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Viele der bekanntesten Zeitanzeiger sind geschaffen, um ihre Exklusivität offen und selbstbewusst zur Schau zu stellen. Andere hüllen sich in vornehme Zurückhaltung und offenbaren ihre Außergewöhnlichkeit nur einer Handvoll passionierter Experten. Dieses Understatement übt auf die meisten Liebhaber einen besonderen Reiz aus. Wir finden schlichte Luxusuhren ebenfalls sehr spannend und präsentieren Ihnen unsere Top 5 der horologischen Gentlemen.
Nomos Glashütte Ludwig neomatik 41 Datum
Man nehme eine Prise Bauhaus, vermische sie mit klassischen Linien und füge ein extraflaches Manufakturkaliber hinzu: Das Grundrezept der Nomos Glashütte Ludwig in der Ausführung neomatik 41 Datum (Ref. 261.S1) ist keine Überraschung im Sortiment des sächsischen Herstellers, wird aber um einige Besonderheiten verfeinert. Zum einen wäre da die strenge Limitierung auf 175 Exemplare, weil das Sondermodell im Jahr 2020 – zusammen mit zwei kompakteren Special Editions – anlässlich des 175. Geburtstags der Glashütter Uhrenindustrie lanciert wurde. Auf ihre Seltenheit weist die 41 Millimeter große Ludwig jedoch an keinem offensichtlichen Ort hin, sondern beschränkt sich auf einen Schriftzug inklusive Nummerierung am Rande des Gehäusebodens.
Letzterer gewährt durch ein Saphirglasfenster Einblicke ins automatische DUW 6101. Nach Chronometerwerten reguliert, besitzt es 42 Stunden Gangreserve und erlaubt der Ludwig dank seines großen Durchmessers eine Gehäusehöhe von lediglich 7,7 Millimetern. Schlichte Uhren in Vollendung. Noch schöner wird es im Zifferblatt, wo eine emailleweiße Oberfläche auf temperaturgebläute Zeiger und die wahrscheinlich eleganteste Datumsanzeige aller Zeiten trifft. Erstmals in Nomos´ Firmengeschichte zeigt sie nicht arabische, sondern römische Ziffern und fügt sich perfekt in die Typographie des Zifferblatts ein. Herstellerpreis: 3.300 Euro.
Omega Constellation Globemaster Chronometer 39mm
Schlichte Luxusuhren beherrscht man auch in Biel, wo berühmte Kollektionen wie die Seamaster Diver 300M oder Professional Moonwatch eigentlich für prägnante Designs und nicht etwa Understatement stehen. Um die schweizerische Kunst der Zurückhaltung kennenzulernen, bedarf es eines Dates mit der Omega Constellation Globemaster Chronometer 39mm. Meisterhaft demonstriert sie, dass schlichte Uhren nichts mit Langeweile zu tun haben müssen: Sowohl die geriffelte Hartmetall-Lünette als auch das plastisch hervorgehobene “Pie-Pan”-Zifferblatt verleihen der Dresswatch einen ausdrucksstarken Charakter.
Unser Favorit in puncto Understatement ist die Ref. 130.33.39.21.02.001 mit geschwärzten Zeigern wie Indizes, die auf ein opalisierend silbernes Zifferblatt und traditionelles schwarzes Alligatorband treffen. Seine Kraft schöpft das Instrument aus dem Master Chronometer 8900, das zusammen mit dem historischen Constellation-Observatorium auf der Rückseite zu beobachten ist und dank zwei Federhäusern 60 Stunden Gangreserve erreicht. Typisch Omega, ist eine Siliziumspirale verbaut und trägt zum hohen Magnetfeldschutz bis 15.000 Gauß bei. Kostenpunkt: 6.700 Euro.
Fortis Spacematic Steel
Auf vollkommen andere Weise nähert man sich dem Thema schlichte Luxusuhren in Grenchen an, wo Fortis seit 1960 die Spacematic produziert. Zu Beginn ihres Lebens durch den Einsatz bei den Gemini-Besatzungen der NASA berühmt geworden, konzentriert sich das Instrument auf pure Funktionalität und gehört zu jenen Zeitanzeigern, die beinahe ausschließlich an Enthusiasten verkauft werden. Schlicht, aber kraftvoll lautet das Motto der aktuellen Generation (Ref. F2520002): So besticht das 40 Millimeter große, gebürstete Edelstahlgehäuse durch steile Flanken, geradlinige Bandanstöße und eine griffige Krone, während das Zifferblatt von drei gigantischen arabischen Ziffern dominiert wird. Reichlich Superluminova trifft dort auf eine gekörnte schwarze Oberfläche und eine Day-Date-Komplikation, deren Scheiben erfreulicherweise in Zifferblattfarbe lackiert wurden.
Schlichte Uhren in Perfektion. Die Sachlichkeit ihres Designs überträgt die Fortis Spacematic Steel ins Innere, wo das automatische UW-31 (Basis: ETA 2836) seine Arbeit in gewohnter Zuverlässigkeit verrichtet. Preislich liegt das bis zu 100 Meter wasserdichte Herrenmodell bei 1.090 Euro. Wer schlichte Uhren lieber mit einer weißen Oberfläche kombiniert, erhält alternativ die Stealth White Edition (Ref. F2520003) für 1.330 Euro.
Blancpain Villeret Ultraplate
Für das Siebenfache dieser Konditionen steht die Blancpain Villeret Ultraplate (Ref. 6605 1127 55) im Schaufenster. Sieht man das Haute-Horlogerie-Meisterstück aus Le Brassus zum ersten Mal, kommt zu Recht die Frage nach der Begründung seines Herstellerpreises von 9.410 Euro auf. Kein Edelmetall, keine Komplikation, nicht mal einen Sekundenzeiger, sondern lediglich ein 40 x 7,39 Millimeter großes Edelstahlgehäuse und zwölf römische Ziffern begrüßen den erwartungsvollen Beobachter.
Was Laien als schlechten Deal enttarnen, offenbart sich für Kenner als ultimative Form des Understatements. Denn schlichte Luxusuhren von Blancpain haben es buchstäblich in sich: Obwohl das handgefertigte Manufakturwerk 11A4B opulente 95 Stunden Gangreserve bereithält, finden seine 131 Komponenten und majestätischen Verzierungen auf einer Höhe von 2,8 Millimetern Platz. Eine mechanische Glanzleistung, die der zurückhaltende Besitzer durch einen Saphirglasboden bewundern kann. Genauso schlicht wie die Villeret selbst präsentiert sich ihr schwarzes Alligatorband, welches auf Wunsch durch eine prunkvollere Milanaise-Variante (Ref. 6605 1127 MMB, 11.580 Euro) ersetzt werden kann.
Union Glashütte 1893 kleine Sekunde
Dass schlichte Uhren aus Glashütte wahre Meister der Kultiviertheit sind, hat bereits die Nomos Ludwig bewiesen. Emaille-Optik und gebläute Zeiger sind jedoch ein Erfolgsrezept, das auch die Mitbewerber aus der Nachbarschaft stilvoll umzusetzen wissen. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür markiert die Union Glashütte 1893 kleine Sekunde (Ref. D010.428.16.017.00). Mit 41 Millimetern Durchmesser, Eisenbahnminuterie und Saphirglasboden ähnelt sie der Nomos in einigen Details, tauscht deren Bauhaus-Inspiration aber durch pure Klassik aus und besitzt mit 100 Metern die doppelte Wasserdichtigkeit.
Wie es sich für schlichte Luxusuhren gehört, lässt sich die 1893 auf keinerlei Design-Experimente ein und besitzt elf arabische Ziffern in vornehmer Typographie. Passend zum Namen des Modells, erinnert letztere an die Zifferblätter des 19. Jahrhunderts und trifft auf eine zentrale Datumsanzeige innerhalb der kleinen Sekunde. Seine Kraft schöpft der Zeitanzeiger aus dem Automatikwerk U 2899-ZZ6, welches sich mit Union-Rotor und eigenständigen Veredelungen von der ETA-Basis distanziert – Glashütter Streifenschliff und 42 Stunden Gangreserve inklusive. 1.780 Euro.