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Die beiden wichtigsten Schweizer Uhrenmessen finden 2019 zum letzten Mal in der aus den zurückliegenden Jahren bekannten Art und Weise statt, bevor sie 2020 beide auf Ende April verlegt und unmittelbar aufeinanderfolgen werden. Konzeptionelle Änderungen sind jedoch bereits in diesem Jahr sichtbar und im Falle der Baselworld vor allem durch den spürbaren Rückgang der Besucher- und Ausstellerzahlen in den Vorjahren bedingt. Wir haben uns umgehört, was die Messebesucher vom 21. bis zum 26. März in Basel erwarten wird.
Pre Baselworld 2019: Kann die Messeleitung das Ruder noch herumreißen?
Nachdem es in den vergangenen Jahren immer wieder Stimmen aus der Branche gegeben hatte, die das Konzept und die Vermarktungsstrategie der Baseler Messeleitung kritisierten, wurde spätestens im Sommer 2018 offenbar, dass es höchste Zeit zum Handeln sei. Schon im März 2018 waren mehrere bekannte Marken wie Girard-Perregaux, Hermès oder Ulysse Nardin nicht mehr in Basel dabei gewesen und hatten ihre neuesten Modelle stattdessen bereits im Januar auf dem Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) in Genf der Öffentlichkeit präsentiert. Ein regelrechter Paukenschlag folgte dann im Sommer 2018, als mit der Swatch Group nicht nur der führende Konzern der Schweizer Uhrenindustrie, sondern zugleich auch einer der größten Aussteller seinen Rückzug von der Baseler Uhrenmesse bekanntgab.
Der Baseler Messe entgehen damit nicht nur rund 50 Millionen Franken an Umsatz. Vielmehr bleibt auch rund ein Viertel der bisherigen Ausstellungsfläche unvermietet. Und wer bislang nach Basel kam, um dort Uhren von Swatch-Marken wie Blancpain, Breguet, Certina, Glashütte Original, Hamilton, Longines, Omega, oder Tissot zu sehen, verzichtet nun möglicherweise ebenfalls auf ein Ticket. Dass der Baseler Negativtrend mit dem Abschied der Swatch Group noch keineswegs beendet war, zeigte sich einige Wochen später, als sich auch Raymond Weil und Maurice Lacroix zu diesem Schritt entschlossen. Umso gespannter blicken Fachwelt und private Uhrenliebhaber auf diejenigen Hersteller, die weiterhin in Basel ausstellen wollen.
Mehrere Pre-Baselworld-2019-Berichte weisen darauf hin, dass sich Aussteller und Besucher vermutlich über etwas günstigere Preise freuen können. In wenigen Wochen wird sich zeigen, ob es der Messeleitung gelungen ist, durch konzeptionelle Veränderungen und attraktivere Konditionen das Ruder herumzureißen und die Grundlagen für einen erfolgreichen Neuanfang zu schaffen.
LVMH bleibt der Baseler Uhrenmesse treu
Ein wichtiges Signal zugunsten der Baseler Uhrenmesse dürfte die Entscheidung des französischen Luxusgüterkonzerns Moët Hennessy Louis Vuitton S. A. (LVMH) sein, mit seinen Uhrenmarken weiterhin dort auszustellen. Die neuesten Kollektionen von Hublot, TAG Heuer und Zenith werden sich also auch im März 2019 in Basel bewundern lassen.
Von TAG Heuer werden mit Sicherheit die im Februar angekündigten neuen Heuer-01-Zifferblätter für die “Connected” zu sehen sein, außerdem dürfte die Calibre Heuer 02T Tourbillon eine der wichtigsten Attraktionen von TAG Heuers Messestand sein. Die neuesten Mitglieder der El-Primero-Familie von Zenith, die auf 250 Exemplare limitierte Retro-Sonderedition Zenith Pilot Type 20 Extra Special Silver oder die aktuellsten Sondereditionen von Hublot versprechen ebenfalls eine erhebliche Anziehungskraft auf viele Messebesucher auszuüben.
Pre Baselworld 2019: Bell & Ross lanciert BR03-92 BI-COMPASS
Zu den Herstellern, die schon vorab konkrete Informationen zu ihren Baseler Messeneuheiten 2019 veröffentlicht haben, gehört Bell & Ross. Die seit 2005 für ihre markanten, am Design von Cockpit-Instrumenten orientierten Uhren bekannte Marke hat bereits verlauten lassen, dass sie ihre Kollektion um ein weiteres Modell mit der Bezeichnung BR03-92 BI-COMPASS ergänzen will. Ähnlich wie bereits bei den Modellen BR01 RADAR, BR01 ALTIMETER und BR01 CLIMB wurde dem Entwurf auch in diesem Fall ein konkretes aeronautisches Instrument zugrunde gelegt.
Das ist keine rein ästhetische Frage, sondern hat für den Träger einer solchen Uhr den offenkundigen Vorteil, dass der schnellen und leichten Ablesbarkeit des Zifferblattes absolute Priorität eingeräumt wurde. Dazu trägt dessen übersichtliche Gestaltung ebenso bei wie das klare Design von Zeigern und Indizes und die großzügige Verwendung von Leuchtmasse.
Das 42-Millimeter-Gehäuse besteht aus mattschwarzer Keramik und ist bis zu einem Druck von 10 Bar oder 100 Metern Tiefe wasserdicht.
Das mechanische Uhrwerk vom Kaliber BR-CAL.302 ist mit einem automatischen Aufzug ausgerüstet. Angezeigt werden Stunden, Minuten, Sekunden und das jeweilige Tagesdatum. Als Materialien für das Armband stehen schwarzer Kautschuk sowie ein besonders robustes schwarzes Synthetikgewebe zur Auswahl. Insgesamt sollen von der BR03-92 Bi-Compass lediglich 999 Stück produziert werden.
Mit welchen neuen Uhren kommt Rolex nach zur Baselworld?
Die Manufaktur mit dem Kronen-Logo wird in Basel ebenfalls wieder präsent sein und mit Sicherheit einige neue Modellversionen im Gepäck haben. Doch wie auch schon in den Vorjahren, ist darüber bislang noch nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Kein Wunder, dass unter Rolex-Liebhabern bereits zahlreiche Spekulationen kursieren.
So könnte es beispielsweise Neuerungen bei der Submariner geben, da diese Modelllinie einerseits zum Kern des Sortiments von Rolex gehört, anderseits aber im vergangenen Jahr keine Modifikation erfahren hat. Denkbar wäre nach Auffassung einiger Uhrenliebhaber die Einführung eines Werkes mit 70-stündiger Gangreserve für die Submariner oder die Verwendung von Keramik bei der Explorer II. Andere Stimmen verweisen darauf, dass die Milgauss seit Jahren unverändert und somit eine mögliche Kandidatin für eine Messeneuheit des Jahres 2019 sei.
Mühle Glashütte setzt weiter auf den Messestandort Basel
Zu den Unternehmen, die definitiv wieder in Basel ausstellen wollen, gehört auch Mühle Glashütte. Inhaber Thilo Mühle sagte in diesem Zusammenhang im Rahmen einer Pre-Baselworld-2019-Mitteilung, man gehe nach dem Abschied der Swatch Group davon aus, dass sich der Fokus der Messe nun stärker auf individuelle Aussteller richten werde. Für sein Unternehmen sei die Baselworld eine optimale Möglichkeit, das 150. Jubiläum der Firmengründung und das 25-jährige Bestehen von “Nautische Instrumente Mühle-Glashütte” auf internationalem Parkett zu feiern.
Zu den Exponaten der Glashütter Manufaktur auf der Messe in Basel dürften 2019 zwei neue Uhren gehören, die im Februar 2019 bereits auf der Inhorgenta in München zu sehen waren: die Panova mit grünem Zifferblatt und die Teutonia IV, die als erste Mühle-Uhr mit einer Mondphasenanzeige ausgestattet ist.
Pre Baselworld 2019: erste Messe-News weiterer Hersteller aus der Schweiz und aus Deutschland
Die übrigen Manufakturen aus Glashütte haben sich unterschiedlich zur Baselworld positioniert. Während Nomos durchaus Gründe zur Kritik sah, aber dennoch wieder teilnehmen will, hatte Bruno Söhnle die Nachricht vom Wegbleiben der Swatch Group und damit auch von Glashütte Original seinerzeit nicht kommentieren und kein Statement zu eigenen Plänen abgeben wollen.
Sollte das Uhrenatelier Bruno Söhnle in Basel ausstellen, so werden dort sicherlich die beiden neuen Serien Hamburg und Padua zu sehen sein. Unter den Schweizer Marken, die konkrete Messepläne veröffentlicht haben, gehört Oris.
Von der Hölsteiner Manufaktur verlautete bereits, dass sie mit verschiedenen neuen Modellen der Aquis-Linie, darunter der Oris Aquis Date Relief, sowie mit der Oris Dive Control Limited Edition und der Big Crown Pointer Date 80th Anniversary Edition nach Basel kommen werde. Darüber hinaus hat sich auch Sinn Spezialuhren klar zugunsten der Baseler Messe positioniert. Sinn-CEO Lothar Schmidt äußerte sich zwar nicht zu konkret geplanten Neuvorstellungen und Trends, ließ aber immerhin bereits anklingen, in welche Richtung die Reise gehen könnte, in dem er darauf hinwies, dass 2019 der 20. Geburtstag der Frankfurter-Finanzplatz-Uhren anstehe.
Bleibt abzuwarten, inwieweit interessante Neuigkeiten wie diese die Besucher darüber hinwegtrösten können, dass sie auf die gewohnte Messepräsenz von Marken wie Blancpain, Omega, Hublot, Tissot oder Hamilton in diesem Jahr verzichten müssen.