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Peter Henlein: Der Vater der Taschenuhr

Von der mittelalterlichen Turmuhr bis zur modernen Armbanduhr: Die faszinierende Geschichte der Zeitmessung ist seit Jahrhunderten mit Pioniergeist, Innovation und gesellschaftlichem Fortschritt verbunden. Einen der wichtigsten Schritte zur modernen Horologie stellte dabei die Erfindung der Taschenuhr dar, die dem spätmittelalterlichen Schlossermeister Peter Henlein zugeschrieben wird. Wir haben uns auf eine Zeitreise begeben, um den Leistungen, dem Leben und der Nachwirkung des sagenhaften Konstrukteurs auf den Grund zu gehen.

Mythos und Wahrheit – eine schleierhafte Biographie

Der in Nürnberg, wahrscheinlich um 1480 geborene Henlein erlebte die Evolution der Zeitmessgeräte am eigenen Leibe.

Während Sonnen-, Wasser- und Sanduhren über Jahrtausende hinweg eine ziemlich unpräzise Feststellung der Tageszeit erlaubten, gab es nun mechanische Werke zur Unterscheidung exakter, gleich langer Stunden.

Präzise Biographien waren zu dieser Zeit allerdings eine Seltenheit, wie die heute bekannte Lebensgeschichte Peter Henleins zeigt: Nur wenige Daten seines Schaffens sind wirklich sicher. Fest steht, dass der mutmaßliche Erfinder der Taschenuhr im Jahre 1509 seinen Meistertitel des Schlosserhandwerks erlangte und, wie aus den Nürnberger Stadtakten hervorgeht, mehrfach mit dem Bau sowie der Reparatur von Turmuhren beauftragt wurde.

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Vom Theologen und vehementen Luther-Gegner Johannes Cochläus um 1512 erwähnt, soll Henlein der erste Erschaffer einer tragbaren Räderuhr gewesen sein. Gerade dieser Fakt aber ist es, der von modernen Historikern kritisch betrachtet wird. Angesichts der Tatsache, dass die für den Bau kompakter Uhren elementaren Zugfedern bereits ein halbes Jahrhundert vor Henlein, vermutlich in Italien entwickelt wurden, ist seine Rolle als Erfinder der Taschenuhr stark anzuzweifeln.

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Nichtsdestotrotz war der dreimal verheiratete Schlosser eine seinerzeit berühmte Persönlichkeit, die es zu einem beträchtlichen Wohlstand brachte und ein ähnliches Ansehen wie der prominente Nürnberger Maler Albrecht Dürer (1471-1528) genoss. Bis heute als zentrale historische Figur des deutschen Uhrmacherhandwerks anerkannt, starb er im Jahr 1542 in seiner Heimatstadt.

Von Fürsten und Königen geschätzt: Seine Uhren

Obwohl Peter Henlein die erste tragbare Uhr wahrscheinlich nicht erfunden hat, stehen seine Errungenschaften als Verbesserer dieser Technik außer Frage. Er spezialisierte sich auf zwei Typen damals üblicher Zeitanzeiger: Die Dosen- und die sogenannte Bisamapfeluhr. Zu ersterer Sorte, einem zylinderförmigen Modell ähnlich einer modernen Konservendose, zählt auch das größte Streitobjekt in Bezug auf Henleins Biographie – seine angeblich erste Taschenuhr.

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Seit 1897 im Germanischen Nationalmuseum ausgestellt, ist sie nach neuesten Erkenntnissen weder eine Fälschung noch ein hundertprozentiges Original. Das liegt vor allem daran, dass Teile des Modells aus späteren Jahren des 16. Jahrhunderts stammen, in denen der gefeierte Erfinder bereits verstorben war.

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Viel berühmter war Henlein jedoch für die Bisamapfeluhr, die er in kunstvoll verzierten und teils vergoldeten Ausführungen an den Nürnberger Rat sowie hochrangige Adelige seiner Zeit verkaufte. Bei Bisamäpfeln handelte es sich bis ins 17. Jahrhundert um tragbare, kugelförmige Hohlbehälter, in denen meist Duftstoffe wie Moschus, Ambra oder eben Bisam transportiert wurden.

Henlein gelang es, den damals schon existenten Federantrieb in diese Kugeln zu verbauen und sie mit einem innenliegenden Zifferblatt und Werk auszustatten.

Von 1500 bis heute: Taschenuhren im Wandel der Zeit

Die Erfinder des frühen 16. Jahrhunderts markierten den Startschuss zu einer jahrhundertelangen Erfolgsgeschichte der Taschenuhr. Zunächst in den Varianten Peter Henleins verbreitet, verfügte die frühe tragbare Uhr aufgrund ihrer Ungenauigkeit lediglich über einen Stundenzeiger – erst zur Mitte des 17. Jahrhunderts verbreitete sich der Einbau eines zusätzlichen Minutenzeigers. In dieser Zeit explodierte auch die Vielfalt produzierter Bauarten: Von der Savonnette, der bis heute bekannten Variante mit Sprungdeckel, bis zur deckellosen Lépine und der besonders flachen Frackuhr konnte die reiche Kundschaft zwischen zahlreichen Ausführungen wählen.

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Erst mit der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts, die eine massenhafte Produktion der Zeitanzeiger anstelle der aufwendigen Manufakturarbeit ermöglichte, gelang den Taschenuhren der Durchbruch in der Mittelschicht. Erstmals ermöglichte sie die jederzeitige Einhaltung von Terminen, verhalf ihren Trägern zu mehr Unabhängigkeit und erhöhte damit den Fortschritt und die Produktivität der Gesellschaft. Ihren Höhepunkt erreichte die Taschenuhrherstellung um 1900, wobei sie in den folgenden Jahrzehnten zunehmend von der Armbanduhr verdrängt wurde.

Antikes Stück oder modernes Accessoire? Die Taschenuhr heute

Schon seit einigen Jahren scheinen Taschenuhren ihr allmähliches Comeback zu feiern. Denn nicht nur diverse Modemarken, sondern auch etablierte Schweizer Hersteller wie beispielsweise Tissot mit der T-Pocket Collection haben mindestens eine dieser traditionellen Zeitanzeiger in ihr Sortiment aufgenommen. Auch Hybridmodelle, die als Taschen- und Armbanduhr genutzt werden können, erfreuen sich steigender Beliebtheit. Dieser Aufstieg zeigt, dass eine tragbare Uhr längst nicht mehr für Kolonialismus und Geschichtsbücher steht – im Gegenteil, heute gilt sie als stilvoll und modisch. Dabei eignet sie sich nicht nur als individuelles Accessoire im Alltag, sondern macht auch zu feierlichen Anlässen eine erstaunlich gute Figur.

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In der Westentasche des Anzugs getragen, wird die sichtbar präsentierte Uhrenkette garantiert zum Hingucker. Selbst der kreative Peter Henlein hätte sich wohl kaum vorstellen können, dass seine kleinen Zeitanzeiger über 500 Jahre nach seinem Schaffen wieder in Mode sind. Unabhängig davon sind seine Leistungen beachtlich, völlig gleich ob er nun der Erfinder der Taschenuhr ist oder nicht: Denn er war es, der den jahrhundertelangen Prozess hin zur modernen Horologie massiv vorangetrieben und vielleicht sogar entscheidend beeinflusst hat. Könnte er unsere faszinierenden Armbanduhren des 21. Jahrhunderts sehen, wäre er sicher stolz.

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