Eine Uhr, mit der man im wahrsten Sinne des Wortes rechnen kann? Die meisten Liebhaber mechanischer Luxusuhren dürften dabei wohl spontan an den legendären Fliegerchronographen Breitling Navitimer denken. An dieser Stelle präsentieren wir den Lesern unseres Magazins jedoch eine Alternative, die der Breitling-Ikone unter funktionellen und ästhetischen Aspekten durchaus ebenbürtig ist. Lernen Sie den Fliegerchronograph Sinn 903 St!
Der Navigationschronograph Sinn 903 St – eine Fliegeruhr mit interessanter Zusatzfunktion
Zugegeben, das schwarze “Inverse-Panda”-Zifferblatt mit den drei hellen Totalisatoren in Tricompax-Anordnung und die logarithmischen Skalen am Zifferblattrand der Sinn 903 St erinnern den Kenner zunächst einmal an das bekannte Navitimer-Modell von Breitling. Doch spätestens auf den zweiten Blick werden – abgesehen natürlich vom Markenlogo – einige markante Unterschiede deutlich, durch die sich dieser Fliegerchronograph von Sinn gegenüber Breitlings Navitimer abhebt. Da ist zum einen die zusätzliche Krone für die Rechenschieberlünette bei der Zehn, die es beim Navitimer nicht gibt. Zum anderen ist die gerändelte Außenseite der Lünette etwas sanfter geformt und weniger stark gezackt.
Und schließlich ist die Zwölf bei der 903 St deutlich in Ziffern dargestellt – und nicht nur durch zwei parallele Strichindizes wie beim Navitimer. Spätestens beim Anblick der Rechenschieberskalen wird klar, dass dieser Fliegerchronograph nicht nur eine herkömmliche Pilotenuhr mit Chronographenfunktion ist, sondern seiner Herkunft aus einer Firma mit dem Namen Sinn Spezialuhren alle Ehre macht. Denn Sinn Uhren sind dafür bekannt, dass sie in der Regel speziell auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten und jeweils mit entsprechenden Zusatzfunktionen ausgestattet sind. Chronographen für Flieger bilden zwar einen Schwerpunkt der Produktpalette von Sinn, doch gibt es darüber hinaus noch zahlreiche weitere Spezialuhren, so etwa für Banker, Taucher, Motorsportler und Jäger. Mit ihrer Rechenschieberfunktion stellt die 903 St in diesem Umfeld eine Besonderheit dar, die eine nähere Betrachtung verdient.
Rechenschieber und Rechenscheiben – analoge Vorgänger der elektronischen Taschenrechner
Lange Zeit war der Rechenschieber in der Schule ebenso wie in den Naturwissenschaften und in der Technik ein unverzichtbares Arbeitsmittel. Er basiert auf dem Prinzip des grafischen Addierens beziehungsweise Subtrahierens von Strecken auf logarithmischen Skalen, von denen jeweils eine fest, die andere hingegen beweglich ist. Erste Vorläufer waren schon wenige Jahre nach der Entwicklung des Konzepts der Logarithmen im frühen 17. Jahrhundert entstanden und ab Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte der Rechenschieber im Zuge der voranschreitenden Industrialisierung seinen weltweiten Durchbruch. Vorzugsweise wurde der Rechenschieber für Multiplikationen und Divisionen genutzt. Darüber hinaus konnte er – mit den entsprechenden Skalen – aber auch zum Quadrieren, Wurzelziehen, Umrechnen von Einheiten sowie für komplexere Berechnungen, etwas in der Trigonometrie, verwendet werden.
In bestimmten Fachgebieten kamen zudem besondere Ausführungen für häufig wiederkehrende Berechnungen zum Einsatz. So gab es beispielsweise Rechenschieber für typische Berechnungen in der Vermessungstechnik, im Maschinenbau, in der Elektrotechnik oder auch bei der Artillerie und in anderen militärischen Bereichen. Mit linearen Skalen ausgestattete Rechenschieber wurden in Anspielung auf ihre Form auch als Rechenstab bezeichnet, Modelle mit kreisförmigen Skalen hingegen als Rechenscheibe.
Letztere ließen sich aufgrund ihrer Form gut in ein rundes Uhrengehäuse integrieren und wurden daher bereits in den 1940er Jahren mit Chronographen für Piloten und Flugnavigatoren kombiniert.
Uhren mit Rechenschieber-Funktion: liebenswerter Anachronismus mit praktischem Nutzen
Die auf diese Weise entstehenden Navigationschronographen vereinten in sich mehrere Vorteile. Zum einen boten sie einen großen Funktionsumfang und machten das Mitführen mehrerer separater Instrumente entbehrlich, zum anderen waren sie durch die praktische Befestigung am Arm des Fliegers jederzeit im Blickfeld und gut erreichbar. Angesichts der Tatsache, dass Rechenstäbe und Rechenscheiben in Schulen und im professionellen Bereich inzwischen seit mehr als 30 Jahren durch den Taschenrechner verdrängt worden sind und die früheren Aufgaben der Navigatoren an Bord von Flugzeugen längst von Bordcomputern erledigt werden, mag eine Uhr mit Rechenschieber- oder Rechenscheiben-Funktion wie die 903 St von Sinn Spezialuhren heute auf den ersten Blick anachronistisch anmuten.
Doch viele Uhrenliebhaber finden sie gerade deshalb attraktiv und wissen nach wie vor auch ihren praktischen Nutzen als Rechenhilfsmittel zu schätzen. Waren von den Flugnavigatoren und Piloten vor allem Flugzeiten, Kurse oder Treibstoffverbräuche zu berechnen, so eignen sich Uhren mit Rechenschieberfunktion heute vor allem zur schnellen Ausführung von Dreisatzrechnungen und Umrechnungen von Einheiten aller Art, zum Beispiel für Wechselkursberechnungen.
Der Navigationschronograph unter den Sinn-Uhren: die 903 St im Detail
Das Zifferblatt der Sinn 903 St ist neben der schwarzen Version auch in einem tiefdunklen Nachtblau oder in Weiß erhältlich, wobei die Totalisatoren in jedem Fall weiß sind. Die Indizes und die Zeiger sind jeweils mit einer elfenbeinfarbenen Nachleuchtfarbe versehen und somit auch bei Dunkelheit gut ablesbar. Dank der separaten Krone auf der linken Seite sind die Bedienelemente für Rechen- und Chronographenfunktion übersichtlich getrennt, was die Bedienung erleichtert. Für den Antrieb sorgt ein mechanisches Ankerwerk vom Kaliber SW 500 mit automatischem Aufzug. Der Fliegerchronograph ist nach der Norm DIN ISO 1413 stoßsicher und zudem antimagnetisch gemäß DIN 8309. Sein Gehäuse besteht aus poliertem und satiniertem Edelstahl. Sowohl das Deckglas als auch der transparente Gehäuseboden sind aus kratzfestem Saphirkristallglas gefertigt und entspiegelt.
Zum Erreichen der gewünschten Wasserdichtigkeit ist die Aufzugskrone verschraubbar. Damit besitzt die 903 St eine Wasserdichtigkeit von 100 Metern. Zugleich ist die Sinn 903 St auch unterdrucksicher. Das Armband besteht wahlweise aus Edelstahl, Leder oder Silikon. Mit diesen Ausstattungsmerkmalen und ihrer Robustheit ist die 903 St eine zuverlässige Begleiterin für nahezu alle Lebenslagen. Als Dresswatch eignet sie sich wegen ihrer doch recht sportlichen und funktionalen Optik weniger, doch mit ihrem relativ moderaten Gehäusedurchmesser von 41 Millimetern wirkt sie keineswegs zu wuchtig, um sie mit einem Businessoutfit zu kombinieren. Das hat ganz nebenbei noch den Charme, dass der Träger dieser besonderen Fliegeruhr durch unauffälliges Drehen an der Lünette während einer geschäftlichen Besprechung jederzeit schnell Berechnungen ausführen kann, ohne erst umständlich seinen Taschenrechner auszupacken oder auf seinem Smartphone herumzutippen.
So verleiht die 903 St ihrem Besitzer nicht nur eine weltläufige Aura, sondern zugleich ein Maß an Souveränität, das gerade in Verhandlungssituationen ein nicht zu unterschätzender Vorteil sein kann.