« Neue und immer flachere Manufakturkaliber aus Sachsen »
Möglichste kleine und flache Uhrwerke zu bauen, ist der Ehrgeiz vieler ambitionierter Uhrenmanufakturen. Denn Werke mit vergleichsweise geringen Dimensionen gelten nicht nur als Ausweis besonderen Könnens, sondern erlauben auch die Fertigung besonders eleganter, flacher Armbanduhren. Nomos Glashütte hat gleich mehrere besonders flache Uhrwerke im Sortiment. Wir stellen sie unseren Leserinnen und Lesern an dieser Stelle vor.
Groß, größer, am Größten? Bei Uhrwerken ist es genau umgekehrt…
In vielen Bereichen scheint Größe Trumpf zu sein, wenn es zum Beispiel um ein höheres Haus, ein größeres Auto, ein längeres Boot oder einen größeren Flatscreen geht. Selbst bei Armbanduhren zeichnete sich in den letzten Jahren ein Trend zu immer größeren Gehäusen ab. Genau umgekehrt ist es jedoch bei mechanischen Uhrwerken. Hier ist dasjenige Modell am prestigeträchtigsten, das bei etwa gleichen Funktionen und Leistungsparametern möglichst wenig Raum einnimmt.
So stehen Uhrenmanufakturen zwei Wege offen, wenn sie ihre besondere uhrmacherische Kompetenz unter Beweis stellen wollen. Zum einen können sie ihre Uhrwerke durch technisch anspruchsvolle Komplikationen aufwerten. Zum anderen können sie möglichst kleine Uhrwerke bauen, die ihren größeren Geschwistern in puncto Leistung ebenbürtig oder gar überlegen sind. Der Königsweg ist natürlich kompliziertere und gleichzeitig kleinere Werke zu fertigen. Eine Manufaktur, die derzeit gleich mehrere besonders flache Kaliber in ihrem Sortiment führt, ist Nomos Glashütte.
Besonders gering fällt die Höhe bei den Handaufzugswerken aus, von denen die Glashütter Manufaktur derzeit gleich sechs verschiedene im Angebot hat. Es gibt sie mit Tonneau-Form oder rund, ohne Komplikationen oder mit Datums- beziehungsweise Gangreserveanzeige. Jedes dieser Werke ist übrigens ein Unikat, dem seine individuelle Werksnummer eingraviert wird.
Feinreguliert in sechs Lagen und mit einem Streifen- oder Wölkchenschliff versehen, erreichen sie alle die notwendige Präzision, um als Chronometer zertifiziert zu werden. Sie alle machen es möglich, den erfolgreichen Glashütter Automatik-Modellen wie der Orion neomatik oder der Ludwig neomatik jeweils besonders flache Schwestermodelle mit Handaufzug an die Seite zu stellen.
Der Auftakt heißt Alpha
Das Manufakturkaliber Nomos Alpha war das erste in dieser Reihe und erhielt wegen seiner hohen Präzision, Robustheit und Zuverlässigkeit hohe Anerkennung von Fachleuten. Das Handaufzugswerk mit 17 Rubinen wird unter anderem bis heute in den Modellen Club, Ludwig, Orion, Tangente und Tetra verbaut und arbeitet zudem in allen Uhren des Hauses mit einem Gehäusedurchmesser von 33 Millimetern.
Ein Blick auf die betreffenden Modelle zeigt, dass es sich durchweg um Zwei-Zeiger-Uhren mit kleiner Sekunde bei der Sechs handelt. Die Werkhöhe beträgt lediglich 2,6 Millimeter, der Durchmesser 10 ½ Linien oder 23,3 Millimeter. Die Gangreserve beträgt in etwa 43 Stunden. Sekundenstopp, Glashütter Gesperr, Glashütter Dreiviertelplatine und temperaturgebläute Schrauben sind weitere Merkmale. Dazu kommen rhodinierte Werkoberflächen mit einem Glashütter Streifenschliff sowie NOMOS-Perlage und ein Sperr- und Kronrad, das mit einem Glashütter Sonnenschliff versehen ist.
DUW 4101, 4301 und 4401: Uhrwerke mit Swing – eine Glashütter Spezialität
Eine unter Uhrenkennern zu besonderem Ruhm gelangte Innovation ist das Swing-System von Nomos. Mit der erstmaligen Präsentation dieser Baugruppe, die an der blauen Spirale zu erkennen ist, hatten die Uhrmacher aus Glashütte 2014 einen spektakulären Coup gelandet und das entsprechende Monopol der Schweizer gebrochen. In der Fachpresse war dies sogar als ein Ereignis gefeiert worden, das mit der Mondlandung vergleichbar sei. Ein Kaliber, in dem das Swing-System zum Einsatz kommt, ist das DUW 4101, welches darüber hinaus noch mit dem patentierten Datumsmechanismus der Marke ausgestattet ist und beispielsweise in den Modellen Orion 38 Datum und Metro 38 Datum tickt.
Im Vergleich zum Alpha Uhrwerk ist das DUW 4101 nur 0,2 Millimeter höher; der Durchmesser liegt hier bei 14 ¼ Linien oder 32,1 Millimetern. Dazu kommen eine Gangreserve von etwa 42 Stunden und eine ähnlich liebevolle Finissage wie beim Nomos Alpha. Wer sich stets rechtzeitig daran erinnern lassen möchte, seine Uhr wieder aufzuziehen, sollte zu einem Modell mit dem Kaliber DUW 4301 greifen. Dieses verfügt neben dem Swing noch über eine ebenfalls selbst entwickelte und patentierte Gangreserveanzeige. Das mit 2,8 Millimetern Höhe ebenfalls extrem Flache und gleichzeitig besonders leistungsstarke DUW 4301 arbeitet zum Beispiel in den Modellen Tetra Kleene und in Tangente Gangreserve.
Noch deutlicher wird das handwerkliche Können der Uhrmacher aus Glashütte jedoch, wenn man einen Blick auf das Werk mit der Bezeichnung DUW 4401 wirft, mit dem die Glashütter Manufaktur 2014 die Swing-Ära eingeleitet hatte. 4401 Uhrwerke der Manufaktur vereinen in sich mit Datums- und Gangreserveanzeige gleich zwei patentierte Nomos-Komplikationen und überschreiten dennoch nicht die Höhe von 2,8 Millimetern. Wer sich eine Uhr mit dem faszinierenden Uhrwerk ums Handgelenk legen möchte, findet sowohl in der Kollektion Metro als auch bei der Tangente jeweils ein passendes Modell.
DUW 1001 und 2002: die Luxusklasse der superflachen Nomos-Kaliber
Wem beim Stichwort Haute Horlogerie reflexartig nur die Schweiz in den Sinn kommt, der hat ganz offensichtlich einige Jahre der jüngsten Uhrengeschichte verschlafen. Denn unter den Produkten der Glashütter Feinuhrmacherei finden sich gleich mehrere Werke und Uhren, die sich mit den besten Schweizer Produkten dieser Klasse in jeder Hinsicht messen können und sogar herausragen.
Dazu zählt zum einen das Handaufzugswerk mit der Bezeichnung DUW 1001, das exklusiv der Goldmodell Lambda vorbehalten ist. Das DUW 1001 besitzt 29 Steine, sechs von ihnen in verschraubten und polierten Goldchatons, ein Doppelfederhaus, eine 297-Grad-Gangreserveanzeige und eine beeindruckende Gangdauer von ganzen 84 Stunden. Um die Uhr vor dem Stehenbleiben zu bewahren, muss sie also lediglich zweimal wöchentlich aufgezogen werden.
Eine elegante Schwanenhalsfeinregulierung, ein handgravierter Unruhkloben, der faszinierende Nomos-Sonnenstrahlenschliff und von Hand anglierte Kanten erfreuen hier das Auge des anspruchsvollen und kundigen Uhrenliebhabers. Bei alledem sind 1001 Uhrwerke mit einer Höhe von 3,6 Millimetern immer noch bemerkenswert flach. Nicht minder beeindruckend ist das ebenfalls von Hand aufzuziehende Kaliber DUW 2002, das nicht nur Eigenschaften wie die Höhe mit dem 1001er gemeinsam hat, sondern wegen seiner Tonneau-Form besonders hohe Anforderungen an die Kompetenz der Konstrukteure und Uhrmacher stellte.
Sein Doppelfederhaus verhilft dem DUW 2002 zu einem Nomos-internen Rekord, denn die Gangdauer beträgt hier sogar dreieinhalb Tage. Spätestens bei solch einer langen Gangreserve wird das Aufziehen von Hand, das manche Uhrenliebhaber als Nachteil empfinden und das sie lieber zu Automatikuhren wie der Orion neomatik oder der Ludwig neomatik greifen lässt, zur absoluten Nebensache. Das gilt umso mehr, als die flache, elegante Bauform der Handaufzugsmodelle deren Besitzer für die kleine zusätzliche Mühe mehr als gerecht entschädigt.