« Speedmaster mit dem Hang zur Eigenständigkeit »
Sportliche Uhren gibt es in großer Auswahl und Chronographen sind heute ebenfalls alles andere als eine Seltenheit. Wenn sich eine Uhr in diesem Marktsegment über Jahrzehnte mit einem nahezu unverändertem Äußeren behaupten und ihre Eigenständigkeit bewahren kann, wenn sie immer wieder neue Liebhaber gewinnt und nie altmodisch wirkt, dann muss es dafür gute Gründe geben. Die Omega Weltraumuhr Moonwatch gehört zum erlesenen Kreis dieser außergewöhnlichen Uhrenklassiker.
Unspektakulärer Beginn einer beeindruckenden Uhren-Karriere
2017 ist für Omegas Unternehmensgeschichte von ganz besonderer Bedeutung, denn in diesem Jahr ist es exakt sechs Jahrzehnte her, dass die Omega Speedmaster auf den Markt gebracht wurde. Während die allermeisten in den 1950er Jahren produzierten Uhrenmodelle längst vom Markt verschwunden sind oder allenfalls noch als Retro-Uhren eine Wiederauferstehung erleben, ist die legendäre Weltraumuhr der Marke niemals aus dem Sortiment des renommierten Schweizer Herstellers verschwunden und verkörpert damit auf beinahe schon idealtypische Weise die Umsetzung ihrer Firmenphilosophie.
Denn das Omega, das im Jahr 1894 erstmals als Firmenlogo verwendet wurde, ist der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet und gilt als Symbol für Vollendung. Insofern soll das Logo den Anspruch zum Ausdruck bringen, Produkte von höchster Qualität zu lancieren, die kaum in irgendeiner Hinsicht zu verbessern sind. Im Falle der Omega Speedmaster Modelle trifft das ganz offensichtlich nicht nur auf die zuverlässige und robuste Technik zu, sondern vor allem auch auf das eigenständige, zeitlose Design, das sich seit 1957 ungeachtet aller zwischenzeitlichen Modetrends nicht wesentlich geändert hat und nur in wenigen Details modifiziert worden ist. So gehören zur Weltraumuhren-Reihe des Herstellers heute zahlreiche Linien:
Mit Highspeed in den Orbit
Die Kollektions- beziehungsweise Modellbezeichnung Speedmaster deutet bereits auf eine gewisse Affinität zu hohen Geschwindigkeiten hin. Doch die Schöpfer dieser Uhr, die Mitte der 1950er Jahre an der Entwicklung dieses Modells beteiligt waren, dürften dabei vor allem an den Motorsport oder an Flugzeuge gedacht haben.
Und selbstverständlich ist eine Omega Speedmaster Moonwatch auch heute noch ein sportlich-eleganter Chronograph, mit dem sich ein stilvoller Gentleman jederzeit an den berühmtesten Rennstrecken dieser Welt sehen lassen kann. Doch wie der Beiname der Weltraumuhr Moonwatch schon andeutet, sollte dieses legendäre und zur Ikone gewordene Modell die wichtigsten Höhepunkte seiner Modellgeschichte an einem ganz anderen Ort erleben – nämlich außerhalb der Erdatmosphäre.
Die US-amerikanische Raumfahrtagentur NASA, die sich in den frühen 1960er Jahren intensiv mit der Vorbereitung bemannter Weltraummissionen befasste, suchte in diesem Zusammenhang auch nach geeigneten Uhren, die die Astronauten bei ihren Einsätzen mitführen sollten. Diese mussten den starken Beanspruchungen während eines Raketenstarts sowie starken Magnetfeldern standhalten können und auch unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit perfekt funktionieren. Zudem waren, wie bei Pilotenuhren, eine leichte Bedienbarkeit und eine gute Ablesbarkeit gefragt. Um eine fundierte Auswahlentscheidung treffen zu können, bat die NASA mehrere Uhrenhersteller um Musterexemplare von potenziellen Weltraumuhren, um diese dann eingehenden Tests unterziehen zu können.
Zum ersten Mal im All – und zum ersten Mal auf dem Mond
Der erste Einsatz im All erfolgte am 3. Oktober 1962. An diesem Tag startete Walter Schirra mit der Mercury-Atlas 8 in den Orbit und trug dabei einen Chronographen der zweiten Speedmaster-Generation am Handgelenk. In der Praxis hielt die Uhr in vollem Umfang, was sie in den Tests versprochen hatte. Nachdem im Hinblick auf weitere NASA-Weltraummissionen noch umfangreichere Tests durchgeführt worden waren, erhielt sie am 1. März 1965 den “Ritterschlag”. Seither ist das Modell Omega Speedmaster Professional offiziell die einzige von der NASA für deren bemannte Raumflüge geeignete Uhr. Eine Tribut an die erste Weltraumuhr gelang dem Hersteller mit der Speedmaster Moonwatch “First Omega in Space”.
Am 3. Juni 1965 begleitete der robuste Chronograph zum ersten Mal einen Menschen beim Ausstieg in den freien Weltraum, der an diesem Tag von Ed White durchgeführt wurde. Der Höhepunkt ihrer Modellgeschichte folgte jedoch am 21. Juli 1969, denn an diesem Tag wurde die Weltraumuhr zur Moonwatch. Im Rahmen der Mondlandung betrat Buzz Aldrin kurz nach Neil Armstrong als zweiter Mensch den Erdtrabanten und trug dabei auch seine Speedmaster.
Eine Uhr rettet Menschenleben
Dass auf sie unbedingt Verlass ist, stellte die Omega Weltraumuhr im darauffolgenden Jahr unter Beweis. Als die NASA im April 1970 die Mission Apollo 13 startete, war eigentlich eine dritte bemannte Mondlandung geplant. Bevor die Astronauten den Mond erreichen konnten, kam es auf diesem Flug jedoch zu einem schweren Zwischenfall, der einen vorzeitigen Abbruch der Mission erforderte. Seit dem Start waren knapp 56 Stunden vergangen, als ein Sauerstofftank im Servicemodul explodierte. Infolge der Explosion wurden mehrere für das Überleben der Besatzung wichtige Systeme beschädigt. Die NASA entschied deshalb, die Mission umgehend zu beenden und die an Bord des Raumschiffes befindlichen Astronauten so schnell wie möglich zurück auf die Erde und außer Lebensgefahr zu bringen.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich Apollo 13 jedoch bereits mehr als 300.000 Kilometer von der Erde entfernt. Infolge der durch die Explosion verursachten Schäden waren die Astronauten gezwungen, sämtliche Stromkreise mit Ausnahme desjenigen für den Funkverkehr abzuschalten, wovon auch die Navigationscomputer und Zeitmesser betroffen waren. Somit war die Besatzung allein auf ihre mechanischen Armbanduhren angewiesen, als es um die Ermittlung des Zeitpunktes der Raketenzündung für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre ging. Für Kurskorrekturen stand dabei lediglich ein Zeitfenster von 14 Sekunden zur Verfügung.
In dieser Situation nutzte Jack Swigert seine Weltraumuhr, um damit die korrekte Zündungsdauer zu bestimmen. Fred Haise und Jim Lovell, seine beiden Kollegen, steuerten die Raumfähre unterdessen manuell. Das Manöver gelang, und so konnte das Leben der drei Astronauten gerettet werden. Die Uhr, die auf diese Weise zur Heldin geworden war, wurde dafür mit einer besonderen Auszeichnung bedacht.
Weltraumuhren: Nach 60 Jahren aktuell wie am ersten Tag
Heute ist die Omega Weltraumuhr eines der bekanntesten und beliebtesten Uhrenmodelle der Welt, das regelmäßig in entsprechenden Rankings zu finden ist. Die klassische Version der Speedmaster Moonwatch ist dabei nach wie vor die gefragteste. Ihr Gehäuse und ihr Armband sind aus Edelstahl gefertigt, und die weißen Zeiger und Indizes heben sich gut vom tiefschwarzen Zifferblatt ab. Die drei Hilfszifferblätter sind bei der Drei, bei der Sechs und bei der Neun platziert. Für Geschwindigkeitsmessungen ist die Lünette mit einer Tachymeterskala ausgestattet.
Im Vergleich zu vielen neueren Chronographen-Modellen wirkt das Gehäuse der Weltraumuhr keineswegs zu wuchtig, sondern eher dezent und elegant. Das dürfte auch einer der Gründe dafür sein, dass die Omega Moonwatch längst nicht mehr nur von Motorsportfans und Astronauten, sondern auch häufig zum Businessoutfit getragen wird. Darüber hinaus passt sie natürlich ebenso perfekt zu einem legeren Freizeitoutfit. Und dank ihrer Robustheit kann diese Uhr selbst bei vielen sportlichen Aktivitäten problemlos am Handgelenk bleiben. Und es gibt auch schon eine neue Weltraumuhr, die nichts mit dem Mond zu tun hat. So bleibt abzuwarten, ob die Omega Speedmaster X-33 Marstimer Chronograph 45 mm irgendwann tatsächlich auf dem Mars landet. Spannend bleibt dann auch, ob das bisher wenig beachtete Modell zu einem Bestseller wird, wie die Moonwatch.