Luxussegment längst einen festen Platz erobert haben. Dass Naturkautschuk gelegentlich zu Allergien führen kann, muss Uhrenliebhaber dabei nicht beunruhigen. Denn ebenso wie hochwertige Metallarmbänder heute von vielen Herstellern nickelfrei angeboten werden, wird auch bei Kautschukbändern auf eine nicht-allergene Zusammensetzung geachtet, wie sie bei Synthesekautschuk ohnehin von vornherein gegeben ist.