« Gemeinsamer Geschäftsführer für Ulysse-Nardin und Girard-Perregaux »
Seit dem 28. August 2017 ist Patrick Pruniaux der neue CEO der Schweizer Luxus-Uhrenhersteller Ulysse-Nardin und Girard-Perregaux. Seine Biographie ist von Flexibilität und vielseitiger Erfahrung gezeichnet, denn der seit seiner Kindheit von Uhren begeisterte Pruniaux arbeitete bereits für Tag Heuer und betreute zudem die Entwicklung der Apple Watch. Zukünftig wird er wohl zu den wichtigsten Funktionären der Branche gehören, hat der Mutterkonzern Kering erst kürzlich die Führung beider Marken unter ein Dach gebracht.
Zielstrebiger Visionär mit beachtlicher Karriere
Betrachtet man die verschiedenen Typen von Unternehmensführern in der Uhrenindustrie, stechen zwei grundsätzlich verschiedene Charaktere hervor: Auf der einen Seite der passionierte Ingenieur, der schon sein Leben lang mit dem Bau und der Entwicklung von Zeitanzeigern beschäftigt ist, auf der anderen Seite der erfahrene Industriemanager, dessen Augenmerk auf der Maximierung des Shareholder Value liegt. Die Karriere von Patrick Pruniaux zeigt, dass ihm beide Rollen liegen:
Während er ab 2000 beim Luxusgüterkonzern LVMH für den Verkauf von Spirituosen in Lateinamerika verantwortlich war, hatte er bei Tag Heuer die Funktion des Vice President Global Sales & Retail inne.
Von 2010 bis 2014 konzentrierte er sich dort auf die Optimierung von Vertriebswegen sowie den Ausbau des internationalen Geschäfts. Hier war der Uhrenbegeisterte voll in seinem Element, hatte aber auch mit den Herausforderungen der Zeit zu kämpfen.
Vor allem der Versuch, in den Markt für Luxus-Mobiltelefone einzusteigen, erwies sich als Misserfolg Tag Heuers – wie alle anderen Hersteller auch, wurde der radikale Wechsel zum Smartphone unterschätzt. Seit 2005 im Unternehmen, verspürte er nach neun Jahren den Drang, etwas vollkommen Neues zu wagen. Der Weg sollte ihn weiter aus der Schweiz führen, als er es selbst vermutet hätte.
Mitverantwortlich für den Erfolg der Apple Watch
Talentiert und ehrgeizig war Patrick Pruniaux schon in jungen Jahren: Nach der Erlangung eines MBA-Titels an der HEC Paris sowie der London Business School entschied er sich, seine Leidenschaft für Uhren mit der Vorliebe für Sport zu vereinen – Tag Heuer erwies sich also als idealer Arbeitsplatz für den freizeitmäßigen Segler, Kitesurfer und Freitaucher.
2014 aber bekam er ein Angebot beim weltberühmten Technologieunternehmen aus Cupertino – ohne genau zu wissen, was ihn dort erwartet.
Man kann es sich so vorstellen: Er bekam einen Arbeitsvertrag mit Titel und Lohn vorgelegt, der keinerlei Informationen über die genaue Tätigkeit enthielt.
Der Herausforderungen liebende Patrick Pruniaux unterschrieb und sollte in den folgenden drei Jahren ein besonderes Projekt betreuen. Dabei handelte es sich um nichts geringeres als die Apple Watch, die sich für das Großunternehmen als äußerst erfolgreicher Einstieg in die Welt der Uhren erweisen sollte.
Pruniaux´ Arbeitsweise unterschied sich dort massiv von der aus der Schweizer Heimat – unter anderem wurden Studien zum Handgelenksumfang durchgeführt, um die perfekten Größen des digitalen Zeitanzeigers zu ermitteln. Später sollte er die Zeit in Cupertino als immense Bereicherung beschreiben, die auch seine Denkweise als CEO bei Ulysse-Nardin und Girard-Perregaux prägen sollte.
Luxusmarken der obersten Liga
Die beiden Hersteller gehören zur Kering Group, die unter anderem auch Marken wie Gucci, Saint Laurent und Alexander McQueen umfasst. Sie zählen zu den exklusivsten und traditionsreichsten Anbietern auf dem Markt – Girard-Perregaux kann auf eine bis 1791 reichende Historie zurückblicken und stellt hauptsächlich Meisterstücke im fünfstelligen Preisbereich her.
Besonderes Aufsehen erregen beide Manufakturen regelmäßig durch extravagante Kreationen – Tourbillon, Diamantuhren und einzigartige Skeleton-Ausführungen bewegen sich preislich oft jenseits der 100.000 Euro und sind das Ergebnis der höchsten nur denkbaren Uhrmacherkunst. Verständlich, dass Ulysse-Nardin und Girard-Perregaux somit eine hohe Ausstrahlwirkung auf die ganze Industrie haben, denn die kreativen Köpfe aus Le Locle und La Chaux-de-Fonds sind für bahnbrechende Designs und geniale Mechaniken berühmt. Wer einmal die Stände der Marken auf der SIHH in Genf besucht hat, weiß genau, wovon hier die Rede ist.
Als CEO beider Manufakturen trägt Patrick Pruniaux folglich eine Verantwortung, die weit über das Schicksal der eigenen Firmen herausragt – es geht um Trends für die ganze Industrie, darum, welchen Weg die Luxusuhren von morgen einschlagen.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Patrick Pruniaux hat seine Entscheidung, die kalifornische Technologiemarke zu verlassen, nie bereut. Ganz im Gegenteil: Seine erste Ankunft im Büro Ulysse-Nardins beschreibt er als glückliches Erlebnis, genau seinen Vorstellungen entsprechend. Er sieht seine Tätigkeit bei der Traditionsmarke, wie alle stolzen Mitarbeiter, als Fortsetzung einer jahrhundertealten Geschichte. Diese erlebte allerdings nicht nur Höhen: 1983 kurz vor der Insolvenz, stellte die Übernahme durch den Investor Rolf Schnyder die letzte Rettung dar. Das Beispiel zeigt, dass Erfolg für die Schweizer Uhrenindustrie längst nicht selbstverständlich, sondern an stetige Weiterentwicklung, Kreativität und hohen Innovationsgeist gebunden ist.
Glücklicherweise gelang es Schnyder, die Marke wieder zum Erfolg zu führen – nicht zuletzt dank der Hilfe von Ludwig Oechslin, der noch heute stark in das Unternehmen eingebunden ist. Nun liegt es an Patrick Pruniaux, die zuletzt goldenen Jahrzehnte beider Marken fortzuführen, ihre Position als Vorreiter bei der Entwicklung exzellenter Zeitanzeiger zu verteidigen und zu stärken. Sein ehrgeiziger Charakter und die vielseitigen Berufserfahrungen lassen kaum Zweifel daran, dass es ihm gelingen wird – die nächsten Jahre werden zeigen, wohin die Wege von Pruniaux, Girard-Perregaux und Ulysse-Nardin führen werden.