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Seit Jahrhunderten ist die mechanische Uhr ein Faszinosum, deren feine Mechanik mit Fortschreiten der Technik in Erstaunen versetzen kann. Ursprünglich als große Uhren in Kirchen und Kapellen gedacht, konnte das weiterentwickelte Know-how der Uhrmacher auch irgendwann in geldstückgroßen Werken verbaut werden. Bis heute ist die mechanische Uhr das Wesen echter Uhrmacherkunst und speziell in unseren smarten Zeiten eine Besonderheit.
Mechanische Uhren im Wandel der Zeit
Seit wann mechanische Uhren die bis dahin gebräuchlichen Sand- und Wasseruhren abgelöst haben, weiß niemand genau. 1269 war jedenfalls das Jahr, in dem die Bezeichnung “Uhrmacher” auf einer Rechnung des englischen Klosters Beaulieu verwendet wurde. Die ersten Zeitanzeiger waren riesig und dazu bestimmt, den Menschen in Klöstern und Kirchen die Zeit des Betens anzuzeigen. Bis weit ins 14. Jahrhundert waren Sanduhren eine zuverlässige Alternative, die Zeit zu bemessen. Als im Laufe der Zeit mechanische Uhren immer genauer wurden, wurden sie zunehmend auch kleiner – bis sie schließlich in die Tasche gesteckt werden konnten. Das verdankten sie der Erfindung der Zugfeder. Zwar wird die erste Taschenuhr Peter Henlein zugeschrieben und kann im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg besichtigt werden, doch dessen Uhren waren noch handgroß. Seit ungefähr 1510 lassen sich mechanische Uhren im Brust- oder Geldbeutel transportieren. Die Seefahrer waren es, die auf möglichst ganggenaue Uhren größten Wert legten, weil sie mit deren Hilfe die geografische Länge auch dann bestimmen konnten, wenn keine Landmarken in Sicht waren.
Besonders der Uhrmacher John Harrison entwickelte mechanische Uhren als so genannte Längenuhren, die so genau gingen, wie es damals nur möglich war. Die Zentren des damaligen Uhrmacherhandwerks lagen in Augsburg und Nürnberg, in Genf, London und Paris. Zur massenhaften Fertigung kam es erst ab dem 19. Jahrhundert, mit einsetzender Industrialisierung: Regulatoren, Wanduhren und Tischuhren wurden in immer größeren Stückzahlen gefertigt. Immer kleiner wurden die Werke, bis sie schließlich Anfang des 20. Jahrhunderts auch als Armbanduhren am Handgelenk getragen werden konnten. Automatiken gibt es übrigens seit 1923, als John Harwood die erste automatische Uhr entwickelte.
Mechanische Uhren und ihre Bestandteile
Prinzipiell können drei Hauptgruppen in jeder mechanischen Uhr unterschieden werden: Der Energiespeicher bestehend aus Zugfeder und diversen Hilfsteilen, dem Zeigerwerk mit dem Zeiger und dem Verstellmechanismus sowie einem Regulierungsmechanismus, der für die gleichmäßige Übertragung der Bewegungen sorgt, die vom Energiespeicher zum Zeigerwerk gelangen. Dieser besteht aus Schwingungssystem und Hemmung.
Wie funktionieren mechanische Modelle?
Die Energie, durch Aufzug oder Gewicht gespeichert, muss exakt gleichmäßig und kontrolliert abgegeben werden und versetzt dabei die Zeiger in eine Drehbewegung. Die einzelnen Bauteile dabei sind:
- Energiespeicher: Antrieb mit dem entsprechenden Aufzug, entweder über einen Gewichtszug oder ein Federwerk
- Getriebe aus Zahnrädern, das Räderwerk
- Anzeige mit Zeigern oder springenden Zahlen
- Hemmung, mit deren Hilfe die Energie gleichmäßig übertragen wird, es gibt freie, ruhende und rückführende Hemmungen
- Regulierung des Uhrganges durch Pendel, Drehpendel, Kugelumlauf oder Unruh.
Je geringer die Reibung der einzelnen Bauteile ist, umso gleichmäßiger lässt sich die Kraft vom Energiespeicher bis zur Anzeige übertragen. Deswegen werden besonders in hochwertigen Uhrwerken Edelsteine, beispielsweise Rubine, als Lagersteine verwendet: Zwischen Stein und Stahl ist die Reibung deutlich geringer als zwischen Stahl und Stahl. Mechanische Uhren mit einem einfachen Uhrwerk zeigen die Zeit über einen Stunden- und Minutenzeiger an. Ist das Uhrwerk aufwändiger gestaltet, kommen kleine Komplikationen hinzu: Sekundenzeiger, Datum, Wochentag, Mondphasen, Stoppmöglichkeit oder Wecker. Neben den üblichen zwei Zeigern gibt es auch Einzeigeruhren, die nur über einen Stundenzeiger verfügen oder Scheibenuhren, bei denen mit drehenden Scheiben die Zeit angezeigt wird. Manche Mechaniken müssen mit Hilfe eines Schlüssels, einer Krone, einem Elektromotor oder einer Gewichtskette regelmäßig aufgezogen werden. Damit ein Federwerk nicht überdreht werden kann, begrenzt ein Sperrwerk die möglichen Umdrehungen. Automatische Uhren sind hingegen in der Lage, die vom Träger vermittelte kinetische Energie (Bewegung des Handgelenks) zu speichern. Der Antrieb ist hierbei die auf der Erde vorhandene Schwerkraft, mit deren Hilfe eine Schwungmasse bewegt wird. Mit einer kleinen Getriebekette wird die Energie dann an das Federhaus übermittelt.
Die Zeit der Quarzuhren
Der japanische Konzern Seiko präsentierte an Weihnachten 1969 die erste Quarzuhr der Welt, die als Armbanduhr getragen werden konnte. Zwar stellte diese Uhr noch den Gegenwert eines Kleinwagens dar, doch sie ging genauer als mechanische Uhren. Bis in die achtziger Jahre hinein sahen die Hersteller mechanischer Armbanduhren in den Quarzuhren noch keine Gefahr, glaubten einfach nicht daran, dass diese zu Spottpreisen den Massenmarkt erobern würde. Das war ein folgenschwerer Irrtum, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte. Dank der automatischen Fertigung ließen sich Quarzuhren nicht nur wesentlich billiger herstellen, sondern auch günstiger anbieten.
Die Quarzkrise
Das führte schlussendlich zur sogenannten Quarzkrise, die nach neueren Erkenntnissen besonders jene Marken am Markt traf, die eher günstige Zeitanzeiger herstellten. Dank der Quarzuhren war für diese keine Käuferschaft mehr vorhanden, zumal Quarzmodelle wesentlich genauer die Zeit anzeigten, als jene Mechaniken aus dem günstigen Segment (bas de gamme). Die Armbanduhren der Luxusmarken waren zwar ein Stück weit selbst zur Entwicklung von Quarzwerken und Kollektionen gezwungen, trotzdem traf sie die Quarzkrise deswegen weniger, weil ihre Zielgruppe und ihr Markt ein anderer waren. Sie wurden jedoch vom Kollaps der Wechselkurse hart getroffen: Während der Goldpreis immens stieg, wertete zudem der Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar auf. Bis Anfang der 80er Jahre dauerte diese Zeit, in der viele Hersteller Konkurs anmelden und ihre Belegschaft entlassen mussten. Mechanische Modelle wurden nur noch wenige gekauft. Die mit Batterien betriebenen Quarzuhren verdrängten mechanische Armbanduhren fast gänzlich. Bis heute sind Uhren mit Quarzwerk die am meisten verbreiteten Armbanduhren. Sie zeigen zuverlässig und präzise die Zeit an. Doch auch mechanische Zeitanzeiger überstanden die Krise und fanden ihre Nische.
Mechanische Uhren und ihr starkes Come-Back
Etwa ab den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erholten sich die Verkaufszahlen mechanischer Uhren wieder. Überall auf der Welt entdeckten Uhrenliebhaber die Schönheit und Raffinesse echter Handwerkskunst. Von Hand gefertigte Masterpieces waren im Vergleich zur massig und vollautomatisch produzierten Quarzuhr etwas Exklusives. Hochwertige Qualitätsuhren, die Meisterwerke der Horlogerie, benötigen in ihrer Entwicklung und Herstellung viel Zeit und Expertise. Die mechanische Uhr wird so zum Statement Piece und Luxusobjekt. Sie ist nicht für den Massenmarkt gedacht, sondern wird mit ihrem oft komplizierten Uhrwerk in Manufakturen gefertigt.
Automatik und Handaufzug
Das Aufziehen einer Uhr kann zu einem geliebten Ritual werden, bei dem die Luxusuhr regelrecht gestreichelt wird. Während viele Liebhaber mechanische Uhren mit Handaufzug präferieren und beim Charisma der Aufzugskrone ins Schwärmen kommen, werden heute meist mechanische Uhren gefertigt, die automatisch für Ihre Energieversorgung sorgen können. Automatikuhren sind zuverlässige und präzise Begleiter im Alltag. Wer eine Automatikuhr trägt, hält diese durch seine Bewegungen des Handgelenks am Laufen.
Luxusuhren sind mehr als ein Zeitmesser
Von der Handwerkskunst der Horlogerie, die in den Spitzenuhren der Manufakturen steckt, profitiert ein ganzer Markt. Ob Rolex, A. Lange & Söhne, Patek Philippe, Breitling, Omega, Tag Heuer oder Chopard: Fällt der Name eines renommierten Herstellers, ruft dies andächtiges Staunen hervor. Maschinen können die filigranen Uhrwerke überhaupt nicht bauen, die aus mindestens 100 bis 120 Teilen bestehen. Sind kleine Komplikationen eingebaut, kann ein solches Uhrwerk auch aus bis zu 600 Teilen zusammengesetzt sein. Eine Minutenrepetition kann das Verstreichen der Minuten, Viertelstunden und Stunden durch unterschiedliche Töne anzeigen, ein Tourbillon sorgt für einen noch präziseren Gang, ein ewiger Kalender ist einfach immer gültig. Mechanische Uhren bringen in unsere hektische Zeit ein Stück Entschleunigung hinein und schaffen bleibende Werte. Elegant, sportlich und klassisch: Für jeden Anlass gibt es Modelle von Breitling, Rolex und Omega, die für Jetsetter, Forscher und Abenteurer gleichermaßen geeignet sind.