« Vereinigung zweier Legenden »
Nach über 50 Jahren sehnsüchtigen Wartens darf die Fangemeinde der Omega Speedmaster jetzt endlich aufatmen: Das legendäre Kaliber 321 ist zurück. Berühmt für seinen Einsatz bei der ersten Mondlandung der Apollo 11, feiert das Handaufzugswerk seine Wiedergeburt mit technischen Überarbeitungen und wird in einem eigenen Atelier produziert. Interessenten wählen zwischen einer exklusiven Platin-Variante und einem wesentlich erschwinglicheren Modell aus Edelstahl.
Mit dem 321 fing alles an
Ein Blick auf die Geschichte des Chronographenwerks veranschaulicht seine tief emotionale Bedeutung für alle Enthusiasten der Schweizer Luxusmarke. Denn kein geringeres Kaliber als das 321 war es, aus dem die erste Speedmaster im Jahr 1957 ihre Kraft schöpfte. Die Geburtsstunde eines unschlagbaren Duos, das seinen ersten großen Meilenstein im Jahr 1962 auf der Mercury-Atlas 8 Mission erreichen sollte: Am Handgelenk des US-Astronauten Walter Schirra wurde die Speedmaster mit ihrem verlässlichen Antrieb zur “First Omega in Space”.
Zahlreiche weitere Weltraumflüge bestätigten die kompromisslose Präzision und Robustheit des Kalibers. Den Gipfel seines Ruhms erstürmte das 321 am 20. Juli 1969, als es die Raumfahrer der Apollo-11-Mission bei der ersten Mondlandung der Menschheitsgeschichte begleitete. An diesem Tag wurden nicht nur Neil Armstrong und Buzz Aldrin, sondern auch die Speedmaster und ihr mechanisches Uhrwerk zu Legenden für die Ewigkeit. Doch bereits 1968 endete die Produktion des glänzenden Antriebs – neue, günstigere Lösungen mussten her.
Komplexe Schönheit: Die Mechanik beeindruckt
Was viele nicht wissen: Schon zum Zeitpunkt der Mondlandung hatte das 321 bereits über ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Seine Entstehung reicht bis in die 1930er zurück, als sich der Bieler Hersteller mit Tissot und Lemania zur “Société Suisse pour l’Industrie Horlogère” (SSIH) vereinigte, dem Vorläufer der heutigen Swatch Group. Anfang der Vierziger ging aus dieser Verbindung das Kaliber Lemania 2310 hervor, die technische Basis des 321 und vieler anderer Antriebe. Selbst Patek Philippe griff auf dieses Werk zurück und ergänzte es später um einen Vollkalender.
Jetzt, beinahe 80 Jahre nach seiner Geburt, kehrt das Kaliber in der Moonwatch 321 auf die Bühne der Horologie zurück. Von Altersschwäche kann jedoch keine Rede sein: Rund zwei Jahre Forschung und Entwicklung investierte der Hersteller in die Renovierung des Handaufzugswerks. Nicht nur alte Konstruktionspläne, sondern auch modernes Wissen diente zur Perfektionierung des Resultats. Hat sich der Aufwand gelohnt? Schaut man durch den Saphirglasboden der 42 Millimeter großen Moonwatch 321 Platinum, so dürfte selbst der letzte Zweifel daran verblassen: Die pure Schönheit, detailreiche Ästhetik und luxuriöse Ausstrahlung der gold-bronzefarbenen Mechanik lässt das Herz eines jeden Enthusiasten höher schlagen.
Herausragende Leistungen zum astronomischen Preis
Aber auch die übrigen Details des Chronographen zeugen von horologischer Superlative. Das fängt schon beim Gehäuse an: Nicht etwa Edelstahl, sondern eine spezielle Legierung aus Platin und Gold schmiegt sich ans Handgelenk des stolzen Besitzers. Leierförmige Bandanstöße der vierten Speedmaster-Generation, eine schwarze Keramiklünette mit Tachymeterskala aus weißem Email und das typisch abgestufte Zifferblatt ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Im Zifferblatt der Platinum vereint sich die gewohnte Struktur einer Speedmaster mit reichlich Prestige.
So besitzt der Hintergrund dank des Einsatzes von Onyx eine besonders tiefe Schwärze, während Zeiger und Indizes aus 18-karätigem Weißgold bestehen und damit einen exzellenten Kontrast herstellen.
Am auffälligsten jedoch dürfte die Gestaltung der drei Totalisatoren sein, die laut Omega aus echten Mondmeteoritenscheiben bestehen und damit eine direkte Verbindung zur Apollo-11-Mission aufbauen. Wer bis hierhin gelesen hat, dürfte bereits ahnen, dass die Moonwatch 321 Platinum von einem Schnäppchen weit entfernt ist. Sehr weit sogar. Denn ganze 55.500 Euro sind laut Hersteller fällig, um das geschichtsträchtige Stück sein Eigen zu nennen.
Die Vernunft spricht für Edelstahl
Ob dieser Preis eine Anlehnung an die Gangreserve von 55 Stunden ist, wissen wir nicht. Sicher aber ist: Die Platinum wird für einen Großteil ihrer Bewunderer ein unerschwinglicher Traum bleiben. Die gute Nachricht lautet, dass Omega kurz nach der Vorstellung des High-End-Modells eine deutlich günstigere Edelstahl-Variante folgen ließ: Die Moonwatch Chronograph 39,7 mm.
Hinsichtlich der Mechanik erlaubt sie sich keine Kompromisse und hält für 12.900 Euro dasselbe Kaliber 321 wie die Platinuhr bereit – inklusive dem großzügigen Glasboden und der beeindruckenden Schönheit im Innern. Wesentliche Änderungen zur Platinum betreffen sowohl das Gehäuse als auch das Zifferblatt. So basiert die Hülle nicht auf der vierten, sondern der dritten Speedmaster-Generation, was durch kompaktere Ausmaße und eine gerade Gestaltung der Bandanstöße sichtbar wird.
Im Zifferblatt geht es vergleichsweise bescheiden zu: Kein Onyx, keine goldenen Zeiger, keine Totalisatoren aus Meteoritenscheiben. Aber mal ehrlich: Geht es wirklich um diese Details oder doch eher um den phänomenalen, historisch so wertvollen Antrieb? Wir jedenfalls finden das Konzept der stählernen Moonwatch genial. Zu weniger als einem Viertel des Platinum-Kaufpreises erhältlich, vereint sie das Kaliber 321 mit dem klassischen Speedmaster-Design – ohne Kompromisse im Innern. Zugegeben, fast 13.000 Euro sind immer noch ein stolzer Betrag. Aber die Gegenleistung spricht für sich: Wer die Technik der atemberaubenden Weltraumuhren nach über 50 Jahren Pause selbst erleben will, hat jetzt eine realistische Möglichkeit dazu.