1970 erhält Omega für seinen Beitrag zur Rettung der Apollo 13 den begehrten Silver Snoopy Award von den Astronauten der NASA. Jetzt, ein halbes Jahrhundert später, feiert der Schweizer Hersteller den großen Raumfahrterfolg mit einer spektakulären Sonderedition der Speedmaster und verleiht ihr eine Vielzahl spannender Details. Wir erklären, was den Newcomer von gewöhnlichen Moonwatches abhebt und warum Liebhaber bis zu drei Jahre Wartezeit für ihre Snoopy Speedy in Kauf nehmen.
Harmonische Symbiose aus Blau und Silber
Anders als das Keramikmodell Grey Side of the Moon, welches in den letzten Jahren eine hohe Beliebtheit unter Sammlern erreichte, besteht die Snoopy Speedy aus klassischem Edelstahl und übernimmt die moderaten 42 Millimeter Durchmesser der Moonwatch Professional.
Von Gewöhnlichkeit kann bei der Materialwahl dennoch keine Rede sein, wie die blaue Keramiklünette unter Beweis stellt: Ihre Tachymeterskala ist mit acht Schichten Emaille überzogen, die in Handarbeit aufgetragen werden und einen glänzenden Kontrast zum matten Zifferblatt darstellen. Aus Silber gefertigt, ist letzteres überraschenderweise mit zwei verschiedenen Blautönen gesegnet. So fällt bei genauerem Hinsehen auf, dass die PVD-beschichteten Zeiger, Indizes und Totalisatoren bei drei und sechs Uhr eine besonders tiefe Färbung besitzen, während die kleine Sekunde auf der Neun im etwas helleren Ton der Lünette erscheint.
Eine Irregularität, die Fans lächelnd in Kauf nehmen. Denn für den Regelbruch ist nicht etwa ein Produktionsfehler, sondern die Snoopy-Plakette in der kleinen Sekunde verantwortlich. Ebenfalls aus Silber gefertigt, wird sie von der Rückseite ins Zifferblatt eingelassen und erfordert, dass der Hintergrund auf herkömmliche Weise statt im PVD-Verfahren lackiert wird.
Die Montage der Plakette erklärt auch, warum das linke Hilfszifferblatt auf die abgeschrägte Kante der beiden anderen Totalisatoren verzichten muss. Kleine Imperfektionen, die den besonderen Charakter der Snoopy Speedy erst ausmachen und im harmonischen Gesamtbild des Chronographen ohnehin kaum auffallen.
Sein Zusammenspiel aus Blau und Silber ist eine wahre Augenweide am Handgelenk und macht die Silver Snoopy für uns zu einer der bemerkenswertesten Moonwatches aller Zeiten.
Rotierende Erdscheibe auf dem Gehäuseboden
Eine Wahrnehmung, die sich beim Herumdrehen der Snoopy Speedy nochmal dramatisch verstärkt. Genau wie die Dark Side of the Moon und viele andere Editionen, ist er mit Saphirglas ausgestattet – allerdings zu einem völlig anderen Zweck. Statt das Uhrwerk freizulegen, beschützt es eine äußerst detailgetreue, in einem mikrostrukturellen Metallisierungsverfahren aufgetragene Abbildung des Mondes mit Blick auf die Erde. Dabei ist der blaue Planet an den Sekundenzeiger gekoppelt und vollzieht bei Aktivierung der Chronographenfunktion eine Rotation pro Minute. Gleichzeitig erscheint Snoopy im Kommandomodul und kreist exakt 14 Sekunden lang über den schwarzen Nachthimmel.
Diese Zeit ist bewusst gewählt, denn genauso lange musste die Apollo-13-Crew ihre Triebwerke zünden, um den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre im richtigen Winkel zu vollziehen. An diesem 17. April 1970 war es die präzise Moonwatch, deren Zeitmessung einen entscheidenden Beitrag zur Lebensrettung der drei Astronauten leistete. Ergänzt wird die lebendige Animation um das legendäre Zitat “Eyes on the Stars” von Theodore Roosevelt – ein poetisches und an dieser Stelle sehr passendes Detail.
Etwas weniger romantisch zeigt sich der Gehäuserand, der neben dem Datum der Snoopy-Preisverleihung (5. Oktober 1970) auch einen Hinweis auf das NAIAD-Locksystem enthält. Dabei handelt es sich um ein spezielles Bajonettsystem, das eine immer gleiche Ausrichtung des Gehäusebodens garantiert und für die Omega Snoopy Speedy natürlich von zentraler Bedeutung ist.
Moderne Power mit METAS-Kaliber 3861
Im Innern werden 50 Jahre Silver Snoopy Award mit dem modernen Kaliber 3861 zelebriert, das eine Weiterentwicklung des berühmten 1861 darstellt und ab 2021 auch in der neuen Moonwatch Professional zum Einsatz kommt. Im Gegensatz zum 9300 der Grey Side of the Moon ist es ein klassisches Handaufzugswerk und bietet seinem Träger 50 Stunden Gangreserve.
Wie bei Omegas Master Chronometern üblich, lässt es sich seine Genauigkeit vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) bescheinigen und hält Magnetfeldern bis zu 15.000 Gauß stand – der Silizium-Spiralfeder sei Dank. Obwohl es zweifelsfrei ein ästhetisches Werk ist, sind wir über die fehlende Sichtbarkeit bei der Silber Speedy nicht enttäuscht – schließlich liefert uns Omega eine mehr als würdige Kompensation auf der Rückseite.
Silber Snoopy: nicht limitiert, aber schwer erhältlich
Die astronomischen Bezüge des Sondermodells setzen sich bis ins Nylon-Armband fort: An die blaue Farbgebung des Gehäuses angepasst, erhält es durch weiße Kontrastnähte eine erfrischende Note und zeigt die Flugbahn der Apollo 13 in seinem Futter. Details wie dieses oder die begehrte “Dot over Ninety“-Tachymeterskala aus der vierten Speedmaster-Generation sind es, die den Gesamteindruck der Silber Speedy so authentisch machen und ihre extreme Beliebtheit unter Sammlern erklären. Deshalb ist Omegas Verzicht auf eine Limitierung ein zweischneidiges Schwert: Zwar bekommt theoretisch jeder Interessent ein Exemplar, doch die Wartezeiten sind jetzt schon außergewöhnlich und betragen teilweise über drei Jahre.
50 Jahre Silver Snoopy Award können also nur diejenigen (noch halbwegs) pünktlich am eigenen Handgelenk feiern, die sich den Chronographen zu teuren Preisen auf dem Gebrauchtmarkt gönnen. Apropos Preise: Offiziell verlangen die Bieler für ihre Snoopy Speedy (Ref. 310.32.42.50.02.001) stolze 9.400 Euro, also etwa das Doppelte im Vergleich zur klassischen Moonwatch Chronograph. Dafür bekommt der Enthusiast eine spezielle Präsentationsbox, deren Größe nicht an die legendäre Verpackung der Professional herankommt, aber dafür immerhin eine Lupe, Broschüre sowie ein Mikrofasertuch enthält. Und einen Zeitanzeiger, der als glänzender Erfolg in die Geschichte der Speedmaster eingehen wird.